Inhalt: 95 Manuskripte zu 40 Gedichten (19 Endfassungen)
Datierung: 8.2.1952 – 16.12.1952
Textträger: 91 Einzelblätter (A4-Format)
Umfang: 46 Dossiers, 93 beschriebene Seiten
Publikation: Die verwandelten Schiffe (1 Gedicht), Verstreute (1 Gedicht)
Signatur: A-5-c/03 (Schachtel 34)
Herkunft: Hellblaue Mappe EG 1952; beige Mappe EG 52 VD
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften
Die Landschaft, Tempel meinem heissen Traum,
der Halle Kühle, triefend übern Saum
des kahlen Gartens ins Verlies,
wo hellste Blume Blatt und Düfte liess
05 dem dumpfen Ruche und dem eklen Span:
wo ist der Uhu, der dies Ärgste sann
dem kindischen Träumer, der am Wege gab,
wohl unbedacht, dem Schlaf,
sich, alpbeschwertem Grab.
10 Und bist erwacht du an dem leeren Tisch:
die Strasse draussen rülpst und kaut den hellen Fisch,
der lebt und glänzt im klaren Element,
ein gräulich schon verwesendes Gemisch,
in ihrer Gier aus Gängern und Geknirsch
15 der Strassenbahn:
den Schergen fiel er hin
und seine Reste Eingeweihte schaun,
die seinen Thron und schön bewegten Sinn
des Flossenspiels im Traume fahn.
Die Landschaft, Tempel meinem heissen Traum,
blich Abends klagend, triefend übern Saum
des wilden Gartens ins Verlies,
wo hellste Blume Blatt und Düfte liess
05 dem dumpfen Ruche und dem eklen Span:
Wo ist der Uhu, der dies Ärgste sann
dem kindischen Träumer, der am Wege gab
dem Schlaf sich unbedacht und alpbeschwertem Grab?
Nun bin erwacht ich an den leeren Tisch,
10 die Strasse draussen rülpst und kaut den Fisch,
der lebt und glänzt im klaren Element,
ein stinkend schon verwesendes Gemisch,
in ihrer Gier aus Händlern und Geknirsch
der Strassenbahn:
15 den Schergen fiel er hin,
und seine Reste nur Geweihte schaun,
die seinen Thron und schön bewegten Sinn
des Flossenspiels im Traume fahn.
Keiner kennt die Pinie wieder,
welche früher Liebe schattend,
welche erster, heisser Flamme
schattend warf den Schleier nieder.
05 Keiner kennt den Staubbach wieder,
welcher hoher Liebe schimmernd,
welcher hoher stiller Flamme
schimmernd warf Geschmeide nieder.
Jeder kennt die Sonne wieder,
10 die auf tote Liebe sengend,
auf die Aschenspur der Flamme
sengend stieg zum Tanz hernieder.
Streife mit den Schwingen, Vogel,
(wilder) Täler Hirtenfeuer.
Und die Träumer um die Gluten
wachen auf aus Schlummerdünsten
05 warmer Tiere
ins Gestirn des nackten Himmels,
mild gestillt durch deine Flügel,
nah herab bewegte Lider
mildern mir die Sternenwüste.
Streife mit den Schwingen, Vogel
wirrer Täler Hirtenfeuer,
dass die Träumer um die Gluten
wachen auf aus Schlummerdünsten
05 warmer Tiere,
ins Gestirn des nackten Himmels:
deine weissen Schwingen stillen,
nah herab bewegte Lider
mildern mir die Sternenwüste.
Streife mit den Schwingen, Vogel,
nächtiger Täler Hirtenfeuer,
dass die Träumer um die Gluten
wachen auf aus Schlummerdünsten
05 warmen Tiers
ins Gestirn des nackten Himmels;
deine weissen Schwingen mildern,
nah herab bewegte Lider
mildern kalter Sterne Brand.
Streife mit den Schwingen, Vogel,
nächtiger Täler Hirtenfeuer,
dass die Träumer um die Glut
wachen auf aus Schlummerdünsten
05 warmen Tiers
ins Gestirn des nackten Himmels:
deine weissen Schwingen mildern,
nah herab bewegte Lider,
mildern kalter Sterne Brand.
Liehst du das Ohr
doch dem Rauschen des unteren Brunnens,
der vom verschütteten Haus
im Garten quillend geblieben:
05 nur hörbar dir, Schläfer im Kraut.
Du stiegest hinab in die Kammer
und tränkest und trankest
aus den moosigen Brüsten
des Bildes, das heute noch lächelt:
10 wir aber fanden
tot den Gefährten, der lebt
und trugen den Leichnam
hinein in die Höhle.
Nicht sehend, dass hier endet der Gang
zum Gewölbe.
15 Schon kommt der Gestillte
und holt die verbrüderte Hülle
im Rauschen des unteren Brunens,
dem du liehest das Ohr.
Liehst du das Ohr
doch dem Rauschen des Brunnens,
der vom verschütteten Haus
unterm Garten quillend geblieben,
05 nur hörbar dir, Schläfer im Kraut:
und stiegest hinab in die Kammer
und trankst von den moosigen Brüsten
des Bildes, das heute noch lächelt.
Wir aber fanden
10 tot den Gefährten, der lebt,
und trugen den Leichnam
abseits ins Gebüsch unterm Felsen
wo endet der Gang zum Gewölbe:
Schon kommst du Gestillter
15 und holst die verbrüderte Hülle
ins Rauschen des Quells unterm Garten,
dem wacher, Schläfer im Kraut,
du liehest das Ohr.
Nicht dass ich den Morgen vergässe unter verändertem Himmel,
Säule Gedächtnis erhebt sich mir auf Trümmern des Kirchleins,
das auf dem Berg ich einst wallfahrend besuchte,
einst da mein Gebet, verschleierte Fromme,
05 mühte auf Knien sich zum Altar,
überschwemmt ist er noch heute von Blumen der Sucht nach
Verehrung.
Aber die Stelle des Bildes ist leer, ob die Düfte
wohl betören die Taube dort am Gesims,
dass sie schwebe herbei und mit Gurren hüte den Altar?
Nicht vergass ich den Frühling im verdüsterten Juli,
Säule Gedächtnis erhebt sich mir auf Trümmern des Kirchleins,
das auf dem Berg ich einst alltäglich wallfahrend besuchte,
einstmals, da mein Gebet sich mühte auf Knien zum Altar.
05 Heute noch ist er voll von Blumen der Sucht nach Verehrung.
Aber die Stelle des göttlichen Bildes ist leer. Ob die Düfte
wohl betören die ruhende Taube dort am Gesimse,
dass sie schwebe herbei und gurrend hüte den Sockel?
Dunklen Bluts Rubinenblume
breitet abseits ihres Kelches
Blätter weit zur Schale aus,
ganz in Buchs und Dorn verborgen.
05 Doch sie füllt mit schwerem Duft
Mittagsgartens Sonnenplane,
überduftet alle Rosen,
aller Lilien Duft verweht
vor dem süssen, süssen Ruch,
10 der verborgnem Ort entströmt
ganz in Buchs und Dorn verborgen.
Dunklen Bluts Rubinenblume
breitet abseits ihres Kelchs
Blätter weit zur Schale aus:
ganz in Buchs und Dorn verborgen.
05 Doch sie füllt mit schwerem Duft
Mittagsgartens Sonnenplane,
überduftet alle Rosen,
aller Lilien Duft verweht
vor der schweren, süssen Woge,
10 all verhehlter Ort gebiert sie,
ganz in Buchs und Dorn verborgen.
Dunklen Bluts Rubinenblume
breitet sinnend schwere Blätter
lichtverhehltem Ort zum Ruhme,
ganz in Busch und Dorn verborgen
05 Doch sie füllt mit schweren Düften
Mittagsgartens Sonnenplane,
wogt empor an Rosenhüften
aller Lilien Haupt betörend
In der Nachtverzweiflung Retter
10 scheucht der Ruch des Gartens Sorgen,
bleibt die Blume überm Wahne,
schon den Morgenstern beschwörend.
Dunklen Bluts Rubinenblume
breitet sinnend schwere Blätter
licht verhehltem Ort zum Ruhme,
ganz in Busch und Dorn verborgen.
05 Doch sie füllt mit Taumeldüften
offnen Gartens Mittagsplane,
wogt empor an Rosenhüften,
eh sie Lilien betört.
In der Nachtverzweiflung Retter
10 scheucht der Ruch des Gartens Sorgen,
bleibt die Blume überm Wahne,
die den Morgenstern beschwört.
Dunklen Bluts Rubinenblume
breitet abseits ihren Kelch,
ihre Blätter weit zur Schale:
ganz in Busch und Dorn verborgen
05 Doch sie füllt mit schwerem Duft
Mittagsgartens Sonnenplane,
wogt empor an Lilienhüften
überduftet alle Rosen.
In der Nachtverzweiflung Retter,
10 scheucht des Gartens Alb die Blume,
schon den Morgenstern beschwörend:
ganz in Busch und Dorn verborgen.
Dunklen Bluts Rubinenblume
breitet, abseits sinnend, Blätter
reifen Kelchs zur weiten Schale
ganz in Busch und Dorn verborgen.
05 Doch sie füllt mit schwerem Odem
Mittagsgartens offne Plane,
wogt empor an Lilienhüften,
überduftet alle Rosen.
In der Nachtverzweiflung Retter
10 scheucht des Gartens Alb die Blume,
schon den Morgenstern beschwörend:
ganz in Busch und Dorn verborgen.
Sträubte wandelnd Tier Gefieder,
fiel der Pelikan hinab,
äugt es aus dem Moder wieder:
Kröte in dem eklen Grab
05 unter den geborstnen Stufen
jene hält, die nicht mehr rufen.
Lichtes Tier, das Leben spendet,
dunkles, das verzaubert äugt:
Herrschaft dort im Blut verspendet,
10 hier ein Krönlein sie bezeugt:
in der Gruft das böse Licht
Macht der Kröte dichter flicht.
Nächtens fällt des Stromes laue Woge
in dies Gemach und reisst
den Vorhang von der Tür,
vom Bilde Davids mit dem abgeschlagnen
05 blutigen Haupt in Händen.
Da schwimmt nun tot herein all das Geziefer,
das an das Ufer kam ins Sonnenlicht,
die Spinnen und die Käfer, hell gepanzert.
Vielleicht dass sich ein Flügel hier noch regt,
10 ein Fühler, wenn der Strom sie trägt hinweg
in diese Kammer und hängt als
eklen Schmuck sie an die seidenen Tapeten,
an den Vorhang, wenn er stürzt.
Und schau, sie krabbeln verendend
15 auf dem blutigen Rumpf des Riesen,
die Raupe auf des Knaben siegesrosige Wange:
Strom in der Nacht, o laue Woge,
die überflutet, flutet dies Gemach.
Nächtens fällt,
nächtens Stromes laue Woge
ins Gemach und reisst
vom Bilde Davids mit dem abgeschlagnen
05 blutigen Haupt in Händen
ab den Vorhang.
Tot schwimmt herein Geziefer,
Panzer der Käfer und die Spinnen:
hier noch regt ein Flügel sich,
10 bebt ein Fühler,
wenn der Strom sie steigend
hängt als eklen Schmuck an seidene Tapete,
Sturz des Vorhangs.
Schau, sie bekleckern endend
15 blutigen Rumpf des Riesen,
die Raupe noch zuletzt des Knaben
siegeshelle Wange,
Spülicht und Satz der
Woge, die nächtens ins Gemach,
20 Stromes laue Woge
nächtens fällt.
Nächtens fällt des Stromes laue Woge
ins Gemach und reisst von Davids Bild
mit dem abgeschlagnen Haupt in Händen,
weg den Vorhang, und Geziefer schwimmt
05 tot herein, der Käfer Panzer, Spinnen.
Hier noch regen Fühler sich und Flügel,
wenn der Strom an seidene Tapeten
hängt den eklen Schmuck und an den Vorhang.
Schau, sie bekleckern, endend, Rumpf des Riesen,
10 Raupe noch zuletzt des Knaben Wange,
siegeshelle, Spülicht, Satz der Woge,
Stromes laue Woge nächtens im Gemach.
Nächtens fällt des Stromes laue Woge
ins Gemach und reisst von Davids Bild
mit dem abgeschlagnen Haupt in Händen
weg den Vorhang, und Geziefer schwimmt
05 tot herein, der Käfer Panzer, Spinnen.
Hier noch regen Fühler sich und Flügel,
wenn der Strom an seidene Tapeten
hängt den eklen Schmuck und an den Vorhang.
Schau, sie bekleckert, endend, Rumpf des Riesen,
10 Raupe noch zuletzt des Knaben Wange,
siegeshelle, Spülicht, Satz der Woge,
Stromes lauer Woge nächtens im Gemach.
Nächtens stürzt der Strom in lauer Woge
ins Gemach und reisst von Davids Bild
mit dem abgeschlagnen Haupt in Händen
weg den Vorhang, und Geziefer schwimmt
05 tot herein, der Käfer Panzer, Spinnen.
Hier noch regen Fühler sich und Flügel,
die der Strom an seidene Tapeten
hängt als ekler Hochzeit Kranzeszierde.
Schau, sie bekleckert, endend, Rumpf des Riesen,
10 Raupe noch zuletzt des Knaben Wange,
siegeshelle, Spülicht, Satz der Woge,
Stromes lauer Woge nächtens im Gemach.
Moder hängt an Rosenkränzen,
die da schwanken her und hin,
hin und her von Säul zu Säule.
Moder hängt an Rosenkränzen,
05 die da opfern Götternbildern
moderigen Zweifelduft.
Von dem Obelisken hier
zu dem Obelisken dorten
hängen, schwanken Rosenkränze,
10 moderige Rosenkränze,
Zweifeldüfte: von dem Tempel
tragen sie zum andern Tempel,
Knaben, Mädchen in der Nacht,
Knaben bringen Moderkränze,
15 modrig süsse Rosenkränze,
Kränze, Kränze, Moderkränze.
Weiss sind jetzt die Rosenkränze,
weiss vom faulem Moderweiss,
weiss vom Zweifelduft am Morgen:
20 Zürnend schaun die Götterbilder,
zürnend von den Säulen her
auf die schwanken Rosenkränze,
weisse, faule Moderkränze,
die sie hin einander werfen,
25 Obelisk den Obelisken:
Nacht, nur Nacht die Rosen zeitigt,
Dämmerung sie eilig fällt, // 02
schwanken eine kurze Weile
moderig von Säul zu Säule,
30 Kränze, Kränze, Rosenkränze,
moderige Rosenkränze.
Moder hängt an Rosenkränzen,
die da schwanken her und hin,
hin und her von Säul zu Säule,
opfern finstern Götterbildern
05 moderigen Zweifelduft.
Kränze von dem Obelisken
schwanken zu den Obelisken,
Obelisken hier und dort,
hängen, schwanken Rosenkränze.
10 Zweifeldüfte nachts vom Tempel
tragen Knaben zu dem andern
Tempel, Mädchen ahnungslos,
bringen faule Moderkränze,
Rosenkränze Moderkränze,
15 weiss im Zweifelduft am Morgen.
Finster schaun die Götterbilder,
finster von den Säulen her,
zürnend auf die Rosenkränze,
hoch einander warf sie hin
20 Obelisk dem Obelisken.
Nacht, nur Nacht die Rosen zeitigt, // 04
Dämmerung sie eilig fällt,
schwanken eine kurze Zeit
modrig noch von Säul zu Säule:
25 Kränze, Kränze, Rosenkränze,
moderige Rosenkränze.
Empor dreht hoch die Säule aus Porphyr,
bis wo der gipserne Torso höhnisch
sie krönt: der starke Tänzer stets am selben Ort
bewegt, besitzend dennoch diese ganze Grotte,
05 die sich unendlich ins Gebirge[,] dehnt
ins schwere, gelockert nur durch diese Grotte:
wir ahnen alle nur die ferne Wölbung,
wenn Tropfen uns fallen in das Haar.
Hier tanzt die Säule, dreht sich nach Gesang
10 der Mädchen dort am Quell,
immer gehöhnt vom Torso, alberner Bekrönung,
der sich wiegt, der gipserne, und schnell sich
schmiegt der runden Drehung,
fangend vom Licht des Morgens,
15 – Taube, die fällt durch eine kleine Lücke
auf einmal herab –, den ersten Strahl,
vom Licht des Morgens immer grinsend, schäbig.
Höhnisch krönt aus schäbigem Gips der Torso
hochgewundner Porphyrsäule Tanz:
starker Tanz am selben Ort allein
hat zu eigen diese ganze Grotte,
05 die sich unterm schweren Felsen dehnt.
Alle ahnen nur die ferne Wölbung,
wenn die Tropfen fallen in das Haar.
Immer tanzt die Säule, dreht sich, horchend
Liedern Mädchen dort am Quell,
10 stets gehöhnt vom Torso, der sich albern,
gipsern schmiegt der runden Drehung an,
fängt die Taube weg, die durch die Lücke
fällt herab am Morgen, erstes Licht.
Grinsend fängt er es der schönen Säule weg.
Höhnisch krönt der Torso, schäbiger Gips
hochgewundenen Tanz der Porphyrsäule:
unverrücktem Tanz am selben Ort
wird zu eigen diese ganze Grotte,
05 die den schweren Felsen unterdehnt:
alle ahnen nur die ferne Wölbung,
wenn die Tropfen fallen in das Haar.
Nur die Säule fasst sie, tanzend nach den
Liedern dreier Mädchen dort am Quell,
10 stets gehöhnt vom Torso, der sich albern
wendig schmiegt der runden Drehung an.
Der die Taube fängt, die durch die Lücke
fällt herab am Morgen, erstes Licht,
weg der Säule fängt mit bröckelndem Genick.
Unverrücktem Tanz der Porphyrsäule
wird zu eigen diese nächtige Grotte,
die den Felsen riesig unterdehnt.
Wo wir andern fürchten nur die Wölbung,
05 wenn die Tropfen fallen in das Haar,
fasst in ihren Wirbel sie die Säule,
stets gehöhnt vom Torso, der sie albern
krönt, sich schmiegt der schnellen Drehung an.
Ja, die Taube fängt er weg, die durch die
10 Lücke schwebt herab, mit spröden Stümpfen
fängt er weg der Säule einzigen Strahl.
Unverrücktem Tanz der Porphyrsäule
wird zu eigen diese nächtige Grotte,
die den Felsen riesig unterdehnt.
Wo wir andern fürchten nur die Wölbung,
05 wenn die Tropfen fallen in das Haar,
saugt in ihren Wirbel sie die Säule.
Stets gehöhnt vom Torso, der sie gipsern
krönt, sich schmiegt der schnellen Drehung an.
Ja, die Taube fängt er weg, die durch die
10 Lücke schwebt herab, mit spröden Stümpfen
fängt er weg der Säule einzigen Gast.
Wo wir andern fürchten nur die Wölbung,
wenn die Tropfen fallen auf das Haupt,
saugt in seinen Wirbel diese Grotte,
die den Felsen riesig unterdehnt,
05 unverrückter Tanz der Prophyrsäule.
Wenn uns andre immer höhnt die Wölbung
und die Tropfen speit auf unser Haupt,
saugt in seinen Wirbel nächtige Grotte,
die den Felsen riesig unterdehnt,
05 unverrückter Tanz der Porphyrsäule.
Aber sie, zum Hohne, krönt der Torso,
gipsern hält er doch der Drehung stand.
Ja, die Taube fängt er weg, die durch die
Lücke schwebt herab, mit spröden Stümpfen
10 fängt er weg der Säule einzigen Trost und Gast.
Wenn uns andern immer speit die Wölbung
höhnisch schreckend Tropfen auf das Haupt
Wendest du dich, schmerzende Kaskade,
diesem Garten zu,
wenn er perlenträchtigem Gestade
längst entsagte und dem reinen Bade
05 sich entriss der Bergesöde zu?
Schwemmst du ins Geröll die Trostagaven,
strahlend überm Sturz:
wenn die Hirten unter deinem Donner schlafen
deine Stimmen ihre Träume trafen
10 finden sie den Zauberwurz.
Wendest du dich, schmerzende Kaskade,
diesem Garten zu,
wenn er perlenträchtigem Gestade
längst entsagte und dem reichen Bade
05 sich entriss der Bergesöde zu?
Schwemmst du ins Geröll die Trostagaven,
strahlend überm Sturz:
Hirten, die in deinem Donner schlafen,
wenn die Stimmen ihre Träume trafen,
10 finden bald den Zauberwurz.
Brach das Füllhorn, das uns ganz genügte,
giessend Balsam in das Haus,
duften Jahr um Jahr noch von den Scherben
jener Gärten Blumen aus.
05 Jener Gärten, wo der Seher züchtet
aus der nachtverschlossnen Qual,
wenn sich Zedernwipfel lichtet,
neuer Blumen Wahl.
Aus der neuen Blumen einer
10 presst er, jäh bestimmt, verheissnen Saft:
stark wie Wein und als der Honig reiner
herrsch er, Hornes Mittelkraft.
Mittelkraft des Horns allein genügte,
brach es, brach mit ihm das Haus,
15 Folterblume noch in Scherben,
reicher stets zu spenden Düfte aus.
Tag, wo vor des Himmels roher Röte
Tempels metallne Wandung fällt
und die Kämpfer aus den Kammern dringen,
Klageton der Hörner dröhnt verloren
05 Siechen in geborstne Fenster,
wo sie werfen blutige Laken weg.
Aber auf der Schwelle sitzt der Sänger,
hebt Gesang, den lautern Kelch
in den Flammensturm empor, und alle,
10 alle werfen ihm den Sold, ob
schlagend, selbst gefällt vorüber taumelnd,
werfen Sold dem treuen Fremdling hin.
Tag, wo vor Himmels roher Röte
fällt des Tempels metallene Wandung
und aus den Kammern die Kämpfe quellen:
Klageton der Hörner dröhnt
05 Siechen ins geborstne Ohr,
und sie werfen blutige Laken fort.
Aber auf der Schwelle hebt der Sänger
lauteren Kelch des Lieds
zum Flammenmund empor, um ihn zu stillen,
10 der unersättlich säuft
die Wasser auch der tiefsten Bergeshöhlen
und stillt ihn wirklich:
Da die Najaden alle auf dem Trocknen röcheln,
erlischt die Röte überm wüsten Feld,
15 eine schwarze Kruste deckt das erstarrende Metall
des Tempels alten Ort,
darin die Kämpfer sich ernüchtert winden.
Des Bläsers müden Lippen ist das Horn entfallen. // 02v
Und die Nackten raffen
20 schwarze Fetzen zitternd ans Gebrest.
Den Sänger frass des Tores stürzende Glut.
Vor Himmels Röte schmilzt
metallene Wandung des Tempels
und in den Kammern quillt
den Siechen ins geborstene Ohr
05 Klageton des Horns
sodass sie werfen fort die blutigen Laken.
Aber auf der Schwelle hebt der Sänger
lauteren Kelch des Lieds
empor zum Flammenmund, der unersättlich säuft,
10 dass es ihn stille:
wenn die Najaden alle auf dem Trocknen röcheln,
erlischt die Röte überm wüsten Feld,
geronnen deckt Metall, erkaltend
des Hauses alten Ort,
15 wo das Horn entfiel des Bläsers Lippe
und die Nackten raffen
verkohlte Fetzen aus Gebrest.
Riss ich nicht aus mir das Auge,
schmerzte nicht Glut
immer noch
und immer noch Mühsal der Wandrung?
05 Jetzt noch dringt mir das Bild
der Büsche am Hang
und der Schleier der Nymphen,
Sibyllenwort aus der Höhle,
Tanz der gestaffelten Vögel:
10 über den Büschen und Höhlen und dem Wort in der Höhle
regerer Schmuck um den kahlen Gipfel
dringt mir noch in das Auge.
Einzig die Nacht
steigt mir ins Fenster zu ruhen,
15 trägt auf der Schulter den Vogel:
Wort der Sibylle entsiegelt,
kündend den künftigen Altar.
Täglich weht
über die Büsche am Hang
der Schleier der Nymphe,
schreckt aus der Höhle das Wort der Sibylle
05 die gestaffelten Vögel zum Tanz,
regerem Schmuck um den Gipfel.
Einzig die Nacht
steigt mir ins Fenster, zu ruhen,
trägt auf der Schulter die Eule und öffnet
10 das Wort der Sibylle.
Die gestaffelten Vögel vom Tanz
weist in die Höhle zurück zum Wort der Sibylle,
zieht den Schleier der Nymphe
weg von den Büschen
15 einzig die Nacht.
Sonne, Monde gleiten in den Schlund
glühen Drachs am Himmelsrand:
Wilder späht er übers Band,
das der Hirte zog ums Insel-Rund,
05 wo die Lämmer weiden blindlings in der Nacht.
Trug geschorner Flockenwolle hohe Fracht
still hinweg das Schiff, vom Insel-Rund
findend einen Pass im Band,
barg er hinter Himmelsrand
10 mehr als Sonnen vor dem glühen Schlund.
Und bist erwacht du an dem eklen Tisch,
die Strasse draussen kaut und rülpst den Fisch,
der dennoch lebt und glänzt im Element,
ein stinkend hier verwesendes Gemisch
05 aus Gier der Händler und Gefluch, Geknirsch
der Strassenbahn:
den Schergen fiel er hin,
wo sind, die seiner Glorie nahn,
den Meeresthron und schön bewegten Sinn
10 des Flossenspiels im Traume fahn?
Und bist erwacht du an dem eklen Tisch,
die Strasse draussen kaut und rülpst den Fisch,
der denooch lebt und glänzt im Element,
im stinkend hier verwesenden Gemisch
05 aus Händlergier und Fluch, Geknirsch
der Strassenbahn:
den Schergen fiel er hin.
Wo sind, die seiner Glorie nahn,
den Meeresthron und schön bewegten Sinn
10 des Flossenspiels im Traume fahn?
Die tiefe Quelle steigt und quillt ins Bild,
das auf dem regen Spiegel zweifelnd schwebt,
hinab mich lockt, zwar schön doch unbelebt:
es will des Blutes Feur und Pulse wild
05 vermählen sich im drohenden Gefild.
Wend ich zurück ins Spiel der Freunde mich
und trinke Lichts und Lachens starken Wein,
quillt stärker stets der Quell. Das Bild allein,
da Spiegel bricht, nicht heil erhält er sich:
10 weil vor dem Flehn um Blut ich schaudernd wich.
Mond ist gross als Lampe uns entzündet,
Glocke giessend lichten Klang ins Ried;
wo die Vögel, halb im Schlafe, plätschern
schwebt uns bald die Fülle Lichts ums Haupt:
05 von des Tages wirrem Weg bestaubt,
lechzen wir im nächtigen Quell zu plätschern
und zu lassen fürs Gebirg das Ried,
wo sich jäh der nackte Busch entzündet.
Seine Flamme, Mond verdrängend, kündet
10 jenen Vogel, der sich selbst verbrannt:
nahe Ankunft mit entblössten Füssen
wir erflehen, dass uns selbst erneut
Phönix, sammelnd Glieder, die zerstreut,
Asche rings, dass mit behenden Füssen
15 wir uns, wenn uns Haut und Haar verbrannt,
nahn der Ödnis, die den Gipfel kündet.
Mond, die grosse Glocke ist entzündet,
giesst den lichten Abendklang ins Ried,
Wasservögel, halb im Schlafe, plätschern.
Bald schon tönt uns voller Glanz ums Haupt.
05 Von des Tages Steppengang bestaubt,
lechzen wir, im nächtgen Quell zu plätschern
und zu lassen fürs Gebirg das Ried,
wo sich jäh der nackte Busch entzündet.
Seine Flamme, Mond verdrängend, kündet
10 jenen Vogel, der sich selbst verbrannt:
wir erflehen mit entblössten Füssen,
dass, aus Asche jugendlich erneut,
Phönix sammle Brüder, die zerstreut,
uns vereine; mit behenden Füssen
15 dass wir, deren Kleid und Haar verbrannt,
nahn der Ödnis dann, die Gipfel kündet. // 02v
Hier nun erst sind Hang und Tal verbündet,
dünstet tief das Ried mit mancher Brut,
Quellen singen, die zu Tale wachsen,
20 in den Pausen, wenn der grosse Mond[,]
abschwillt und ihn sanfte Wolke lohnt:
dann steigt Vogel, und die Flügel wachsen,
tot noch eben, Feuerbusches Brut,
heisse Loh, dem obern Glanz verbündet.
Mond, die grosse Glocke, schwebt entzündet,
giesst den lichten Abendklang ins Ried.
Wasservögel, halb im Schlafe, plätschern,
eh uns tönt der volle Glanz ums Haupt.
05 Von des Tages Steppengang bestaubt,
lechzen wir, im nächtgen Quell zu plätschern
und wir lassen fürs Gebirg das Ried,
wo sich jäh der nackte Busch entzündet.
Lohe Flamme, Mond verdrängend, kündet
10 jenen Vogel, der sich selbst verbrannt:
wir erflehen mit entblössten Füssen,
dass, aus Asche jugendlich erneut,
Phönix sammle Wandrer, die zerstreut,
dass wir sichrer, mit behenden Füssen
15 stark vereinte, Haar und Schuh verbrannt,
nahn der Ödnis dann, die Gipfel kündet.
Hier zuerst sind Hang und Tal verbündet,
dünstet tief das Ried mit mancher Brut,
Quellen tönen, die zu Tale wachsen,
20 in den Pausen, wenn der grosse Mond
abschwillt und ihn sanfte Wolke lohnt:
dann steigt Vogel, und die Flügel wachsen,
tot noch eben, Feuerbusches Brut,
heisse Loh, dem obern Glanz verbündet.
Eh die grosse Glocke, sanft entzündet,
giesst den lichten Abendklang ins Ried,
Wasservögel, halb im Schlafe, plätschern.
Tönt uns nun der volle Glanz ums Haupt,
05 das der heisse Steppengang bestaubt,
lechzen wir, im nächtigen Quell zu plätschern:
und wir lassen fürs Gebirg das Ried;
jäh sich dort der nackte Busch entzündet.
Seine Flamme, Mond verdrängend, kündet
10 jenen Vogel, der sich selbst verbrannt:
wir erharren mit entblössten Füssen,
dass, aus Asche jugendlich erneut,
Phönix sammle Wandrer, die zerstreut
und uns sende, auf behenden Füssen,
15 unverweilt, ob Haar und Schuh verbrannt,
karger Weide zu, die Gipfel kündet.
Hier zuerst sind Hang und Tal verbündet,
dünstet tief das Ried mit mancher Brut,
Quellen tönen, die zu Tale wachsen,
20 in den Pausen, wenn der grosse Mond
abschwillt und ihn sanfte Wolke lohnt:
dann steigt Phönix, und die Flügel wachsen,
tot noch eben, Feuerbusches Brut,
heisse Loh, dem Himmelsglanz verbündet.
Hände jener vier, die sehen, heben
Thron empor in Prunk der Engelwolken,
heben also, dass der Sturm des Blicks
schweren Stuhl erleichtert, ja, er schwebt,
05 himmlisches Geschmeide selber schon.
Keiner wagt ihn, ob sich jeder auch
Herrscher dünkt im Herzen, zu ersteigen.
Fürchtend, dass er an so hohem Ort,
ganz verwandelt, wandelte die Welt
10 in die Himmelssphären, und so, taumelnd,
stiesse den Palast in Schutt ohn Antlitz.
Hände vierer Gründer-Väter heben
Thron empor in Tanz der Wolken, Geister,
heben mühlos, da der Brand des Blicks
schweren Stuhl erleichtert, ja, er schwebt,
05 himmlisches Gerät schon selber, dass
keiner wagte, ob sich jeder auch
Herrscher dünkt im Haupt, ihn zu besteigen.
Fürchtend, dass er an so hohem Ort,
ganz erhoben, höb empor die Welt
10 in die Himmelssphären und die schwere
stürzte rückwärts in den Schutt ohn Antlitz.
Hängen Waldes Schattennetze nieder,
spüren Hunde kleffend nach dem Reh:
dass es sinkt in falbe Kräuter nieder,
glüher Nüstern Beute, reines Reh,
05 das sie auf der Fährte manchen Wildes rochen.
Glüher Mäuler, die nun stillt das Reh,
fallend Geifer-Gier zur Atzung nieder,
Hundegier, die lodert nach dem Reh,
irre, wenn die Netze hängen nieder.
Nächtens fallen Königsbrüder
von des Waldes Mitte aus,
fallen in das Jägerlager,
stören Jägerabendschmaus:
05 wo die Flamme gleissnerisch
leckt empor am toten Hirsch.
Treiben jauchzend Königsbrüder
Herrn und Knechte feldhinaus,
reinigen im Jägerlager,
10 Opferer, den eklen Schmaus:
dass auf steinerm hohem Tisch
kehr nach Haus der heile Hirsch.
Quelle springt dem Meere kindlich zu,
spricht geschwätzig in den schweren Sang
starken Läufers, der zum Felsen brandet.
Zarter Schwester plätscherndes Begrüssen
05 reizt, den keiner hält zum hohen Griff,
dass er, schäumend, übersteigt das Riff,
stürzt hinan und, krankend nach der Süssen,
zu der Überraschten Füssen landet
Muschel, Stern und Krebs. Behängt mit Tang
10 fasst er sie und küsst den Mund ihr zu.
Quelle springt dem Meere kindlich zu,
spricht geschwätzig in den schweren Sang
starken Läufers, der zum Felsen brandet.
Kleiner Schwester plätscherndes Begrüssen
05 reizt, den keiner hält, zum hohen Griff,
dass er, schäumend, übersteigt das Riff,
stürzt hinan und, krankend nach der Süssen,
vor der Überraschten Füssen landet
Muschel, Stern und Krebs. Behängt mit Tang
10 fasst er sie und küsst den Mund ihr zu.
Die Flöte rief, da wir noch immer fielen
tief ins Genist und tief, tief ins Gebirg,
uns sichernd zu, dass wir des rechten Falls
gestürzt und uns getrost ihm liessen
05 ohn all Gefahr mit Geist und Seel und Leib.
Wenn auch der Flügel schwarzen Nestlings als
Dämonenfittich wachsend mit uns sinkt,
so rinnt der Sand doch lauterster Gesteine,
rinnt im Kristallstaub selbst das reine Gold
10 von Wänden her, wohin wir endlich stürzen
und schäumt mit Schimmer über Schwingennacht.
Die Flöte rief, da wir noch immer fielen
tief ins Gestrüpp und tief, tief in den Fels,
uns sichernd zu, dass wir des rechten Falles
gestürzt und uns getrost ihm liessen:
05 Wenn auch der Flügel schwarzen Nestlings, als
Dämonenfittich wachsend, mit uns sank,
so rann der Sand doch lauterster Gesteine,
und im Kristallstaub rann das lichte Gold
von Höhlenwänden, wo wir endlich hielten,
10 und überschäumte das geborstne Aas.
Die Flöte rief, als wir noch immer fielen
durch wirre Disteln tief, tief ins Gebirg,
uns tröstend zu, dass wir des rechten Falls
gestürzt und uns getrost ihm liessen:
05 Wenn auch der Flügel schwarzen Nestlings, als
Dämonenfittich wachsend, mit uns sank,
so rann der Sand doch lauterster Gesteine,
und im Krstallstaub rann das lichte Gold
von Höhlenwänden nieder, wo wir endlich hielten,
10 bis es die schwarze Schwinge überschäumt.
Ich sitz am Säulenstumpf der Nacht und werfe
nach dem Polypen, der gen Westen sinkt,
das Netz und fange schliesslich nur den Mond:
sein Schwimmen ohne Flossenregung tröstet
05 mit vieler Sternenfischchen Wimperschlagen
gar bald mich, wenn ich leise aus der Flut
die Beute zieh zum Säulenstumpf der Nacht.
Wechselt nicht der Fischer Steg und Strand,
dass er jenen schönsten fände,
dass er lachend auf die Lände
zög den Haifisch, der sein Boot berannt.
05 Bringt er hoch ihn nicht die schroffen Wände,
ob er lang auch ächzend riss,
sich die Zunge blutig biss,
schafft er’s leicht auf weichem Sandgelände:
wo das stumme Maul die Angel greift
10 trägt’s der Tiefe Rauschen
macht das Ohr des Fischers lauschen:
der nun Träume wach mit Sinnen greift.
Überstanden wär dies,
wenn uns die Flamme trüge
nächtens leuchtend hinweg
über den brauenden See.
05 Hob sie uns Kauernde auf vom felsigen Ufer,
was denn fürchteten wir,
dass auf die Insel
nimmer wir fänden zurück?
Überstanden ist dies,
10 da uns die Flamme erfasste,
die aus dem Himmel herab
fuhr und uns rückte hinweg
schnell den glühenden Weg,
aus der Flut ragt die Heimat,
15 Gipfel, der uns gezeugt,
halten und glänzen sie dort
Winden und Sternen ein Sitz.
Überstanden wär dies,
wenn uns die Fackel trüge
nächtens flammend hinweg
über den brauenden See.
05 Hob sie uns Kauernde auf vom felsigen Ufer,
was denn fürchteten wir,
dass auf die heimische Insel
nimmer wir fänden zurück?
Da uns die Fackel jäh
10 griff vom Himmel hernieder
und uns rückte hinweg
schnell den verglühenden Weg,
ragte der Gipfel herauf, der unvergessne,
Winden und Sternen ein Sitz,
15 wo sie noch halten und glänzen:
Überstanden ist dies. –
Überstanden wär dies,
wenn uns trüge die Fackel
nächtens flammend hinweg
über den brauenden See.
05 Hob sie uns Kauernde auf vom nächtigen Ufer,
was denn fürchteten wir,
dass auf die heimische Insel
nimmer wir fänden den Weg?
Da uns die Fackel jäh
10 griff vom Himmel hernieder
und uns rückte hinweg
schnell die versprühende Bahn,
ragte der Gipfel bald, den stets wir erinnert,
Winden und Sternen ein Sitz,
15 wo sie noch halten und glänzen:
Überstanden ist dies. –
Überstanden wär dies,
wenn mich trüge die Fackel
nächtens flammend hinweg
über den brauenden See.
05 Höb sie mich Kauernden auf vom Felsen am Ufer,
was denn fürchtete ich,
dass nach der heimischen Insel
nimmer ich fände das Schiff?
Da mich die Fackel jäh
10 griff vom Himmel hernieder
und mich rückte hinweg
schnell die versprühende Bahn,
da der Gipfel herauf, den Sternen und Winden,
wo sie noch halten, ein Sitz,
15 ragte, den stets ich erspähte
Überstanden war dies –.
Den schwebenden, den steigenden Ballon,
wer hält den Traum,
der aller Last entbehrt
und streift den Saum:
05 wo noch der Nachen voll
und fruchtbeschwert
fährt Tag hinweg? – Der Baum
fängt mit den Ästen schon
den schwankenden, den sinkenden Ballon.
Trinkt der Mond, in Dunst verschwommen
Abendschein,
schimmert selbst, von Nacht benommen,
bleich herein:
05 lischt Gebirges Schneegeschmeide,
jählings matt,
zeichnet scharfe, knappe Kreide
Fels und Blatt.
Trank der Mond, in Dunst verschwommen,
Abendschein,
steigt er selbst, von Nacht benommen,
bleich herein:
05 löscht des Berges Schneegeschmeide,
zeichnet matt
mit der harten, knappen Kreide
Fels und Blatt.
Kennst du mich, der eh dich küsste,
kennst du meiner Lippe Brand,
kennst du, deren Nacht ich süsste,
mich am duftenden Gewand?
05 Ja, du bist’s, den ich vernommen,
schönrer Schall als Tamburin:
Wehn und Wort ist angekommen
schon die Lippe aufgenommen;
statt vorm Feuer schnell zu fliehn,
10 such ich Kühlung mittendrin.
Brach den Fels die starke Quelle,
jung entzückt
stieg beglückt
nochmals greisen Stromes Welle,
05 warf die Schäume, helle Bälle,
warf und nahm sie schnell zurück.
Der den Krug so lange leerte,
Alter mag
diesen Tag
10 weil das Kind im Spiel er ehrte,
spielen, doch eh Nacht ihm wehrte,
meerwärts, das zu Sinne heimlich lag
Brach den Fels die starke Quelle,
lichtentzückt,
stieg beglückt
nochmals greisen Stromes Welle,
05 warf die Schäume, helle Bälle,
warf und nahm sie schnell zurück.
Der den Krug so lange leerte,
Alter mag
diesen Tag,
10 spielen, was das Kind ihn lehrte,
fliesst er doch, da Nacht ihm wehrte
ganz ins Meer, das lechzend lag.
Dieser noch einzig am Himmel lichtere Hügel,
schau doch, wie nun auch er, zaudert
zuerst und dann schnell, als fürchtet’ er schnellere Reue,
am Zipfel das Laken ergreift, das dunkle,
05 und sich verhüllt.
Schüchtern erglimmt in der Hütte
am Hang die Lampe und steht
bald sicher scheinend im Fenster:
wissende Priesterin sie, zieht den Verirrten hinan.
Eh du nicht sahest den Himmel
und seine strahlende Glorie,
blieb dir als Licht in der Höhle
nur die rauchende Fackel,
05 trieb dir das Salz
aus schmerzenden Augen
Jetzt erst trittst du heraus,
wo der einzig noch lichtere Hügel
zaudert zuerst und dann schnell,
10 als fürchtet er schnellere Reue,
am Zipfel das Laken ergreift,
das dunkle, und sich verhüllt.
Eh du nicht sahest den Himmel,
trieb dir die rauchende Fackel,
einziges Licht in der Höhle,
Salz aus schmerzenden Augen.
05 Jetzt, wo du tratest heraus,
einzig noch licht war der Hügel;
zaudernd ergreift er schon,
schneller am Zipfel das dunkle
Laken, das ganz ihn verhüllt.
Eh du nicht sahest den Himmel,
trieb dir die rauchende Fackel,
einziges Licht in der Höhle,
Salz aus schmerzenden Augen.
05 Jetzt, wo du tratest hervor,
einzig war licht noch der Hügel:
zaudernd ergreift auch er,
schneller, am Zipfel das dunkle
Laken, das ganz ihn verhüllt.
Eh du nicht sahest den Himmel,
trieb dir die rauchende Fackel,
einziges Licht in der Höhle,
Salz aus schmerzenden Augen.
05 Jetzt, wo du trittst heraus,
einzig noch licht ist der Hügel:
Aber schon tastet auch er,
greift er schnell nach dem dunklen
Zipfel des Lakens.
Standst du, bis die letzte Wolke glitt
offnem Horn vorüber, im Gebüsch
heimlich, schlägt nun¿ aus dem Beet das Feuer,
fasst dich an und sengt von heisser Säule
05 letzte Hülle weg, sodass die prallen
Blumen springen auf, da ihre Gluten
fallen glühender auf sie zurück,
springt die Rose durstig auf inmitten,
saugt die Säule lang in ihren Grund,
10 bis das süsse Mark sie, jählings stürzend
spät berauscht, wenn sich das Horn vergoldet.
Standst du, bis die letzte Wolke glitt
offnem Horn vorüber, heimlich im
Holz und schlägt dann aus dem Beet das Feuer,
fasst dich an und sengt von heisser Säule
05 letzte Hülle weg, sodass die prallen
Blumen, da die Gluten alle auf sie
glühnder rückwärts fallen, springen auf,
springt die Rose durstig auf inmitten,
saugt die Säule lang in ihren Grund,
10 bis das süsse Mark sie, jählings stürzend,
überfüllt, wenn sich das Horn vergoldet.
Lagest du, bis hellem Horn vorüber
spät die Wolke glitt, versteckt im Holz,
schlug verwegen aus dem Beet das Feuer,
fasste, sengte von der heissen Lanze
05 letzte Hülle dir, sodass die prallen
Blumen, da die Gluten alle auf sie
glühnder rückwärts fielen, sprangen auf,
sprang die Rose durstig, als du bohrtest
ihr die Lanze bebend in den Grund,
10 saugte lang sie, bis das Mark entstürzte
jach der Lanze und die Rose füllte,
überfüllte, als das Horn verblich.
Spiegel zeigt mir,
was ich nimmer,
Tor, erkannt:
dass du ganz,
05 mit Leib und Sinnen
an mir festgebannt.
Dass die Woge,
die mich brausend
trägt und hebt,
10 deinen Mund und deinen Busen,
deinen Schoss mir zubewegt.
Stürzen wir in eins zusammen,
dass uns keiner trennt,
dass das allerschärfste Auge
15 nicht mehr kennt
Mund von Mund
und Glied vom Schoss umfangen.
Trinkst du noch so lang und durstig,
bleibt der Stein im Grund des Bechers,
glänzt und ruft,
lechzt die Lippe gieriger ihm zu,
05 schneller ist er dort zerflossen,
eh dich trankest bis zu ihm.
Hat ihn leicht hinabgeworfen
Wirtes reicher Scherz?
Oder wuchs er in der Beere,
10 süsser Sonne Bild,
mit dem Kern zur Milde reifend?
Bleibt der Stein im Grund des Bechers,
glänzt und ruft,
trinkt die Lippe lang und durstig
lechzt ihm gierig zu:
05 schneller ist er dort zerflossen,
eh dich trankst ihm zu.
Hat ihn leicht hinabgeworfen
reicher Scherz des Wirts?
Oder wuchs er in der Beere,
10 mit dem Kern zur Röte hoffend
süsser Sonne Bild?
Trinkt die Lippe lang und durstig,
lechzt ihm zu,
bleibt der Stein im Grund des Bechers
glänzt und ruft.
05 Schneller ist er dort zerschmolzen,
eh dich trankst ihm zu.
Hat ihn leicht hinabgeworfen
Scherz des Wirts,
oder wuchs er in der Beere,
10 Mondes Bild,
mit dem Kern zur Röte hoffend?
Hat den Stein hinabgeworfen
Wirtes Scherz
oder wuchs er, mit der Beere
heiterm Kern zur Röte hoffend.
05 Glänzt und ruft er aus dem Becher,
bleibt er doch im Grund,
magst du schnell und durstig trinken,
schneller schmolz er,
eh dich trankst ihm zu.
Trank den Becher schnell ich aus,
schmolz schon schneller auf dem Grunde
(warf ihn Wirtes Scherz hinein,
oder wuchs er in der Beere,
05 reiner Kern zur Röte hoffend)
schmolz zu schnell der Edelstein,
dass ihn trinkend nicht erreiche,
dass ich lechzend nie zu ihm,
mit den Lippen nimmer reiche.
Trink ich schnell den Becher aus,
schneller schon schmilzt auf dem Boden
(warf ihn Wirtes Scherz hinein,
oder wuchs er in der Beere,
05 reiner Kern zur Röte hoffend?)
schmilzt zu schnell der Edelstein:
dass ihn trinkend nicht erreiche,
dass ich lechzend nie zu ihm,
mit den Lippen nimmer reiche.
Zwischen kahlen Zweigen schlägt
auf das Rad der weisse Pfau,
bis auf kahlem Zweig der Mond
rollt herab zum weissen Pfau.
05 Zag an kahlen Zweiges End
schliesst das Rad der weisse Pfau,
wenn auf kahlem Zweig der Mond
heller sitzt als weisser Pfau.
Hüpft vom kahlen Zweig hinab
10 zag ins Holz der weisse Pfau,
ins Gebüsch den weissen Mond
trägt vom kahlen Zweig der Pfau.
Ausgeleerte Schale,
von dem dunklen Saft
trägt sie noch die Male.
Reinigt, dass sie prahle,
05 spät sie Wassers Kraft:
glänzend und erwartend
wirrer Feste Trunk,
zeigt sie geil dem Abend
ausgeleerten Prunk.
Tauen Tropfen von den Büschen,
Beeren überprall,
süss, zu Haufen überprall
rollen sie zu Fuss den Büschen
Fallen ab von Palmenbäumen,
Früchte überprall,
süss, in Haufen, überprall,
rollen her aus Palmenhainen
Schiff, das zwischen Inseln führe,
wogt die heisse See
hoch von Düften, hoch von Früchten,
rollenden vom Hain,
05 rollenden aus Palmenhainen
her in heisse See.
Schiff, das schnell vorüberführe,
häufte Früchte schwer,
tränke Düfte, eilte, glitte
10 zwischen Inseln weiss:
Palmenhain vorüberglitte,
folgt dem Kranichreihn
Schiff, das zwischen Inseln gleitet,
wogt die heisse See
hoch von Düften, hoch von Früchten,
rollenden vom Hain,
05 rollenden aus Palmenhainen
her in heisse See:
Schiff, das schnell vorübergleitet,
häuft die Früchte schwer,
häuft die Früchte, trinkt die Düfte
10 zwischen Inseln weiss:
Palmen es vorübergleitet,
folgt dem Kranichreihn.
Fallen ab von Palmenbäumen
Früchte, schwer und prall
schwer, in Haufen überprall,
rollen her aus Palmenhainen,
05 wenn das Schiff[,] an Inseln gleitet,
über heisse See
hoch von Düften, hoch von Früchten,
rollenden vom Hain,
rollenden aus Palmenhainen
10 her in heisse See:
Schiff, das schnell vorübergleitet,
liest die Früchte schwer,
liest die Früchte, trinkt die Düfte
zwischen Inseln weiss:
15 Palmen weiss vorübergleitet,
folgt dem Kranichreihn,
wenn herab von Palmenbäumen
Früchte fallen prall,
schwer, in Haufen überprall,
20 rollen her aus Palmenhainen.
Zeigt der Engel, Hingegossne,
dir den Pfeil,
greifst du nach der blanken Spitze,
willst die Hand
05 ritzen, dass das Blut, entströmend,
wasche Königs Zorn.
Aber er, mit Lächeln, weigert,
was du willst:
„Deine Brust will ich durchbohren,
10 denk der Nacht,
wo du ganz nach mir verlangtest.
Dir gewähr
heut ich diese grösste Bitte.“
Steigt der Brand,
15 reisst dich hin zu Königs Gipfel. –
Asche nur noch fällst
du an dieser trägen Bäche
Nebelstrand zurück.
Licht vom Lichte still im Wasser,
Wolke, spiegelt sich im Licht,
zieht er nächtens durch die Büsche,
Lichtes sinnend, Tal hinab.
05 Büsche bittet er vergeblich,
ihn zu bergen vor dem Licht:
reglos stehn sie, lassen liegen
Nachtlichts Spiegel Tal hinab.
Biegen Büsche kahle Zweige,
10 liegt der Spiegel ohne Licht:
und die Zweige blinde Wellen
peitschen blindlings Tal hinab.
Zwischen Büschen Licht vom Lichte
spiegelt sich in Flusses Licht,
zieht er nächtens durch die Büsche,
Lichtes sinnend, Tal hinab.
05 Büsche bittet er vergeblich,
ihn zu bergen vor dem Licht:
reglos stehn sie, lassen liegen
Nachtlichts Spiegel Tal hinab.
Biegen Büsche spät die Zweige,
10 liegt der Spiegel ohne Licht:
und die Zweige blindlings peitschen
blinde Wellen Tal hinab.