Inhalt: Druckfahnen zu Gesicht im Mittag (Dossier 1) und 124 Typoskripte zu 67 Gedichten (28 Endfassungen)
Datierung: 16.12.1945 – 1950
Textträger: Einzelblätter (A4-Format)
Umfang: 65 Dossiers mit Durchschlägen
Publikation: Gesicht im Mittag (12 Gedichte), Verstreutes (3 Gedichte)
Signatur: A-5-b/04 (Schachtel 33)
Herkunft: Gelbbraune Mappe Gesicht im Mittag; Dokumente mit Büroklammern zusammengeheftet (entspr. Dossiers)
Kommentar: Weitgehend deckungsgleich mit Typoskripte1948-50; Beschreibung
Wiedergabe: Edierte Texte (ohne Doss. 1)
Bleiche Hügel,
verebbend in mondlose Nacht,
unbewegte, gefrorene Wasser.
Hirten sitzen, in Decken gehüllt,
05 bei schlafender Herde,
selber fast schlummernd,
und sinnen gewöhnliche Dinge,
graue und kalte.
Ihrer Träume fiebrige Tauben,
10 ausgesandt nach dem Eiland des Glückes,
lange kehrten sie heim in ernüchterte Seelen.
Aber allen, die wohnen zwischen den Blättern der Rose,
kommt einmal der Tag, oder, schöner noch,
einmal die Nacht,
15 da sie, erwachend, ziehn durch Nüstern den Duft,
den süssen, süssen, der sie schon immer umgab.
So ist der Engel,
stets inwendiger Bote:
war er auch, wie Glut unter Asche, verborgen,
20 jetzt flammt er auf,
entzündet gleich Fackeln
die Bäume der grauen Allee.
Nun tönt sie,
Klangsonne, jähe, des Nachts,
25 Stimme aus bebender Mitte und ruft:
„Fürchtet euch nicht!“
Vulkanischer Gipfel,
kaum versunken im Meer
(der offenen Muschel des Abends
blieb alabastern zurück
05 die Vase wölkenden Rauchs),
und schon ist das Eiland
wider Hoffnung erreicht.
Hafen und Strassen bewegt
die Rüstung der Feier.
10 Fackeln brennen im
Tauwerk der Schiffe
und rot in den Hainen,
wo Mädchen wehren dem Arm
bekränzter Epheben.
15 Von vergossener Spende
duftende Stufen
steigt der Priester herab,
dem Lustgedränge verschleiert,
und ordnet die Chöre:
20 schnell vor Einbruch der Nacht.
Düstere Gitter,
Schatten werfen sie früh
auf lichte Fliesen des Zimmers.
Doch hell ragt draussen der Turm,
05 und Berge aus klarem Gestein
sind vom Abend geblieben,
auch silberstämmige Bäume
mit lautlosen Kronen.
Weiss schon schlägt
10 ein Vogel am Brunnen das Rad
im tauigen Garten.
Und dort hängt von der Brüstung
blau und golden der Teppich.
Flamme zittert im wiegenden Käfig,
15 kühler des Morgens,
da vor den letzten Sternen
flieht der Jüngling hinweg
vom Lager des Weibes:
Bitter ward die Umarmung.
20 Aber die Strasse
zu rötlichen Horizonten
duftet unendlich.
Schwankende Maste,
Segel im Fahrtwind gebläht.
Wer schützt vor dem Sang der Sirenen?
Gefährlich sind alle Inseln.
05 Du suchst die dauernden Berge:
Von oben schaust du
nieder auf Rom,
das sicher bemessne.
Rings zwar droht
10 die lehmige Weite,
in der Ferne noch, dunkle
Erinnrung: das Meer.
Hier aber sind
die Kuppeln gewölbt,
15 über das Vage
steigen die Säulen.
Porphyrn leuchtet die Göttin,
zu Füssen ein Quell
kristallklaren Wassers.
Du schwebst herab, o Licht, o einzig Leben.
Der Aether singt, die Taube ruht im Flug.
Ich will dir meine leichtesten Gedanken geben,
die singendsten, die ich im Geiste trug.
05 Es kommt die Stunde, da sich klar vereinigt,
was, lang getrennt, in beiden Räumen stieg:
die neue Flamme, göttlicher gereinigt,
ist Herrschaft ganz und unbestrittner Sieg.
Ueberströmt
von Abwehr der Schild,
golden, golden,
wider den mächtigen Tag:
05 der Schlachten unserer Liebe
ehernes Denkmal.
Furchtbar ist und
übermächtig der Tag.
Schütz' uns, wehrender Schild,
10 Gedächtnis der Schlachten,
Gedächtnis vergangener Liebe,
schütz' uns wider den Tag!
Golden, golden und
voll der Erinnrung.
Wehe, die Kuppel
barst, die Wölbung
stürzte.
Blitze gelb
05 am schwarz zerrissnen Himmel.
Kalt ist das Glühendste nun.
Auf die Simse
flackern Vögel nieder.
Wilde Funken
10 grässlicher Erhellung.
Wo ist der reine Raum,
wo das erhabene Licht,
vom hohen Auge
vormals niedergeflossen?
15 Erinnerung!
Ueberschwere Last
sinkt schneller schon herab.
Der Atem schwindet.
Selbst die Qual erstickt.
Ich hätte in den wildgesteilten Klüften
die glühen Blüten nimmermehr gewahrt
(im Dorngestrüppe lagen sie bewahrt),
die Balsamkräuter in den kahlen Grüften
05 gefunden nie, wenn, rein gemischten Düften
mit wacher Spürung folgend – aufgespart
vom Werk des ersten Gotts, der offenbart
seit Anfang – wenn der Greis mit hagern Hüften
mir nicht vorausgegangen auf dem Steige
10 gar hellen Schritts am jähen Abgrund hin.
Ich schaute staunend erst und voller Bangen,
klomm zögernd dann empor die kahle Neige,
bis plötzlich in den aufgebrochnen Sinn
die Bienen tief aus allen Schluchten sangen.
O Aufglanz in den allerhöchsten Sphären,
o Aufglanz tief im Quellenraum des Lichts.
Es klinken aus dem Zwang des Gleichgewichts,
erbebend hell, die beiden Hemisphären.
05 Den Jäger reisst das brennende Begehren
nach jenem Stuhl des schneidenden Gerichts,
wo alles seiner Schwere folgt ins Nichts,
wo Gottheit strahlt aus Kieseln und aus Beeren.
So eilt er zwischen stürzenden Gewänden
10 durch der Aeonen schrillen Bruch zurück.
Ob auch Zermalmung drohn entgleiste Sterne
den um die Lanze fest gepressten Händen,
so stellt doch schon der scharf geglühte Blick
das eine Wild im aufgebrochnen Kerne.
Unzugänglichem Licht
am nächsten wohnt,
der reinen Quell
trinkt aus zerklüfteten Bergen
05 in der Höhle zutiefst.
Rabe, einziger Gast
bringt dem Einsamen Nahrung.
Andern wehrt Eingang
der Dornbusch,
10 Flammen löschend
es sei die nur leuchtende eine.
Abgeschieden gänzlich bin ich
so nah ihr mich glaubt:
O Waage
15 gleich belastet auf beiden Schalen
dem Unbedingten verwandt
dem Abend der strengen Profile
dem Abend im Winter:
eindeutig der Fluss
20 die Bäume reine Gerippe
ohne zufälliges Laub.
Stählerne Wandung der Himmel.
Ruinen der Kirche:
pures Gemäuer
25 unmissverständlich
glühend Erinnern
glühend erstarrt.
Kommst du sorglos herab schlendernden Fusses
stehst und zögerst im Anblick der bläulich schimmernden Felsen:
schlage die Höhle heraus, fasse das Eisen.
Und der Funke belohnt, das Sprühn der berstenden Blöcke
05 dein Mühen.
Schäumt Karawane heran in Wolken rosigen Staubes:
fliehe vom Steig den Fels und Abgrund bedrängen
(wehrlos liesse er dich zürnenden Händlern
ihren Märkten zur Ware)
10 schlage, schlage dich frei in die gleissende Wandung:
unzugängliches Licht birgt dich
reinen Gesteins.
Wohllaut der Stimme
die da verhallt im Fels
die da verhallt in der Höhle
blinkender Starrre.
05 Von draussen kommst du
von wirklichen Hainen
von wirklichen Meeren:
seltsamer Vogel
du lockst, dass man dich fange.
10 Singend kommst du zum Käfig
zur Höhle, zum Fels
blinkender Starre.
Die Weisheit klagt ob ihrem ewigen Spiel
klagt auf der klar umzirkten lichten Scheibe
dass jener Gott vor dem sie Kind war durch
Aeonen schaut mit schattigen Augen über
05 ihr Spiel hinweg und lichter Scheibe Rund
hinausschaut in das undurchdrungene Dunkel.
Die lichten Bälle, spielend ausgesandt
die geistigen Gestirne sieht er nicht mehr:
wohin sie schwinden nur, sieht er, den Schlund.
10 Wer fängt sie dort und wirft zurück die Bälle?
Ob er ihn wieder fordert und sein Kind
die lichte Scheibe hart zurückzuschlingen?
Die Weisheit klagt ob ihrem ewigen Spiel.
Taumelnde Maste
Segel im Sog.
Wer schützt vor dem Sang der Sirenen?
Gefährliche Inseln.
05 Du suchst die dauernden Berge:
von oben schaust du
nieder auf Rom
das sicher bemessne.
Rings zwar droht
10 lehmige Weite
in der Ferne noch dunkle
Erinnrung: das Meer.
Hier aber sind
Kuppeln gewölbt
15 über Vages
steigen die Säulen.
Porphyrn leuchtet die Göttin
zu Füssen der Quell
kristallklaren Wassers.
Spiegelnde Welt
kristallene Kugel
Musik der Mechanik
Gang und Musik
05 unerbittlicher Räder.
Es ruft der Fasan und schaukelt
Glasfasan ruft
mit mechanischer Stimme.
Vollendetes Haus.
10 O prangender Leichnam.
Wohllaut der Muschel
gerundete Dämmrung
süsser Herbst
sterbenden Lebens.
05 Perle im Dunkel.
Neue Perle
nach unendlichem Dunkel.
Tödliche Mimesis:
dieser Winter wird hart
10 und ohne Umarmung.
Blattlose Bäume
glänzen im Reif.
Schrillen Lichtes
Stachel ist scharf:
15 weiss und immer
weisser am Himmel
das neue Gestirn.
Beschattet bist du Höhe zuweilen von Wolken
zuweilen vom Lichte beglänzt in bleibendem Wechsel.
Da fährt vorüber der Traum erwartet Verwandtes
und Morgen und Abend sind nah sich zwischen den Lichtern
05 sie gehn vom Hellen ins Dunkel vom Dunkel ins Helle
Gepränge kündend und schweben kündend Erlöschen.
Der Morgen ist ein geistiges Erspüren
die klare Weisung dieser reinen Sicht
will jeden Pfeil in seine Mitte führen.
Der Tag im Anstieg schärfer stets gestaltet
05 von tiefen Schatten trennt er streng das Licht
und Friede zwillingsstarker Kräfte waltet.
Das trübe Dunkel gegen Abend bricht
die starke Wand die Reich von Reich geschieden:
wer Richtung sucht er findet hier sie nicht.
Finsternis und Baum
und alles Dunkle hell
und über jenen Weg
kommt schon der Jäger schnell.
05 Er liebt das Zwielicht wohl:
es ist den schönsten Tieren
ein rätselreich Gespinst
darin sie sich verwirren.
Nun ist die frühe Zeit
10 da noch die Kohle glüht
und jenes Horn noch mild
dem Morgen bläst Geleit.
Doch bald der Mittag tönt
uns zornig wild.
Flügelschlag
der in die Wälder leuchtend
Schlaf zerbricht
in spurenlosen Glanz
05 der Weite voller Schnee:
unerbittlich ist das Antlitz
des der da kommt
und alles ganz will ungesondert
der das Schlafzerstreute sammelt
10 in das lichte Werk des frühen Morgens:
Der Bauherr steht
auf dem Gesims der Vierung:
was zuvor zerstreut
alles rein zu wölben
15 vor die leere Bläue
vors Aug des grossen Stiers
das tödlich blickende
die lichte Kuppel
Geistes Schild.
Der Lehrer der Gestirne dir beschrieb
den Aufgang und das Sinken höchster Bilder
er ist's der dir die tiefste Lehre schuldig blieb:
Woher empfangen denn vom inneren Licht
05 den Glanz die Sterne? Leer bemalte Schilder
sind andere Sonnen, Sonnen sind sie nicht.
O Drehung unerbittlich, heilig wilder
Figurentanz: des inneren Strahls Gesetz
ist streng wie jener glaubt, doch als du fürchtest milder.
Gebliebene sind, da sind auch schon Verworfne.
Des Täglichen die Falle ist gestellt:
nur wenige haben Mut erhobnen Hauptes
wie durch den klaren Tag zu gehen rastlos
05 durch Sturm, erspürend Gott mit offenen Nüstern:
kein Regen löscht die ungeheilte Flamme
wie Oel mehrt Wasser ihre wehe Glut
und über den Schlund wirft Stege die Begierde.
Verworfen aber in der Falle hängt
10 Gebliebner der dem Täglichen nicht entrann.
Kalter Stern,
leblose Spur
entwichener Welten
Trauer erloschen sogar
05 im schrecklichen Lichte des Mittags.
Traumlose Wachheit:
Scheinwerfer ohne Erbarmen
gezielt auf entblutete Wunde
auf überoffenen Kelch
10 der zerrissenen Blume
auf berstenden Sarg
der ausgeleert in den Raum ohne Grenze:
noch trägt im Munde der Sohn
was Jubel den Vätern
15 als erstickenden Ruf.
Und niemand der hört.
Geduckt zwischen Blättern
unter Lippen der Blüte
immer schwerer zu atmen
Betäubung:
05 Bald trifft uns der Strahl
fremd wachsenden Morgens
allesamt sind die Pfeile
gezielt auf dies Haus.
Lebendige Wände zerfallen
10 wie im Herbst vor dieses anderen Frühlings
scharfem Gestirn.
Labyrinthe aus Spiegeln
sind ihm gemäss
laublose Bäume
15 Blumen genauer gewollt
ohne Not geschaffen im Tagspiel.
Was ist noch dort von dem unsern?
Geduckt zwischen Blättern
der welkenden Blüte
20 immer schwerer zu atmen
Betäubung.
Rauschen der Flut
über das Singen der Priester
über der Menge Antwort:
Erbarme dich unser.
05 Finster der Mond,
die Sonne in Trauer:
woher denn dies Licht
drohender Fackel?
Aus Gräbern
10 steigen die Toten:
Erbarme dich unser.
Doch einige gehn
in den Hainen am Ufer und schaun
in ihren Herzen wahrere Deutung:
15 Geduld zum neuen Aeon
der heraufkommt
trotz der Priester Verdammung:
um euretwillen vernichtet der Gott uns.
Und sie bergen das uralte Bild
20 ganz am Ufer
in unbetretenen Wäldern.
Reine Wälder
bergen seit alters Weissagung
in Grotten das gültige Schutzbild.
Die suchen finden es nicht
05 Söhne des Prunkes
die mit dem Schmucke der Väter
der mahnend verschiednen
frevlerisch gehn:
sie sehen nur äussere Blendung.
10 Kinder der Pächter
beim Sammeln von Reisig und Laub
hören des fremden Vogels Ruf:
woher dieser Ton im vertrauten Geäst?
und folgen der Lockung
15 den Lauf des Baches empor.
Weh in geöffneter Grotte
ist ihnen unendliche Lust
Weh die heilige Schau:
da sie nur ihnen erlaubt.
20 Zu den Brüdern eilen hinab
noch Glanz auf der Stirn
des Gesichtes berufne Propheten.
In Stille hohen Rastorts
brausen Winde her vom Küstendunst
zerschlagen sich am Fuss
des nicht lange Widerstehenden:
05 hinab steigt er zum Hafen
der von aufgeschreckten Völkern wimmelt.
Aus überschwemmten Gassen
führt sein schwerer Kahn
Kinder voller Hoffnung
10 nach der Stille hohen Rastorts
über schnell gewachsner Flut.
Grüne Oede
unter tönendem Himmel der Vorzeit
durch alle Stürze des Aeons
bewahrt mit windgebogenen Bäumen
05 um das Grabmal des Fürsten.
Trennung freilich ist heut
und brennt in den Augen der Spätern.
Er noch wollte hier ruhn
im Glanze der Taube
10 die aus der Oeffnung der Kuppel
schwebt – dem Geiste verwandt
der in allen verborgen –
silbern herab.
O Innerstes das strahlend überfliesst
wär ich nicht Licht von dir und kleine Lampe
die Oel verzehrend brennt die ganze Nacht
nicht grüsste mehr den Irrenden ins Dickicht
05 die sanfte Tröstung aus dem Apsisfenster:
die gleiche Kraft bezwingt auch diese Nacht
die als Magnet die feinsten Späne lockt
ob sie verborgen auch in tiefsten Klüften,
die Mannes Glied dem Schoss des Weibes einigt.
10 Es ist die eine stets die zieht und zieht
und wilde Spaltungen im Finstern hasst.
Wanken
des Turmes nun gestillte Empörung
wider das träge
Bleiben im Erbteil.
05 Firste rings
stehen in Flammen
Sturz der Gebälke
scheint wider in Wässern des Landes
durch Büsche
10 wo die Liebenden ruhn in Umarmung.
Sie entkamen aus Flammen
in ältere Flamme
in jüngere auch
und achteten nicht
15 des Endes der Stätten der Kindheit.
Weit ist ihr Weg in der Heide
wo ins dürre Geäst
in die morsche Höhlung der Föhre
die Eidechse flieht
20 und tröstlich schimmert im Finstern:
sie aber tragen Ikone
der heiligen Väter
im Gewande verborgen
von Rastort zu Rastort.
Vor Häusern der Armen
spielen die Kinder im Kehricht
ob auch die Strassen
alle sich neigen nach innen
05 der Mitte der Stadt.
Wer steigt die Treppen
hinauf dieses schmutzigen Hauses
voll Kammern der Bettler:
ihm auf dem Dach
10 leuchtet aus Flattern der Wäsche
die weisse Kuppel hervor
Burg über Brandung der Firste
und von der Laterne
der Mutter goldenes Schutzbild.
Trümmer sind
über die Halde
des Berges verstreut,
von Büschen verwuchert.
05 Noch unverletzt aber
steht über der Quelle
in dunkler Kammer die Göttin;
Gegenwart bleibt sie
im sprossenden Frühjahr,
10 wenn wieder täglich der Hirt
zieht mit den Schafen herauf
und schläft auf der Schwelle:
geschmiegt an urewige Brust
lecken die Tiere
15 von tropfenden Zitzen
sich Kühlung.
In Stille hohen Rastorts
brausen Winde her vom Küstendunst
zerschlagen sich am Fuss
des nicht lange Widerstehenden:
05 hinab steigt er zum Hafen
der von aufgeschreckten Völkern wimmelt.
Aus überschwemmten Gassen
führt sein schwerer Kahn
Kinder voller Hoffnung
10 über schnell gewachsne Flut
in Stille hohen Rastorts.
In hohen Rastorts Stille
brausen Winde her vom Küstendunst
zerschlagen sich am Fuss
des nicht lange Widerstrebenden:
05 hinab steigt er zum Hafen
der von aufgeschreckten Völkern wimmelt.
Aus überschwemmten Gassen
trägt sein schwerer Kahn
Kinder voller Hoffnung
10 über schnell gewachsne Flut
in hohen Rastorts Stille.
Wer hätte Beraubung
notwendig begriffen,
Entblättrung des Baumes?
Nur Makelloses
05 dringt auf in die Kugel,
ins leuchtende Haus
des ruhenden Lammes.
Reinigt von Eppich,
reinigt von Efeu
10 ganz die Ruinen:
entrückt und verpflichtet
sind sie der Kugel,
Stätte uns Wirren
zum voraus bereitet
15 als endliche Wohnung
im Hause des Lammes.
Das Haus ist geheim;
hinter geschlossenen Türen
wird das Eine entschieden.
Hier ist nichts not:
05 rote Bäume,
über Bächen die Büsche des Lebens,
der wallende Flieder,
Brunnen, Brunnen;
doch sie und alles: entführend,
10 lenken fern von den geschlossenen Türen.
Und hinter ihnen wird das Eine entschieden.
Dies alles ist fremd und bunt,
Vielfalt der Lockung,
Lockung des Rausches,
15 der gelichteten Anker
und Sang der Matrosen:
die sich täuschen;
über dem Meer suchen sie
auf Palmeninseln,
20 was sich lange entschied
im geheim verschlossenen Haus.
Es zu öffnen, das ist, was lohnt.
Einzudringen in die Sitzung der Götter,
sie zu stürzen durch höhere Klarheit; // 02
25 hinaufzugehn
auf die höchste Terrasse,
wo offen liegen die Täler des Landes
und sichtbar die Stadt,
die so nahe und nie noch erreicht:
30 denn sie war es nicht,
die wir erfochten
nach langer Fahrt
durch feindliches Land
in syrischer Sonne;
35 sie war es nicht,
deren Gold wir raubten
und deren Mädchen genossen.
Dort noch ist sie
unerbrochen;
40 und nur der härteste Geist,
der schneidendste,
bricht ihre Mauern.
Trümmer sind
über die Halde
des Berges verstreut,
von Büschen verwuchert.
05 Noch unverletzt aber
steht über der Quelle
in dunkler Kammer die Göttin;
Gegenwart bleibt sie
im sprossenden Frühjahr,
10 wenn wieder täglich der Hirt
zieht mit den Schafen herauf
und schläft auf der Schwelle:
geschmiegt an urewige Brust
lecken die Tiere
15 von tropfenden Zitzen
sich Kühlung.
Die Wege sind aus Bachesniederungen
hinangebäumt den buschigen Bergeshang,
wo Echse und, die Farben feurig wechselnd,
der Käfer eilt im grün bezähmten Licht.
05 Da wehen wohl aus Gartenblust herüber
der gelbe Staub und selbst der Schmetterling,
Fremdlinge bunte, in die Sinnesstille,
die rein den Wanderer auf den Berg umschweigt.
Er will das andere nicht, das ihn verwirre,
10 ging er doch lang an Städte netzendem Wasser
und auf den Strassen, welche Vielgestalt
der Ware führen in die Weite. So
erblickt gezieltes Auge nicht den Falter
und nicht den goldnen Staub; ja, selbst die Echse,
15 den Käfer, der Stille Hüter, grüsst er kaum.
Dem schattenlosen Gipfel eilt er zu,
wo auch kein Strauch mehr klare Sicht beengt
und das Getier bleibt flüchtig unterm Felsen.
Herren der Tiefe
tragen Gestein,
begrabnes seit den Stürzen des Anfangs,
heut auf den Gipfel:
05 der Gottheit, die wohnt
über höchstem, feurigem Himmel
den Tempel zu baun;
weitscheinende Mauern
aus dem alten Gelass der Titanen
10 stossen durch fruchtige Aecker
und Triften der Erde
in reines Gewölbe
geistiger Macht.
Schwebenden euch in lauteren Räumen ist alles
wirklicher sichtbar, klar und fern wie durch das
umgekehrte Fernglas ohne Verwischung:
wie eine Blume der Baum, wie Kiesel die Häuser
05 und der schaffende Mensch dem Gotte vergleichbar.
Nicht die Träume seht ihr, nicht die Schlangen im Abgrund;
denn sie sind anderer Herkunft. Das wahrere Dasein
kennt nur den Schatten des Mittags, wo ruhen die Schnitter
und wo die Liebenden ruhn: den Schatten des Mondlichts.
10 Euch ist das Wirkliche sichtbar im anfänglichen
Einen, Samen und reiferes Urbild der Dinge
ganz vollkommen gebildet im lauteren Quellgrund.
Manche Blume ist Glut, bevor sie erfroren,
manches Feuer noch Flamme, bevor es erstarrte
in dieses Mittags grossem Gestirn ohne Drehung.
Aber hier bricht das neue Herz auf der Liebe
05 mitten in unbewegter Masse, in tödlichen
Mauern das glühende Herz, die blutende Blume,
Wunde rotklaffend ins verborgene Innre, wo brodeln
noch die Vulkane der Zeugung und bersten die Gluten
ältesten Lebens hervor, der spendenden Liebe.
Dort hält Gebirge hinter Vorwelttrümmern
die Sonne fern verwahrt den ganzen Sommer.
Die klare meidet dieses feuchte Tal,
die faden Blumen, die Vergängnis und
05 Verwelkung brüten in dem dumpfen Brodem.
O besser ist zu fliehen heute noch,
zu steigen über jene Scheideklippe:
noch derer, die ihn suchen harrt dort Mittag;
die starken Farben wehen und die Düfte
10 den Kommenden erheiternd ins Gesicht.
In der verflammenden Nacht
begegnet das Heilige uns,
wenn alle ziehen hinauf
zum verschlossenen Wald,
05 begierig zu schauen des Sees
klares Gewässer,
darein wir zu tauchen
freudig beschliessen:
dort ist noch Licht,
10 wenn die Sonne versank
und Hügel und Wälder
entfärbt dem Fürsten verfallen.
Dort noch, dort noch die Tänze,
dort noch die Göttin im neuen
15 nachtüberglänzenden Licht.
Noch kommt auf Wogen dumpf des heissen Schweigens
der Dämon der Verwirrung in den Mittag;
der Weg den Weinberg hoch im Schatten der
Oliven nur gibt klare Sicht hinüber
05 in bunter Büsche Wucherung am Wasser
und auf den Inseln unverletzte Gärten.
Tote Nymphen, gespült von unterseeischen Riffen,
unterseeischen Höhlen herauf, liegen blau am Strande,
Götter der Tiefe auch mit grünen triefenden Haaren
im zerstörten Gesicht, den Leib von Algen bedeckt.
05 Draussen aber treibt auf dem glatten Wasser des grossen
Gottes Kadaver selbst mit dem Dreizack, ungeheurer
Leichnam, schwarz von Vögeln der See; und der Verwesung
Ruch schon weht in die Stadt an diesem traurigen Mittag.
Leer ist heute die See, darauf die Wartenden
schauen, nicht ahnend die dunkeln Segel des Schiffes,
dass es die Toten bringt, gelenkt vom letzten
Fergen, der auf immer das Schreckliche zeigt in den Augen:
05 in die untern Paläste brach neue Gewalt:
Wird sie schonen unsrer getrübten Würde,
da sie die reine zerschlug ursprünglicher Götter?
Diese sind eins mit Jenen am reicheren Ufer:
alle sehen das kreisende Licht, in der Sonne
ist den Spätern vereint der Helden und Könige
Antlitz, die gingen einstmals dort und alle
05 suchten das Eine, sie kreisen in dieser Kuppel,
summen im offenen Kelch um Staubblatt und Stempel,
nach der Mitte von singenden Schwestern geleitet,
Führerinnen der Seelen: nach der obern
Mitte im Aufstieg, nach der innern im Abstieg:
10 woher sie auch kommen, Mitte und Mitte sind eins.
Die Wanderung nach Wissen durch die Pforten
des Tags, der Nacht und ihres Ueberganges
führt in die ganz im Licht verborgne Halle,
die steht im Scheitel alles Unsichtbaren.
05 Das Ei hängt nieder mitten aus der Kuppel,
bis einst es birst im Spreiten göttlicher Flügel
und tönender Flug heilt die verwunschenen Räume.
Die Bezeugung rufst du, Wesensbild,
aus den hohen Tänzerchören durch die
Wolkenschwaden in den lehmigen Schlaf
nieder, ständig hier und dennoch rufend
05 weither, wie bedroht in deiner Botschaft:
wenn den Blinden auch das Ohr erstarrte?
Bruder, du leitest, ob sie auch gingen zuvor
mit den Gaunern des Weges, endlich Bereite
über den See hinter den waldigen Hügeln
zu der Kuppel reinen Lichts, wo die Taube
05 ruht und alles Hiesige schwindet. Du nur
bleibst bei den Glücklichen, Winterbote, zurück.
Im Gewölbe lichtentlassene Fackeln
nirgends ruhig reisen über den Gängern,
deren auf den Bergen manche warten,
eins der Feuer, verbannter, doch nicht verstossner,
05 Wohnung unsterblicher Helden, möchte vorüber
fahrend, den Verwandten ergreifen und aus dem
Kerker einstens im Sturm zurück in befreiter
Brüder Versammlung tragen im quellenden Licht.
Des Morgens fällt das Wachstum der Gesichte
auf jeder Höhe an, und kaum bemerkt
braust unten heiss die ewige Menschenlust.
Zwei Alter, Jüngling, sind in dir verereint:
05 ins Schweigen aus der Wüste ruft der Mönch,
der Hirt vom Zwischenmeer in die Umarmung.
Nimm alles Mass aus dir, sitz bei dem Mönch
des Morgens, und zum Hirten geh am Abend,
den beiden fremd zugleich, die dir misstrauen:
10 Bewegt um deine schwache Mitte, der
in nie gefestigter Bewegung du
gerade bist noch, nichts und zugleich alles.
Was ist im trüben Moor das Reinere,
davor zur Trübnis wird dies klare Ufer?
da Stadt und Garten einzig gegenwärtig
sind dort und diese obern bleiben Schatten,
05 geworfen an die Höhlendecke, die lastet
auf unsrem Haupt, und Freiheit ist der Eingang
hinunter in die widerliche Lache,
wo aus der Fische aufgeblähten Leichen,
aus fauler Pflanzen Resten steigt der Turm
10 ins Aug und ins Geblüt die Beere schwillt?
Wo denn anders ist dieser Strauch
reinen Herzens Erfahrung,
mit silbernen Blättern glänzend,
als in dem herbstlichen Garten Gegenwart,
05 dessen Kronen tragen die Kuppel
des Hauses aus Spielen der Liebe?
Wo denn anders ist er als hier am Ende des Jahrs,
das nie süsser schmeckt als im Abschied?
Wer immer wusste vom Abschied,
10 schon als die Taube, weisse Gefährtin, dem Kind
aus der Hand entglänzte über die roten und gelben Kronen der Bäume,
fürchtend den Winter:
Der lächelt jetzt und geht
allein hinein unter die Kuppel,
15 schliesst die Tür, wie die Sonne
sank eben und Kühle weht aus dem Strauch
reinen Herzens Erfahrung
mit matt gewordenen Blättern.
Leuchtend aus rötlichen Adern
dreht das Gewölb.
Der Knabe achtet es nicht.
Ihn sättigt am Flusse sein Spiel:
05 Fische bläst er aus Glas
und setzt sie ins Wasser,
Klares belebet die Klarheit.
Er bildet gläserne Vögel
und schaut, wie unhörbar sie gleiten,
10 sich fangen im kahlen Geäst.
Er hört die Musik.
Leuchtend aus rötlichen Adern
dreht das Gewölb.
Der Knabe achtet es nicht.
Ihn sättigt am Flusse sein Spiel:
05 Fische bläst er aus Glas
und setzt sie ins Wasser,
Klares belebet die Klarheit.
Er bildet gläserne Vögel
sie gleiten unhörbar,
10 hangen im kahlen Geäst.
Er lauscht der Musik.
Im Zwielicht erkennt er die Stadt,
da er vom Berge herabkommt.
Jenseits der Kuppeln
schieben Wolken sich stumm
05 an vertrocknete Hügel:
es droht wohl Gewitter.
Die Strasse zieht ihn nach innen:
Menschen, Strom ohne Scheidung,
treiben ins Becken der Lust.
10 Gelächter und Rufe.
Herab aus dem starren Gewölk
kreisen gläserne Vögel.
Zecher greifen und werfen
sie lachend in Scherben.
15 Nicht hört er das Klirren
im überlauten Gebraus.
Im Zwielicht erkennt er die Stadt,
da er vom Berge herabkommt.
Jenseits der Kuppeln
schieben Wolken sich stumm
05 an vertrocknete Hügel:
es droht wohl Gewitter.
Die Strasse zieht ihn nach innen:
Strom ohne Scheidung,
treibt ins Becken der Lust.
10 Gelächter und Rufe.
Herab aus dem starren Gewölk
kreisen gläserne Vögel.
Zecher greifen und werfen
sie lachend in Scherben.
15 Nicht hört er das Klirren
im überlauten Gebraus.
Diese sind eins mit Jenen am reicheren Ufer:
alle sehen das kreisende Licht, in der Sonne
ist den Spätern vereint der Helden und Könige
Antlitz, die gingen einstmals dort und alle
05 suchten das Eine, sie kreisen in dieser Kuppel,
summen im offenen Kelch um Staubblatt und Stempel,
nach der Mitte von singenden Schwestern geleitet,
Führerinnen der Seelen: nach der obern
Mitte im Aufstieg, nach der innern im Abstieg:
10 woher sie auch kommen, Mitte und Mitte sind eins.
In Stille hohen Rastorts
brausen Winde her vom Küstendunst
zerschlagen sich am Fuss
des nicht lange Widerstehenden:
05 hinab steigt er zum Hafen
der von aufgeschreckten Völkern wimmelt.
Aus überschwemmten Gassen
führt sein schwerer Kahn
Kinder voller Hoffnung
10 nach der Stille hohen Rastorts
über schnell gewachsner Flut.
Taumelnde Maste
Segel im Sog.
Wer schützt vor dem Sang der Sirenen?
Gefährliche Inseln.
05 Du suchst die dauernden Berge:
von oben schaust du
nieder auf Rom
das sicher bemessne.
Rings zwar droht
10 lehmige Weite
in der Ferne noch dunkle
Erinnerung: das Meer.
Hier aber sind
Kuppeln gewölbt
15 über Vages
steigen die Säulen.
Porphyrn leuchtet die Göttin
zu Füssen der Quell
kristallklaren Wassers.
In Stille hohen Rastorts
brausen Winde her vom Küstendunst
zerschlagen sich am Fuss
des nicht lange Widerstehenden:
05 hinab steigt er zum Hafen
der von aufgeschreckten Völkern wimmelt.
Aus überschwemmten Gassen
führt sein schwerer Kahn
Kinder voller Hoffnung
10 über schnell gewachsne Flut
in Stille hohen Rastorts.
Der Lehrer der Gestirne dir beschrieb
den Aufgang und das Sinken höchster Bilder
er ist's der dir die tiefste Lehre schuldig blieb:
Woher empfangen denn vom inneren Licht
05 den Glanz die Sterne? Leer bemalte Schilder
sind andere Sonnen, Sonnen sind sie nicht.
O Drehung unerbittlich, heilig wilder
Figurentanz: des inneren Strahls Gesetz
ist streng wie jener glaubt, doch als du fürchtest milder.
Diese sind eins mit Jenen am reicheren Ufer:
alle sehen das kreisende Licht, in der Sonne
ist den Spätern vereint der Helden und Könige
Antlitz, die gingen einstmals dort und alle
05 suchten das Eine, sie kreisen in dieser Kuppel,
summen im offenen Kelch um Staubblatt und Stempel,
nach der Mitte von singenden Schwestern geleitet,
Führerinnen der Seelen: nach der obern
Mitte im Aufstieg, nach der innern im Abstieg:
10 Mitte und Mitte sind eins, woher sie auch kommen.
In Stille hohen Rastorts
brausen Winde her vom Küstendunst
zerschlagen sich am Fuss
des nicht lange Widerstehenden:
05 hinab steigt er zum Hafen
der von aufgeschreckten Völkern wimmelt.
Aus überschwemmten Gassen
führt sein schwerer Kahn
Kinder voller Hoffnung
10 über schnell gewachsne Flut
in Stille hohen Rastorts.
Welche niemals birst, die Wölbung dreht im Licht,
wenn die neue Wolke wie ein dunkles Boot
droht den fliehend ohnehin zerrissnen Fetzen
Mittagshimmels, unverletzbar ruhenden
05 einstmals auf den Säulen, die da sangen unterm
Anflug stiller Vögel; wenn jetzt stumm die Säulen
und die Vögel schreien, irrend durch den wunden
Himmel, dreht im Licht, die niemals birst, die Wölbung.
Diese sind eins mit Jenen am reicheren Ufer:
alle sehen das kreisende Licht, in der Sonne
ist den Spätern vereint der Helden und Könige
Antlitz, die gingen einstmals dort und alle
05 suchten das Eine, sie kreisen in dieser Kuppel,
summen im offenen Kelch um Staubblatt und Stempel,
nach der Mitte von singenden Schwestern geleitet,
Führerinnen der Seelen: nach der obern
Mitte im Aufstieg, nach der innern im Abstieg:
10 woher sie auch kommen, Mitte und Mitte sind eins.
Die Wanderung nach Wissen durch die Pforten
des Tags, der Nacht und ihres Ueberganges
führt in die ganz im Licht verborgne Halle,
die steht im Scheitel alles Unsichtbaren.
05 Das Ei hängt nieder mitten aus der Kuppel,
bis einst es birst im Spreiten göttlicher Flügel
und tönender Flug heilt die verwunschenen Räume.
Schwebenden euch in lauteren Räumen ist alles
wirklicher sichtbar, klar und fern wie durch das
umgekehrte Fernglas ohne Verwischung:
wie eine Blume der Baum, wie Kiesel die Häuser
05 und der schaffende Mensch dem Gotte vergleichbar.
Nicht die Träume seht ihr, nicht die Schlangen im Abgrund;
denn sie sind anderer Herkunft. Das wahrere Dasein
kennt nur den Schatten des Mittags, wo ruhen die Schnitter
und wo die Liebenden ruhn: den Schatten des Mondlichts.
10 Euch ist das Wirkliche sichtbar im anfänglichen
Einen, Samen und reiferes Urbild der Dinge
ganz vollkommen gebildet im lauteren Quellgrund.
Die Weisheit klagt ob ihrem ewigen Spiel
klagt auf der klar umzirkten lichten Scheibe
dass jener Gott vor dem sie Kind war durch
Aeonen schaut mit schattigen Augen über
05 ihr Spiel hinweg und lichter Scheibe Rund
hinausschaut in das undurchdrungene Dunkel.
Die lichten Bälle, spielend ausgesandt
die geistigen Gestirne sieht er nicht mehr:
wohin sie schwinden nur, sieht er, den Schlund.
10 Wer fängt sie dort und wirft zurück die Bälle?
Ob er ihn wieder fordert und sein Kind
die lichte Scheibe hart zurückzuschlingen?
Die Weisheit klagt ob ihrem ewigen Spiel.
Manche Blume ist Glut, bevor sie erfroren,
manches Feuer noch Flamme, bevor es erstarrte
in dieses Mittags grossem Gestirn ohne Drehung.
Aber hier bricht das neue Herz auf der Liebe
05 mitten in unbewegter Masse, in tödlichen
Mauern das glühende Herz, die blutende Blume,
Wunde rotklaffend ins verborgene Innre, wo brodeln
noch die Vulkane der Zeugung und bersten die Gluten
ältesten Lebens hervor, der spendenden Liebe.
Im Gewölbe lichtentlassene Fackeln
nirgends ruhig reisen über den Gängern,
deren auf den Bergen manche warten,
eins der Feuer, verbannter, doch nicht verstossner,
05 Wohnung unsterblicher Helden, möchte vorüber
fahrend, den Verwandten ergreifen und aus dem
Kerker einstens im Sturm zurück in befreiter
Brüder Versammlung tragen im quellenden Licht.
Die Bezeugung rufst du, Wesensbild,
aus den hohen Tänzerchören durch die
Wolkenschwaden in den lehmigen Schlaf
nieder, ständig hier und dennoch rufend
05 weither, wie bedroht in deiner Botschaft:
wenn den Blinden auch das Ohr erstarrte?
Willst du ganz enthüllen jener Gottheit
Bildnis, das der Schatten noch bedeckt:
weichen an den Eingang die Gefangnen,
scheun den Grund noch mehr, den stets sie scheuten,
05 weil, sie alle zu empfangen, aufgeht
des Gefängnisses Gefängnis; taube
Tiefe, wo doch Nacht schon düster drückte,
schaut sie an, das abertote Auge,
das Erinnerung selbst an Leben löscht.
Wer kann denn bauen schon Vollkommenes
und Tempel richten über dem wirren Forst
der auf den Felsenschroffen nahen Berges
die volle Höhe unersteigbar hält?
05 Solang die grosse Tat zu tun unmöglich,
ist Trost den Harrenden, zu schaun das Licht
das übern Abgrund grüsst, der wehrt den Drängern,
und ist genug, bis jener Steg vertäut,
der mit den Aexten für den Baumschlag endlich
10 mit den vorbehaunen Quadern führt
zum eitel stets geplanten Gipfelbau.
Bruder, du leitest, ob sie auch gingen zuvor
mit den Gaunern des Weges, endlich Bereite
über den See hinter den waldigen Hügeln
zu der Kuppel reinen Lichts, wo die Taube
05 ruht und alles Hiesige schwindet. Du nur
bleibst bei den Glücklichen, Winterbote, zurück.
Düftedunkler Turban
glühende Blume.
Innen frisst dich der Wurm:
Giftiger Stachel des Glücks.
05 Du lebst und nur
Toten ist Rettung.
Fruchtbar ist
das neue Gestirn
geplant im denkenden Haupt
10 in der vollkommnen
Maschine geschmiedet:
gewollter Lilie
übersüsser Ruch
rein berechneter Rausch
15 herabgezwungen
von eisig glühender Gier:
Garten kristallener Wolllust.
Spiegelnde Welt
kristallene Kugel
Musik der Mechanik
Gang und Musik
05 unerbittlicher Räder.
Es ruft der Fasan und schaukelt
Glasfasan ruft
mit mechanischer Stimme.
Vollendetes Haus.
10 O prangender Leichnam.
Wohllaut der Muschel
gerundete Dämmrung
süsser Herbst
sterbenden Lebens.
05 Perle im Dunkel.
Neue Perle
nach unendlichem Dunkel.
Tödliche Mimesis:
dieser Winter wird hart
10 und ohne Umarmung.
Blattlose Bäume
glänzen im Reif.
Schrillen Lichtes
Stachel ist scharf:
15 weiss und immer
weisser am Himmel
das neue Gestirn.
Unzugänglichem Licht
am nächsten wohnt,
der reinen Quell
trinkt aus zerklüfteten Bergen
05 in der Höhle zutiefst.
Rabe, einziger Gast
bringt dem Einsamen Nahrung.
Andern wehrt Eingang
der Dornbusch,
10 Flammen löschend
es sei die nur leuchtende eine.
Abgeschieden gänzlich ist er
so nah ihr ihn glaubt:
O Waage
15 gleich belastet auf beiden Schalen
dem Unbedingten verwandt
dem Abend der strengen Profile
dem Abend im Winter:
eindeutig der Fluss
20 die Bäume reine Gerippe
ohne zufälliges Laub.
Stählerne Wandung der Himmel.
Ruinen der Kirche:
pures Gemäuer
25 unmissverständlich
glühend Erinnern
glühend erstarrt.
Du näherst dich und lächelnder hernieder
winkt deine Hand, die stets mir ferne schien.
Ich schlage mir in die kristallne Glätte
empor an Schimmerwänden Stufen aus.
05 O hell Erwachen, wo die Splitter sprühen,
der Tag gewährt ein lautereres Licht
wenn jene Schneide in den Aufgangshimmel,
der klare Kamm den streng Bemühten trägt.
Des Unbestimmten Träume schwinden dort
10 mit letzten Sternen in den Glanz gewischt
der unvermutet wirklichen Vermählung.
Da sind sie wieder, dunkelgrüne Zweige
und weisse Beeren, alten Waldes Duft
die Wege tief im Unterholz verloren.
Zwar Wasser, heimlich gleissend hier und dort.
05 Doch Dämmer rings und nirgends eine Oeffnung.
Da bricht und naht in unbeirrtem Gang
aus knisterndem Gehölz die reine Lampe.
Sie leuchtet aus dem makellosen Busch
dem Hochgeweih des Hirschs, der, Wunder äugend
10 Gestalt und Klarheit eilt durch Wildnis hin.
Gläserne Pyramide
verletzlicher Inraum.
Aufklirrt die glänzende Wandung
wenn angerührt von
05 wechselnden Tieren
sie kündet Gefahr:
jene Tiere begraben
unter schimmernden Scherben.
Im gleissenden Sturz
10 der klare Inraum verwirrt
gläserner Pyramide.
Welche niemals birst, die Wölbung dreht im Licht,
wenn die neue Wolke wie ein dunkles Boot
droht den fliehend ohnehin zerrissnen Fetzen
Mittagshimmels, unverletzbar ruhenden
05 einstmals auf den Säulen, die da sangen unterm
Anflug stiller Vögel; wenn jetzt stumm die Säulen
und die Vögel schreien, irrend durch den wunden
Himmel, dreht im Licht, die niemals birst, die Wölbung.
Hergewehter Staub des Frühlings strömt
reinen Duft der Blütenwohnung, die
schnell verdorrt und dennoch brennend Glück
dauert dem, der einmal wohnte dort.
05 Allen andern weht er auf den Kahn,
wo sie treiben mit dem Bettelgut,
Botschaft in den steil und steilern Strom,
dass des brachen Reichtums leere Stadt
harrt der Schiffer unterm Katarakt.
Vom Hereinklang genährt der wandelnd seienden
Sterne, schön ist dem Wiegenden auf dem Netz,
auf dem hangend fern befestigten Gitter
immer der Tanz und das Spiel mit dem farbigen Ball:
05 Was denn schadet ein Versehen des Fusses?
Immer ein anderes Netz, ein anderes Gitter
fängt den Stürzenden auf und unter andrer,
unter bunterer, wiegt er, Bälle Geröll.
Niemand sieht, was seltene Früchte in Marktes Gepräng
trug der Teppich herein: was auf ihm liegt ist nimmer
Nähe: Bis dass der Zauberer lockt mit der Flöte die Käufer.
Dann aus der Brust singt einem jeden der eigene Osten
05 endlich innen erlauschter tönender Lockung die Antwort.
Die Wanderung nach Wissen durch die Pforten
des Tags, der Nacht und ihres Ueberganges
führt in die ganz im Licht verborgne Halle,
die steht im Scheitel alles Unsichtbaren.
05 Das Ei hängt nieder mitten aus der Kuppel,
bis einst es birst im Spreiten göttlicher Flügel
und tönender Flug heilt die verwunschenen Räume.
Diese sind eins mit Jenen am reicheren Ufer:
alle sehen das kreisende Licht, in der Sonne
ist den Spätern vereint der Helden und Könige
Antlitz, die gingen einstmals dort und alle
05 suchten das Eine, sie kreisen in dieser Kuppel,
summen im offenen Kelch um Staubblatt und Stempel,
nach der Mitte von singenden Schwestern geleitet,
Führerinnen der Seelen: nach der obern
Mitte im Aufstieg, nach der innern im Abstieg:
10 Mitte und Mitte sind eins, woher sie auch kommen.
Vom Westen drängt das Reinere herüber
so stark, ob es auch schwindet, in den Traum,
dass es die Trübnis spellt des schwarzen Soges
der jede Kraft in Mittnachttiefe zieht.
05 Wo ist das Künftige stärker als Vergängnis?
da in den Wolkenspalten bleibt das Licht
dem Zug der Wetter klarheitwärts enthoben
und Donner tönen vor den Regenschauern
noch unterhalb der Bergesgipfel, die,
10 wie hoch auch, nimmer rühren ans Gewölbe.
Sonst dämmert immer augenlos die Stadt,
bis auf die lichten Züge grosser Vögel,
die schon die Sonne aus den Schwingen träufeln
hernieder auf die Kuppel, wissend hohe
05 über der Stadt im Dämmer ohne Augen.
Noch kommt auf Wogen dumpf des heissen Schweigens
der Dämon der Verwirrung in den Mittag;
der Weg den Weinberg hoch im Schatten der
Oliven nur gibt klare Sicht hinüber
05 in bunter Büsche Wucherung am Wasser
und auf den Inseln unverletzte Gärten.
Dort hält Gebirge hinter Vorwelttrümmern
die Sonne fern verwahrt den ganzen Sommer.
Die klare meidet dieses feuchte Tal,
die faden Blumen, die Vergängnis und
05 Verwelkung brüten in dem dumpfen Brodem.
O besser ist zu fliehen heute noch,
zu steigen über jene Scheideklippe:
noch derer, die ihn suchen harrt dort Mittag;
die starken Farben wehen und die Düfte
10 den Kommenden erheiternd ins Gesicht.
Manche Blume ist Glut, bevor sie erfroren,
manches Feuer noch Flamme, bevor es erstarrte
in dieses Mittags grossem Gestirn ohne Drehung.
Aber hier bricht das neue Herz auf der Liebe
05 mitten in unbewegter Masse, in tödlichen
Mauern das glühende Herz, die blutende Blume,
Wunde rotklaffend ins verborgene Innre, wo brodeln
noch die Vulkane der Zeugung und bersten die Gluten
ältesten Lebens hervor, der spendenden Liebe.
Schwebenden euch in lauteren Räumen ist alles
wirklicher sichtbar, klar und fern wie durch das
umgekehrte Fernglas ohne Verwischung:
wie eine Blume der Baum, wie Kiesel die Häuser
05 und der schaffende Mensch dem Gotte vergleichbar.
Nicht die Träume seht ihr, nicht die Schlangen im Abgrund;
denn sie sind anderer Herkunft. Das wahrere Dasein
kennt nur den Schatten des Mittags, wo ruhen die Schnitter
und wo die Liebenden ruhn: den Schatten des Mondlichts.
10 Euch ist das Wirkliche sichtbar im anfänglichen
Einen, Samen und reiferes Urbild der Dinge
ganz vollkommen gebildet im lauteren Quellgrund.
Die Wege sind aus Bachesniederungen
hinangebäumt den buschigen Bergeshang,
wo Echse und, die Farben feurig wechselnd,
der Käfer eilt im grün bezähmten Licht.
05 Da wehen wohl aus Gartenblust herüber
der gelbe Staub und selbst der Schmetterling,
Fremdlinge bunte, in die Sinnesstille,
die rein den Wanderer auf den Berg umschweigt.
Er will das andere nicht, das ihn verwirre,
10 ging er doch lang an Städte netzendem Wasser
und auf den Strassen, welche Vielgestalt
der Ware führen in die Weite. So
erblickt gezieltes Auge nicht den Falter
und nicht den goldnen Staub; ja, selbst die Echse,
15 den Käfer, der Stille Hüter, grüsst er kaum.
Dem schattenlosen Gipfel eilt er zu,
wo auch kein Strauch mehr klare Sicht beengt
und das Getier bleibt flüchtig unterm Felsen.
Die Berge sind in Lichtern und in Farben
erstorben bald, das Tiefste wird Gesicht
aus Wolken schauend, spiegelnd sich in Seen.
Wer aber flieht vorm Mittag in die Höhle
05 und, kaum zum Schlaf bereit, sich ganz verlassen,
schon zuckt hinweg ihn das verborgene Licht.
Das Haus ist geheim;
hinter geschlossenen Türen
wird das Eine entschieden.
Hier ist nichts not:
05 rote Bäume,
über Bächen die Büsche des Lebens,
der wallende Flieder,
Brunnen, Brunnen;
doch sie und alles: entführend,
10 lenken fern von den geschlossenen Türen.
Und hinter ihnen wird das eine entschieden.
Dies alles ist fremd und bunt,
Vielfalt der Lockung,
Lockung des Rausches,
15 der gelichteten Anker
und Sang der Matrosen:
die sich täuschen;
über dem Meer suchen sie
auf Palmeninseln,
20 was sich lange entschied
im geheim verschlossenen Haus.
Es zu öffnen, das ist, was lohnt.
Einzudringen in die Sitzung der Götter,
sie zu stürzen durch höhere Klarheit; // 02
25 hinaufzugehn
auf die höchste Terrasse,
wo offen liegen die Täler des Landes
und sichtbar die Stadt,
die so nahe und nie noch erreicht:
30 denn sie war es nicht,
die wir erfochten
nach langer Fahrt
durch feindliches Land
in syrischer Sonne;
35 sie war es nicht,
deren Gold wir raubten
und deren Mädchen genossen.
Dort noch ist sie
unerbrochen;
40 und nur der härteste Geist,
der schneidendste,
bricht ihre Mauern.