Online-Edition
  • Home
  • Notizbuch
      • Back
      • Notizbuch 1948-49
      • Notizbuch 1949
      • Notizbuch 1950
      • Notizbuch 1950-51
      • Notizbuch 1952-54
      • Notizbuch 1954-55
      • Notizbuch 1955-57
      • Notizbuch 1957-58
      • Notizbuch 1958-61
      • Notizbuch 1961-65
      • (Notizbuch 1965-80)
      • Notizbuch 1979
      • Notizbuch 1979-82
      • Notizbuch 1980-88
  • Manuskripte
      • Back
      • Manuskripte 1948-51
      • Manuskripte 1951
      • Manuskripte 1952
      • Manuskripte 1953
      • Manuskripte 1954
      • Manuskripte 1955
      • Manuskripte 1956
      • Manuskripte 1957
      • Manuskripte 1958
      • Manuskripte 1958-59
      • Manuskripte 1959-60
      • Manuskripte 1961
      • Manuskripte 1962
      • Manuskripte 1963
      • Manuskripte 1964-65
      • Manuskripte 1979
      • Manuskripte 1979-83
      • (Manuskripte divers)
      • Karten 1984
  • Typoskripte
      • Back
      • Typoskripte spez.
          • Back
          • Sammlung Kutter
          • Sg. Thomas Raeber
          • Sg. Hochstrasser
      • Typoskripte 1943-46
      • Typoskripte 1945-50
      • Typoskripte 1948-50
      • Typoskripte 1951
      • Typoskripte 1952
      • Typoskripte 1953
      • Typoskripte 1954
      • Typoskripte 1955
      • Typoskripte 1956
      • Typoskripte 1957
      • Typoskripte 1958
      • Typoskripte 1959
      • Typoskripte 1960
      • Typoskripte 1961
      • Typoskripte 1962
      • Typoskripte 1963
      • Typoskripte 1965
      • Typoskripte 1979
      • Typoskripte 1979-spez
      • Typoskripte 1983
      • Typoskripte divers
  • DRUCK
      • Back
      • GESICHT IM MITTAG
      • Die verwandelten Schiffe
      • GEDICHTE (1960)
      • FLUSSUFER (1963)
      • Reduktionen (1981)
      • Abgewandt Zugewandt
          • Back
          • Hochdeutsche Ged.
          • Alemannische Ged.
          • Nachwort
      • Verstreutes
  • Material
      • Back
      • Tagebuch
      • Briefe
      • Zusatztexte
  • Infos
      • Back
      • Anleitung
      • Lebensdaten
      • Werkliste
          • Back
          • Selbständige
          • Unselbständige
      • Das Buch zur Edition
      • Bibliografie
          • Back
          • Werkausgabe
          • Übersetzungen
          • Literatur
      • Signaturen
      • Impressum
  • Suche
      • Back
      • Wortsuche
      • Endfassungen
      • Synopsen (Register)
  • PORTAL
  1. Aktuelle Seite:  
  2. Startseite
  3. DRUCK
  4. Die verwandelten Schiffe

Die verwandelten Schiffe 1957

Steckbrief

Titel: Die verwandelten Schiffe / GEDICHTE
Verlag: Hermann Luchterhand Verlag, Darmstadt, Berlin-Frohnau, Neuwied (1957)
Druck: Wiking Druckerei GmbH, Darmstadt
Inhalt: 48 Gedichte; vorangestelltes Motto (Aeneis-Zitat); Klappentext von Raeber  (vgl. Umschlag) 
Textträger: Broschüre mit Zeichnung auf vorderem Umschlag, 64 Ss
Vorstufen: Notizbuch 1952-54, 1954-55, 1955-57, Manuskripte 1953, 1954, 1955, 1956, Typoskripte 1954
Kommentar: Tantiemen-Vertrag: 31.12.1956
Wiedergabe: Freie Handhabung des Zeilenumbruchs bei Langversen

Kommentar

Vorangestelltes Motto: AENEIS X, 219-223:

Atque illi medio in spatio chorus ecce suarum
Occurrit comitum: Nymphae, quas alma Cybele
Numen habere maris, Nymphasque e navibus esse
Iusserat, innabant pariter, fluctusque secabant,
Quot prius aeratae steterant ad litora prorae.

Das Inhaltsverzeichnis (S. 62/63) unterteilt Römische Reklamen (S. 36/37) und Artisten (S. 38/39) nicht und führt nur 47 Titel auf.

Auf der Umschlagsklappe vorne und hinten (U2, U3) ist ein programmatischer Text Raebers abgedruckt:

Ein erster Versuch im Mai 1956, die Sammlung bei der Deutschen Verlagsanstalt unterzubringen, scheiterte. Tagebucheintragung, 17.5.1956:

Die DVA schickt mir die Gedichte mit einer schroffen Ablehnung zurück: das seien gar keine Gedichte, es handle sich um eine Aneinanderreihung und Verkoppelung von Einzelheiten, um mehr nicht, usw. –

Am 30.10.1956 versprach Heinz Schöffler, trotz der Schwierigket mit Lyrikbänden eine Realisierungsmöglichkeit zu suchen (B-4-C-GEDI_009), am 28.12.1956 wurde Raeber der Verlagsvertrag zur Unterzeichnung zugestellt (ebd.).

Am 12.1.1968 teilte die Verlagsleitung des Luchterhand Verlags Raeber mit, "die noch vorhandenen rd. 950 gebundenen Exemplare an das moderne Antiquariat abzugeben", da der Absatz weit hinter den Verkaufserwartungen zurückgeblieben sei (B-4-c-SCHIFF).

Nachdruck von 6 Gedichten in Texte und Zeichen (1957, H. 3).

Umschlag
Das Gedicht heute

Es gibt keinen unmittelbaren Ausdruck; er ist immer vielfach gebrochen. Die Wahrhaftigkeit einer Aussage bemißt sich an der Distanz, die der Geist von dieser vielfachen Brechung zu gewinnen vermag. – Poesie ist für mich eine Maskerade, wo es keine Demaskierung gibt, sondern nur das Durchprobieren immer neuer Masken. Dem Gedicht steht eine Welt zur Verfügung: wir leben am Beginn des größten Synkretismus, den es je gab. Nicht nur in dem Sinn, daß alle Zeiten und Kulturen aufeinander stoßen, uns gleichzeitig gegenwärtig sind. Sondern vor allem auch in dem andern: daß unser Bewußtsein alle Ebenen der Erfahrung gleichzeitig durchleuchtet, alle unsere Empfindungen und Widerempfindungen, alle unsere Triebe und Widertriebe, alle unsere Motive und Widermotive auf einmal gegenwärtig hat. Das Gedicht ist ein Ort, wo der // Geist die Welt versammelt und ordnet. Es setzt die Schichtung, die Übereinanderlagerung all dieser Motive, Triebe, Empfindungen voraus, all dieser Zeiten und Kulturen, die in uns liegen und auf ihre Erweckung warten. – Gedichte sind so viele möglich, als es Entsprechungen und Verwandlungen gibt: ein Gegenstand erhellt und deutet den andern. Alles berührt sich mit allem. Die Kunst besteht darin, daß man jene Berührungspunkte findet, die dem Zentrum eines jeden Gegenstandes am nächsten liegen. Und wenn es dann gelänge, diese Punkte zu finden und die Scheinwerfer so genau aufzustellen, daß sie das ganze System auf einmal ins helle Licht setzten: dann wäre das unerbittlich Faszinierende da, das erschreckt und entzückt, im Entzücken erschreckt – eben das Gedicht.

Rezensionen

Süddeutsche Zeitung, 30.4.1958 (zu Lesung im Tukan-Kreis, München)

Lyriker aus der Schweiz

Mit einer schädlichen Überdosis monoton gelesener Verse, deren Ziel es zu sein schien, die Poesie unrhythmischer Schachtelsätze zu demonstrieren, stellte sich Kuno Raeber, der Autor der „Verwandelten Schiffe“, dem willig lauschenden Tukaneum. Das Gedicht ist für ihn „ein Ort, wo der Geist die Welt versammelt und ordnet“. Wenn indessen „Februarsülze“ ins Zimmer hereinquillt, wenn die „Etüdenliane“ durch Decken und Böden „aufzückt“ oder wenn „Gefühlswälder süß“ durchwandert werden, wirkt diese neue Ordnung mehr gewaltsam als überzeugend. Meistens auch sind Raebers bildungs- und intellektbeladene Assoziationen vom Hörer nicht nachvollziehbar. Dann und wann aber erreicht seine Aussage eine faszinierende Transparenz. Vielleicht, daß solche Passagen in künftigen Gedichten häufiger auftreten.

[…]  Karl Ude

Basler Nachrichten, 7.3.1958, Literaturblatt (Ueber die "neue" Lyrik)

(R. K. H.) Für viele Liebhaber überkommener Dichtung ist die neue oder moderne Lyrik ein Schreckgespenst, vor dem man flieht, ohne je es kennen zu lernen. Nichts Geeigneteres gäbe es, um diesen Schreck zu überwinden als Kurt Leonhards kluge und einlässliche «gedanken zu gedichten». […]  

Entfernt eine neue Lyrik jedes technische Spielwerk, jede gewohnte zeitlich-räunliche Vorstellung, so ist die Bahn frei für den echten Dichter; aber auch dem Bluffer und Tändler öffnen sich Möglichkeiten, die von dem Leser doppelte Sorgfalt und Krtik erheischen. Leonhard als Essayist besitzt beides in hohem Masse. Ueber jede Parteinahme hinweg führt das Buch Gesichtspunkte an, die unabhängig von jeder Kunstauffassung gleten, beispielsweise den Begriff der «Stimmigkeit», der – vielleicht – dem Schönen und Wahren übergeordnet ist. […]  

Ganz eindeutig, im Tubaton voller Ueberzeugung, erläutert Paul Raeber das Phänomen des Gedichtes auf den beiden Umschlagklappen seines Gedichtbandes «Die verwandelten Schiffe». Aber da man einen Lyriker nicht bei seinen Theorien belangen, sondern an seinen «Früchten» (lies: «neuen Wirklichkeiten») erkennen soll, geht man lieber gleich zu den Gedichten über. Ihre verschrobene, verstellte, und zerspellte Form ähnelt den Zerbrechungen und Schichtungen, den Spannungen des Kubismus. Kein Zweifel, Raeber macht seine Theorie wahr; er sucht nach Berührungspunkten, die für ihn das Gerüst des Gedichtes ausmachen. Er weiss, dass in ihm Wahrheiten von Jahrhunderten, atavistische Elemente verborgen sein können. Um sie aufzustöbern, verfährt er bald wie ein Detektiv, bald sie ein Jongleur oder Photograph, ja, man kann ganz in seinem Sinne sagen, wie ein Blender. Er sucht die Wortlandschaft eines Gedichtes gründlich nach Schichten ab erleuchtet sie taghell und macht dabei einige unerlässliche Angaben über den Standort seines Scheinwerfers, etwa: «Wenn du das Feuer hinhältst, der Dame, die leicht zurückweicht, die Zigarette anzündest.»

Es gilt also in Kuno Raebers Dichterwerkstatt nicht mehr, ein Gedicht zu schaffen oder seine Reife abzuwarten. Es kommt darauf an, dem inividuellen Gedicht wie ein Reporter auf den Leib zu rücken, vielleicht sogar einen bizarren Film zu drehen. Für einen findigen Kopf mag dies ein Vergnügen bedeuten. Uns aber sei erlaubt, Kurt Leonhards Ueberzeugung, dass die Wirklichkeit der Poesie die Möglichkeit des Menschen sei, auch auf den Modernismus Raebers anzuwenden und hierin die Möglichkeiten des Menschen allgemein, also auch des Lesers, einzubeziehen. Bietet Raebers Poesie eine solche Möglichkeit, oder begibt sie sich nicht in eine unfruchtbare und auf die Dauer tödliche Isolierung? Nach seinen eigenen Worten sind seine Gedichte synkretistisch, in Wahrheit aber analytisch. Ihre «Wirklichkeit» kommt der Trance einer endlosen Maskerade gleich – wie Raeber es selbst feststellt. Nirgends bieten sie dem Leser eine seelische «Handhabe»: vor lauter Berührungspunkten verfehlen sie den wichtigsten: die Berührung mit dem Leser. Wer besässe Wendigkeit genug, um diese Artistenkunststücke mitzumachen? Das hetzerische Zerfasern des Zeitbegriffs entwindet dem Leser jeden Anspruch auf Tiefe, Besinnung und Gegenwärtigkeit, alles Dinge, die er im Gedicht zu suchen pflegt. Was sollen diese Konstruktionen einer dichterischen Wirklichkeit, wenn sie überhaupt nicht oder bestenfalls nur als graphisch-gleitende Schemata aufgenommen werden können und nicht genug Geheimnis besitzen um für sich allein zu bestehen? Alle Ueberlegungen nach wahr oder schön, nach "Stimmigkeit» erledigen sich vor ermüdender Manier. Es gibt nichts Langweiligeres als konstruierten oder sezierten Unsinn.

Da bieten uns die Worte ohne Anker, Gedichte Hans Arps aus verschiedenen Zeiträumen, von der dadaistischen Zürcher-Epoche bis in die letzten Jahre, wahre und humorvolle Erholung. […] 
(RAE-B-2-Kutt_005)

(Dazu existiert eine Replik von Thomas Raeber, die nicht publiziert wurde; vgl. Kommentar zu Der Baum)

Westdeutsche Rundschau, 28.2.1963

Maske statt Poesie

„Poesie ist für mich eine Maskerade, wo es keine Demaskierung gibt“, sagt Kuno Raeber in bedauerlicher Großzügigkeit gegenüber der Grammatik. Allerdings setzt er seiner Sprache tatsächlich eine Maske auf, unter der sie zugleich mit ihren unverstellten Zügen alle Zuständigkeit einbüßt. Eine künstlerische Steife soll der Prosa ins Gedicht hinüberhelfen, Affektation vertritt Originalität.

Immer sollte die Syntax im Gedicht einfach sein, zumindest aber verfolgbar. Es darf nicht Mühe kosten, über Einschübe hinweg die Satzanfnge festzuhalten. Raebers Lyrik wirkt gerade da verstaubt und steril, wo er die lyrische Geste sucht: Er schachtelt, um Rhythmus zu erzeugen, er wird im Banalen pathetisch bis zur unfreiwilligen Komik. Antikisierender Tonfall hebt nicht zugleich die Rede ins Erhabene; selbst die Einstimmung durch ein vorangestelltes Aeneis-Zitat vermag hier nichts.

Nicht feierliche Diktion reicht aus, die uralten Gegenstände des Liedes zum modernen Gedicht zu veredeln. Umgekehrt gewinnt die Legende der Heiligen Katharina, ins Moderne transponiert, mehr Lächerliches aus diesen Manipulationen als die angezielte höhere Gültigkeit vertrüge: „Eh sie hineingeht und ansieht / das Bett, das leere, zerwühlte des Freundes, im Licht / der kleinen Lampe, die jetzt schon bei offnen Gardinen / zu verzweifeln beginnt unterm Schirm aus löchriger Seide …“

Man kann zweifeln, ob das Gedicht überhaupt die Raeber gemäße Ausdrucksform sei. Die Mehrzahl seiner Verse macht den Eindruck äußerster Bemühung um Rhythmik und Melodie auf der Grundlinie eines Prosagedankens.
Gertrud Höhler

DER SPIEGEL

Zum Kreis der Engel vom Grund der spiegelnden Vase
wölken die Dämpfe: der Talschlucht verwandter, verwundert
finden sich unten im Grund der spiegelnden Vase
von neuem die Engel, wo wölken die Dämpfe, verdunkelnd
05 das Bild der Engel, der hellen, die sich verwundert
verwandelt anschaun im Grund der spiegelnden Vase.

Details
Konvolut: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Der Spiegel
  • Besonderes: Ghasel
  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Seite / Blatt: 07
  • Textnummer: 001
  • Werke / Chronos: Bd.1, 27

AN DEN TOTEN SÄNGER

Verteilt in unzähliger Vögel Flügel und Stimme,
stiegst aus dem Rauch du hinauf,
über Scheitern in Flammen erneut:

Singst, wunderbar lindernd, am Morgen
05 den Trauernden, der dir verweinte
alle Stunden der Nacht,
vom Sims des Fensters in Schlaf,

als, über Scheitern in Flammen
erneut, du stiegst aus dem Rauch,
10 in Flügel und Stimme unzähliger Vögel verteilt.

Details
Konvolut: Die verwandelten Schiffe 1957
  • An den toten Sänger
  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Seite / Blatt: 08
  • Textnummer: 002
  • Werke / Chronos: Bd.1, 28

ABEND

Ich sitz am Säulenstumpf der Nacht und werfe
nach dem Polypen, der gen Westen sinkt,
das Netz und fange schließlich nur den Mond:
sein Schwimmen ohne Flossenregung tröstet
05 mit vieler Sternenfische Liderschlagen
gar bald mich, wenn ich leise aus der Flut
die Beute zieh zum Säulenstumpf der Nacht.

Details
Konvolut: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Abend
  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Seite / Blatt: 09
  • Textnummer: 003
  • Werke / Chronos: Bd.1, 29
  • Nachdruck: Die skeptische Landschaft. Leipzig 1988, S. 138

DIE DREI KAMMERN

Schleich ich hinaus in die Hütte an der Grenze des Dorfs,
daß mir der Gruß des Bruders am Morgen nicht schrecke,
die vom Frühlicht schon ängstlich, die Taube;

steig ich hinauf in die Höhle über dem Wasser im Fels,
05 daß mir das Lied des Fährmanns am Mittag nicht schrecke,
die vom einzigen Tropfstrahl schon ängstlich, die Taube;

grab ich mich ein in die Steppe jenseits des Tals,
daß mir das Zirpen der Grille am Abend nicht schrecke,
die von der Mondspur schon ängstlich, die Taube:

10 klagen am Tag und klagen zur Nacht die Schakale
in das verschüttete Grab: wohin floh, wohin meine Taube?

Details
Konvolut: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Die drei Kammern
  • Besonderes: Ritornell
  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Seite / Blatt: 10
  • Textnummer: 004
  • Werke / Chronos: Bd.1, 30

TAG UND NACHT

Den Tag in der Steppe kühlt mehr als der Quell unter Eichen
das Lachen des Mädchens dem Burschen entgegen, der,
gelehnt an die Tür, schaut, kauend Kerne des Mohns, durch
geschlossene Lider.
Die Nacht, wo sieden die Flöten und kochen die Tamburine
05 empor ums finstere Stampfen der Mädchen und Burschen, kühlt
tiefer
der überquellende Schein der einzigen Lampe
im Schiff der Kammer abseits, das schwimmt auf dem Brodeln.

Details
Konvolut: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Tag und Nacht
  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Seite / Blatt: 11
  • Textnummer: 005
  • Werke / Chronos: Bd.1, 31

DIE OASE

Hinein führt über die letzte glühende Düne
die Schlange den versengten Fuß in den Tau,
der ihn löscht, noch bevor zuinnerst dem Mund
unter dem Palmbaum die Quelle die mit der steigenden Sonne
05 immer kühlere Kühlung zustäubt: wo,
ihr geneigt, erwacht schon am ersten Tropfen die Lippe.

Details
Konvolut: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Die Oase
  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Seite / Blatt: 12
  • Textnummer: 006
  • Werke / Chronos: Bd.1, 32

ANKUNFT IN DER OASE

Wir sammeln das Harz, das die Myrrhenstämme herabrann.
Die Kamele schnupperten es weit in der Wüste,
darüber wegblickt die Palme, die nie sah der Ölbaum
der verschloßnen Oase: Wo nun sie schreiten hinein,
05 beladner als die Palme mit Datteln, als mit Oliven der Ölbaum,
mit der Myrrhen der Wüste würzigem Harz.

Details
Konvolut: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Ankunft in der Oase
  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Seite / Blatt: 13
  • Textnummer: 007
  • Werke / Chronos: Bd.1, 33

DAS GRAB

Wenn aus der mittagstiebenden Steppe
ihm emporsteigt das Grab auf dem halb versunkenen Sockel,
wenn er abspringt vom Roß und die Stufen hinaufeilt,
sich durch die Tür drängt hinein zum goldenen Sarg:
05 mag er immer sich stemmen, ächzend, wider den Deckel,
verschlossen bleibt er ihm bis zum matten anderen Morgen.

Details
Konvolut: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Das Grab
  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Seite / Blatt: 14
  • Textnummer: 008
  • Werke / Chronos: Bd.1, 34

DER SCHLÄFER

Was zwitscherst du, Vogel, dem Schläfer,
was streifst du das Bett hier, was dort mit dem Flügel,
daß er dir, ganz noch verfangen im Schlafnetz,
das du beginnst zu zerreißen, mit halber Hand wehrt?
05 Was rufst du lauter und fällst ihm in die Stirn,
setzest dich gar auf sein Haupt, lang hinschreiend:
Sodaß er, entfesselt, nun schwimmt auf dem Bett hinaus in den
Mittag,
erschrocken und wach, allein mit dir, Vogel, als Lenker?

Details
Konvolut: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Der Schläfer
  • Besonderes: V. 07 gebrochen
  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Seite / Blatt: 15
  • Textnummer: 009
  • Werke / Chronos: Bd.1, 35

DER STEIN

Verborgen den Brüdern, im innern Gemach
den Stein zückt aus Fetzen der Bettler.
Und weinend führt der Vater ihn auf den Altan,
dem Volk zu zeigen den Sohn: es sieht ihn und jauchzt<.>
05 Doch tief unterm Strahl, den doppelt hinab
zückt der kräftige Stein, sich ducken die Brüder.

Details
Konvolut: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Der Stein (1954)
  • Details: V. 04 Emendation: Punkt am Zeilenende (entsprechend den übrigen Textzeugen)
  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Seite / Blatt: 16
  • Textnummer: 010
  • Werke / Chronos: Bd.1, 36

DER ENTRÜCKTE

Als der Fischer
am Fuß des Felsens gelandet,
hinaufgestiegen und die Schulter des Fremden berührte,
hob dieser, der lang geschlossenen Auges gekniet,
05 endlich das Auge und sah,
daß er verlassen den heimischen Strand voller Feinde
und nun hier am entlegenen Strand
war, mit einem Fischer als Freund.

Details
Konvolut: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Der Entrückte
  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Seite / Blatt: 17
  • Textnummer: 011
  • Werke / Chronos: Bd.1, 37

DIE HARFE

Über dem wehenden Klang vergaßen die Fischer
die Netze des Nachts und irrten dem Morgen entgegen,
der in der Barke die nun an dem matten
Knaben verstummte Harfe heranträgt.
05 Sie ziehn sie ans Ufer, tiefer als sonst vom Fang der Fische,
ermüdet von diesem Fang, der erst im Morgen verstummte.

Details
Konvolut: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Die Harfe
  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Seite / Blatt: 18
  • Textnummer: 012
  • Werke / Chronos: Bd.1, 38

Seite 1 von 4

  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
Die verwandelten Schiffe (alph.)
  • ABEND

    Ich sitz am Säulenstumpf der...

  • AM FLUSSHAFEN

    Wenn sie sähn, wie die spanische...

  • AN DEN TOTEN SÄNGER

    Verteilt in unzähliger Vögel...

  • ANKUNFT IN DER OASE

    Wir sammeln das Harz, das die...

  • ARTISTEN

    I Im vom Bartisch beschworenen...

  • AUF DEN TOD DES SCHAUSPIELERS JAMES DEAN

    Die Pappel im Fenster flieht vor...

  • AUF DER SCHAUKEL

    Auf der Schaukel schaut der...

  • AUGENBLICK

    Vom Tisch, wo sie den Freundinnen rühmte das...

  • BEIM ANZÜNDEN DER ZIGARETTE

    Wenn du das Feuer hinhältst der...

  • DAS GEWITTER

    Der Berg grünt plötzlich auf im...

  • DAS GRAB

    Wenn aus der mittagstiebenden...

  • DAS HAUPT UNTERM LINNEN

    Auf der Flucht aus den Gassen der...

  • DAS INWENDIGE LICHT

    Variationen über ein Thema von...

  • DER BAUM

    Du tönst mit offener Krone,...

  • DER BAUM DER ROTEN BEEREN

    Purpurn troff der Baum der roten...

  • DER ENTRÜCKTE

    Als der Fischeram Fuß des Felsens...

  • DER FUDSCHIJAMA

    Gefühlswälder sind süß zu...

  • DER GANG

    Wer den finstern Gang betritt am...

  • DER MUND

    Sacro Bosco in Bomarzo Ehe das...

  • DER OPTIKER UND DER KLAVIERSCHÜLER

    Etüdenliane klettert durch Decken und...

  • DER PFAU

    Sachte setzte der Pfau einen Fuß...

  • DER PRINZ ZIEHT SICH NACH DEM TOD SEINER GATTIN FÜR EINIGE WOCHEN IN EIN KLOSTER ZURÜCK

    Wenn er die Orange zerteilt,...

  • DER SCHLÄFER

    Was zwitscherst du, Vogel, dem...

  • DER SPIEGEL

    Zum Kreis der Engel vom Grund der...

  • DER STEIN

    Verborgen den Brüdern, im innern...

  • DER TRAUERBAUM

    Ohne Träne steht im Trauerbaum...

  • DIE DREI KAMMERN

    Schleich ich hinaus in die Hütte...

  • DIE FISCHE

    Nur zuweilen streifen tief die...

  • DIE FLÜCHTIGE TAUBE

    Verirrte Taube weckt den Schläfer und...

  • DIE HARFE

    Über dem wehenden Klang vergaßen...

  • DIE HEILIGE KATHARINA

    Zur Legende von ihrer wunderbaren Ernährung...

  • DIE OASE

    Hinein führt über die letzte...

  • DIE SIRENEN

    Wie als sie ans Ufer schon...

  • DIE SPANISCHE TREPPE

    Erst als ich, erschreckt von dem...

  • DIE VERWANDELTEN SCHIFFE

    Hängen über den Dolden des...

  • DIE WESPEN

    Zu lange setzte sich die Wespe...

  • DIE WIRTSCHAFTSSEITE

    Der Vogelbaum oder die...

  • EISNACHT

    Da man im Weinhaus schon um zehn...

  • IM NETZ

    Ich hänge, die Flügel im Netz,...

  • INTERIEUR

    Die Lampe zittert noch von der...

  • KARUSSELL

    Ein hölzernes Dekorationspferd,...

  • PAUSE

    Nur der Schirm schwebt rot im...

  • REQUIEM

    Das Mädchen sitzt neben den...

  • RÖMISCHE REKLAMEN / Forum

    Über Vestalen, fischvergoldet aus...

  • RÖMISCHE REKLAMEN / Raupe und Schmetterling

    Den glänzenden Falter innen trägt die...

  • TAG UND NACHT

    Den Tag in der Steppe kühlt mehr...

  • UNBESONNEN

    Die Rothaarige wirft die Haustür...

  • WARNUNG AN EINEN BESUCHER VON SAN CLEMENTE

    Daß du dich wunderst, oben, über...

Die verwandelten Schiffe (Folge)
  • DER SPIEGEL

    Zum Kreis der Engel vom Grund der...

  • AN DEN TOTEN SÄNGER

    Verteilt in unzähliger Vögel...

  • ABEND

    Ich sitz am Säulenstumpf der...

  • DIE DREI KAMMERN

    Schleich ich hinaus in die Hütte...

  • TAG UND NACHT

    Den Tag in der Steppe kühlt mehr...

  • DIE OASE

    Hinein führt über die letzte...

  • ANKUNFT IN DER OASE

    Wir sammeln das Harz, das die...

  • DAS GRAB

    Wenn aus der mittagstiebenden...

  • DER SCHLÄFER

    Was zwitscherst du, Vogel, dem...

  • DER STEIN

    Verborgen den Brüdern, im innern...

  • DER ENTRÜCKTE

    Als der Fischeram Fuß des Felsens...

  • DIE HARFE

    Über dem wehenden Klang vergaßen...

  • DER BAUM DER ROTEN BEEREN

    Purpurn troff der Baum der roten...

  • DER BAUM

    Du tönst mit offener Krone,...

  • DIE VERWANDELTEN SCHIFFE

    Hängen über den Dolden des...

  • DAS HAUPT UNTERM LINNEN

    Auf der Flucht aus den Gassen der...

  • AUF DER SCHAUKEL

    Auf der Schaukel schaut der...

  • DER TRAUERBAUM

    Ohne Träne steht im Trauerbaum...

  • DIE FISCHE

    Nur zuweilen streifen tief die...

  • DIE FLÜCHTIGE TAUBE

    Verirrte Taube weckt den Schläfer und...

  • DAS GEWITTER

    Der Berg grünt plötzlich auf im...

  • DIE HEILIGE KATHARINA

    Zur Legende von ihrer wunderbaren Ernährung...

  • DER GANG

    Wer den finstern Gang betritt am...

  • WARNUNG AN EINEN BESUCHER VON SAN CLEMENTE

    Daß du dich wunderst, oben, über...

  • DIE SIRENEN

    Wie als sie ans Ufer schon...

  • DIE WIRTSCHAFTSSEITE

    Der Vogelbaum oder die...

  • RÖMISCHE REKLAMEN / Forum

    Über Vestalen, fischvergoldet aus...

  • RÖMISCHE REKLAMEN / Raupe und Schmetterling

    Den glänzenden Falter innen trägt die...

  • ARTISTEN

    I Im vom Bartisch beschworenen...

  • DER PFAU

    Sachte setzte der Pfau einen Fuß...

  • AUGENBLICK

    Vom Tisch, wo sie den Freundinnen rühmte das...

  • REQUIEM

    Das Mädchen sitzt neben den...

  • UNBESONNEN

    Die Rothaarige wirft die Haustür...

  • AUF DEN TOD DES SCHAUSPIELERS JAMES DEAN

    Die Pappel im Fenster flieht vor...

  • AM FLUSSHAFEN

    Wenn sie sähn, wie die spanische...

  • BEIM ANZÜNDEN DER ZIGARETTE

    Wenn du das Feuer hinhältst der...

  • PAUSE

    Nur der Schirm schwebt rot im...

  • DIE WESPEN

    Zu lange setzte sich die Wespe...

  • DER PRINZ ZIEHT SICH NACH DEM TOD SEINER GATTIN FÜR EINIGE WOCHEN IN EIN KLOSTER ZURÜCK

    Wenn er die Orange zerteilt,...

  • DER FUDSCHIJAMA

    Gefühlswälder sind süß zu...

  • DAS INWENDIGE LICHT

    Variationen über ein Thema von...

  • IM NETZ

    Ich hänge, die Flügel im Netz,...

  • DER MUND

    Sacro Bosco in Bomarzo Ehe das...

  • KARUSSELL

    Ein hölzernes Dekorationspferd,...

  • DIE SPANISCHE TREPPE

    Erst als ich, erschreckt von dem...

  • EISNACHT

    Da man im Weinhaus schon um zehn...

  • DER OPTIKER UND DER KLAVIERSCHÜLER

    Etüdenliane klettert durch Decken und...

  • INTERIEUR

    Die Lampe zittert noch von der...

Bereich: alle edierten Texte
© Walter Morgenthaler 2016 - 2024 / 2025
Version 2 (smartphone-kompatibel)
  1. Aktuelle Seite:  
  2. Startseite
  3. DRUCK
  4. Die verwandelten Schiffe
Back to top