Synopse

(12)
Mittwoch, 22 Juni 1949    (    )

Wogen, wogen die Reinen herauf …* (a*)

Wogen, wogen die Reinen herauf die sich in der Tiefe gehalten die klaren Götter der Meere, von welchem Beben vertrieben, von // 074 welcher Empörung? Was denn bleibt noch uns, noch uns in den oberen Ländern, wenn das Tiefste erbebt und die Säulen wanken der Welt. Der Getöteten Söhne sind wir, der Vertriebenen Kinder. Blüte und Frucht unsrer Gaue ist von ihrem Segen genährt, und dass sie uns duldeten hier an der oberen Sonne. Was denn was droht herauf für neue gefährliche Macht, die tobend bricht in die Paläste der Tiefe, in die reichen Felder der Nymphen? Wird sie der unseren schonen, unsrer getrübteren Würde, da sie die reine zerschlug, die Klare gebietender Götter?

In: Notizbuch 1949

Insel der Erwartung herauf geschwemmt aus Tiefe des Klanges, Tiefe der tönenden Bänke. O wehendes Dasein, Dasein der Fische, der leuchtenden Schleier: die aus der Nacht, dem Abgrund wehen und wehen herauf. Ist nicht Gesang von der Insel, Gegengesang, den Töchtern der Tiefe gebracht. Berg, rauchend inmitten, Mond auf den Gipfel gestellt, räuchernde Pfanne: diese Kinder sind einsam, die Wartenden an den Hängen. Noch ist still die See, auf die lang sie schauen. Noch kommt nicht das Schiff, das den Verlorenen bringt mit den Schätzen der Fremde. Und sie singen allein. // 076 Wenn sie wüssten, wie schwarz das Segel und dass es nur trägt Tote, vom letzten Fahrer gesteuert, der bleich ist und das Schreckliche ewig zeigt in den wirren Augen.

In: Notizbuch 1949

Wogen die Reinen herauf, die sich in der Tiefe gehalten, die klaren Götter des Meeres, von welchem Beben vertrieben, von welcher Empörung? Was denn bleibt noch uns, noch uns in den oberen Ländern, wenn das Tiefste erbebt und die Säulen wanken der Welt. Der Getöteten Söhne sind wir, der Vertriebenen Kinder. Blüte und Frucht unsrer Gaue ist von ihrem Segen genährt, weil sie uns duldeten hier an der oberen Sonne. Was droht denn herauf für neue gefährliche Macht, Macht, die tobend schon brach in die Paläste der Tiefe, in die reichen Felder der Nymphen? Wird sie der unseren schonen, unsrer getrübteren Würde, da sie die reine zerschlug, die gebietende klarerer Götter?

02 Erwartungsinsel, heraufgeschwemmt aus Tiefe des Klanges, Tiefe der tönenden Bänke. O wehendes Dasein, Dasein der Fische, der leuchtenden Schleier, die aus der Nacht, dem Abgrund, wehen und wehen herauf. Ist nicht Gesang von der Insel den Töchtern der Tiefe gebracht? Die Kinder sind einsam, die Wartenden an den Hängen. Noch ist still die See, auf die lang sie schauen: noch kommt nicht das Schiff, das die Verlorenen bringt: Und sie singen stets noch allein: O, wenn sie wüssten, wie schwarz das Segel und dass es nur trägt Tote, vom letzten Fahrer gesteuert, der bleich ist und das Schreckliche ewig zeigt in den wirren Augen.

In: Manuskripte 1948-51

Wenn sie wüssten, wie schwarz das Segel des Schiffes 
das sie erwarten, die Wartenden an den Hängen der Insel;
noch ist ohne Widerhall ihr Gesang, den Göttern der Tiefe gebracht:
der Getöteten Söhne sind sie. Blüte und Frucht ihrer Gärten
ist von ihrem Segen genährt, weil sie duldeten sie hier an der oberen Sonne.

02 Jetzt droht herauf neue Macht, die tobend schon brach in die Paläste der Tiefe, in die reichen Felder der Nymphen. Wird sie der ihren schonen, ihrer getrübten Würde, da sie die reine zerschlug, die gebietende klarerer Götter?

03 Noch ist still die See, auf die die Wartenden schauen, noch ohne Antwort ihr Lied: o wenn sie wüssten, wie schwarz das Segel des erwarteten Schiffs und dass es nur trägt Tote, vom letzten Fahrer gesteuert, der bleich ist und das Schreckliche zeigt in den Augen.

In: Manuskripte 1948-51

Wenn sie wüssten wie schwarz das Segel des Schiffes 
die Wartenden an den Hängen der Insel: noch
ist ohne Widerhall ihr Gesang, den Göttern der Tiefe gebracht.
Ihre Söhne sind wir: Blüte und Frucht unsrer Gärten
05 ist von ihrem Segen genährt, weil sie duldeten uns hier an der oberen Sonne.
Jetzt droht herauf neue Macht, die tobend schon brach in die Paläste der Tiefe,
in die reichen Kammern der Nymphen. Wird sie der unseren schonen,
unsrer getrübteren Würde, da sie die reine zerschlug, die gebietende klarerer Götter?
Noch ist still die See, auf die die Wartenden schauen,
10 noch ohne Antwort: o wenn sie wüssten, wie schwarz das Segel
des erwarteten Schiffes und dass es nur trägt Tote, vom letzten
Fahrer gesteuert, der bleich ist und das Schreckliche zeigt in den Augen.

In: Manuskripte 1948-51
28.06.1949 * (nicht datiert)    (    )

Ohne Widerhall heut ist der Gesang …* (d)

Ohne Widerhall heut ist der Gesang 
den die Wartenden an den Hängen der Insel 
den Herren des Meeres gebracht: neue Macht
droht herauf, die tobend schon brach in die untern Paläste.
05 Wird sie der unseren schonen, unsrer getrübteren Würde,
da sie die reine zerschlug, die gebietende klarerer Götter?
Noch still ist die See, darauf die Wartenden schauen:
wenn sie wüssten, wie schwarz das Segel des erwarteten
Schiffes und dass es nur trägt Tote, vom letzten
10 Fahrer gesteuert, der bleich das Schreckliche zeigt in den Augen.

In: Manuskripte 1948-51

Vergeblich scheint heut die Erwartung an Uferhängen
der Insel: neue Macht droht herauf, die brach
schon in die untern Paläste. Wird sie der unsren
getrübteren Würde schonen, da sie zerschlug
05 die reine gebietender Götter?
Noch leer ist die See, darauf die Wartenden schauen.
Wenn sie wüssten, wie schwarz das Segel des Schiffes
und dass es nur bringt Tote, vom letzten Matrosen
gelenkt, der bleich das Schreckliche zeigt in den Augen!

In: Manuskripte 1948-51
30.06.1949 * (nicht datiert)    (    )

Leer ist heute die See, darauf die Wartenden schauen …* (f)

Leer ist heute die See, darauf die Wartenden schauen:
wenn sie wüssten, wie dunkel das Segel des Schiffes
dass es nur bringt Tote, vom letzten Matrosen gelenkt,
der auf immer das Schreckliche trägt in den Augen:
05 neue Macht brach in die untern Paläste,
wird sie schonen der unsern getrübten Würde, 
da sie die reine zerschlug ursprünglicher Götter?

In: Manuskripte 1948-51
Donnerstag, 30 Juni 1949    (    )

Leer ist heute die See, darauf die Wartenden …* (g)

Leer ist heute die See, darauf die Wartenden
schauen, nicht ahnend die dunkeln Segel des Schiffes;
dass es die Toten bringt, gelenkt vom letzten
Fergen, der auf immer das Schreckliche zeigt in den Augen:
05 In die untern Paläste brach neue Gewalt, 
wird sie schonen unsrer getrübten Würde
da sie die reine zerschlug ursprünglicher Götter?

In: Manuskripte 1948-51
Donnerstag, 30 Juni 1949    (    )

Leer ist heute die See, darauf die Wartenden …*

Leer ist heute die See, darauf die Wartenden
schauen, nicht ahnend die dunkeln Segel des Schiffes,
dass es die Toten bringt, gelenkt vom letzten
Fergen, der auf immer das Schreckliche zeigt in den Augen:
05 in die untern Paläste brach neue Gewalt:
Wird sie schonen unsrer getrübten Würde,
da sie die reine zerschlug ursprünglicher Götter?
 

In: Typoskripte 1945-50
Samstag, 01 Juli 1950    (    )

Leer ist heute die See, darauf die Wartenden …*

Leer ist heute die See, darauf die Wartenden
schauen, nicht ahnend die dunkeln Segel des Schiffes,
dass es die Toten bringt, gelenkt vom letzten
Fergen, der auf immer das Schreckliche zeigt in den Augen:
05 in die untern Paläste brach neue Gewalt!
Wird sie schonen unsrer getrübten Würde,
da sie die reine zerschlug ursprünglicher Götter?

In: Typoskripte 1948-50

Leer ist heute die See, darauf die Wartenden
schauen, nicht ahnend die dunkeln Segel des Schiffes,
dass es die Toten bringt, gelenkt vom letzten
Fergen, der auf immer das Schreckliche zeigt in den Augen:
05 in die untern Paläste brach neue Gewalt.
Wird sie schonen unsrer getrübten Würde,
da sie die reine zerschlug ursprünglicher Götter?

In: GESICHT IM MITTAG 1950
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