Mittwoch, 17 April 1957

Orpheus im Hafen (C)

Nichts ist hier,
was man unbedingt gesehen haben müsste;
nicht wegen Denkmälern gefällt es mir hier,
sondern weil es Stunden gibt,
05 wo du hier tiefer in Venedig bist als selbst am Rialto:

Am  Herberghügel,
das Ohr dem Klang der Sterne geschärft,
die über dem Hafen tönen;
wenn auch zu fern, als dass nicht die Schreie
10 der Lötlampen kälter aus den Docks übers Wasser
hinschliffen und wüchsen. // 04v

Klammere dich nicht an meinen Arm,
du sollst dich nicht fürchten,
wenn du das grosse Gesicht weiss liegen siehst zwischen den Schiffen,
15 mit offenem Mund,
verstummt und wie schlafend.
Du sollst dich nicht fürchten, weil eine geheime
Strömung es sogar in diesen entlegenen Hafen herschwemmte 
Städte und Häfen magst immer du fliehen,
20 ich glaube, immer fände dichs wieder.

Drum sieh drüber weg und steige ganz auf den Hügel;
von da ists einfach der Mond,
der bescheiden mit Sternen, wenn dus nur willst,
liegt zwischen den Schiffen im Becken:
25 Du sollst dich nicht fürchten.


Blatt 04r (A-5-d_02_022.jpg)

C Orpheus im Hafen

Nichts ist hier,

was man unbedingt gesehen haben müsste;

nicht wegen Denkmälern gefällt es mir hier,

sondern weil es Stunden gibt,

05 wo du hier tiefer in Venedig bist als selbst am Rialto:

Auf den Stufen des Herberghügels

Am  Herberghügel,

das Ohr dem Klang der Sterne geschärft,

die über dem Hafen tönen;

wenn auch zu fern, als dass nicht die Schreie

die Lötlampen in den Docks

der Lötlamp kälter aus
10 der Lötlampen in den Docks übers Wasser

kälter hinschliffen und wüchsen. //

Blatt 04v (A-5-d_02_023.jpg)

Klammere dich nicht an meinen Arm;;

du sollst dich nicht fürchten,

wenn du das grosse Gesicht weiss liegen siehst zwischen

den Schiffen,

15 mit offenem Mund,

verstummt und wie schlafend.

Du sollst dich nicht fürchten, weil eine geheime

Strömung es sogar in diesen entlegenen Hafen herschwemmte

Städte und Häfen magst immer du fliehen,

20 ich glaube, immer fände dichs wieder.


Drum sieh drüber weg und steige ganz auf den Hügel;

von da ist(s einfach der Mond,)
von da ist  das weisse Gesicht

(einfach der Mond), der sich bescheiden mit Sternen ,

(liegt)
(ruht) zwischen den Schiffen im Becken: 

\ ↑↑ wenn dus nur willst. –↑↑

25 Du sollst dich nicht fürchten.

17.4.57
1.5.57

 

  • Details:

    V. 23 Emendation: willst. – → willst,

  • Besonderes:

    Bräunliches Papier; Blatt beidseitig beshrieben; Fortsetzung 1.5.1957

  • Letzter Druck: GEDICHTE 1960
  • Textart: Verse
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Strophen: ja
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-d/02_004
  • Seite / Blatt: 04r/v

Inhalt: 89 Manuskripte und 11 Typoskripte zu 24 Gedichten und 2 szenischen Texten (2 Endfassungen)
Datierung: 27.11.1956 – 31.12.1957
Textträger:114 Einzelblätter (A4-Format); v.a. durchscheinende Makulatur von Gedichttyposkripten und bräunliche Blätter
Umfang: 27 Dossiers, 192 beschriebene Seiten
Publikation: GEDICHTE (10), Verstreutes (2)
Signatur: A-5-d/02 (Schachtel 37)
Herkunft: Mappe EG 57

Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

Weitere Fassungen

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Manuskripte 1957 (Datum)
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