Manuskripte 1958
Inhalt: 76 Manuskripte und 1 Typoskript zu 24 Gedichten (1 Endfassung)
Datierung: 30.1.1958 – 7.9.1958
Textträger: 118 Einzelblätter (A4-Format), z.T. Typoskriptmakulatur; Bleistift, schwarzer und z.T. blauer Kugelschreiber
Umfang: 24 Dossiers, 144 beschriebene Seiten
Publikation: GEDICHTE (8 Gedichte), Verstreutes (3 Gedichte)
Signatur: A-5-d/05 (Schachtel 37)
Herkunft: Grüne Mappe EG 1958 I
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften:
Im Springen dürstet die Quelle,
leckt auf die Finsternis,
leckt stockend nach der Helle;
o Grotte, o Bitternis.
05 Draussen zaudert die Helle,
o Grotte, o Bitternis,
das Rinnsal wird nicht zur Welle,
fürchtet die Finsternis,
verhält das Springen der Quelle
10 im Kleinmut der Finsternis:
o Grotte, o Bitternis,
dir schmilzt nicht die Helle
auf der Zunge. Die Quelle
leckt Salz und leckt Finsternis.
15 Zu weit ist der Weg für die Welle,
o Grotte, o Bitternis.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1958
- Besonderes: Darüber gestrichener Typoskript-Titel: Der Fischteich
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-d/05_001
- Seite / Blatt: 01
Im Springen dürstet die Quelle,
leckt auf die Finsternis,
leckt stockend nach der Helle:
o Grotte, o Bitternis.
05 Draussen zaudert die Helle,
o Grotte, o Bitternis;
das Rinnsal wird nicht zur Welle,
fürchtet die Finsternis,
verhält das Springen der Quelle
10 im Kleinmut der Finsternis:
o Grotte, o Bitternis,
dir schmilzt nicht die Helle
auf der Zunge. Die Quelle
leckt Salz und leckt Finsternis.
15 Zu weit ist der Weg für die Welle,
o Grotte, o Bitternis.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1958
- Besonderes: Schwarze Tinte; verso: Typoskript↑ (Wirr fährt hin und her der Vogel)
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Tinte
- Signatur: A-5-d/05_001
- Seite / Blatt: 02
Im Springen dürstet die Quelle,
leckt auf die Finsternis,
leckt stockend nach der Helle:
o Grotte, o Bitternis.
05 Draussen zaudert die Helle,
o Grotte, o Bitternis;
das Rinnsal wird nicht zur Welle,
fürchtet die Finsternis,
verhält das Springen der Quelle
10 im Kleinmut der Finsternis:
o Grotte, o Bitternis,
dir schmilzt nicht die Helle
auf der Zunge. Die Quelle
leckt Salz und leckt Finsternis.
15 Zu weit ist der Weg für dei Welle,
o Grotte, o Bitternis.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1958
- Besonderes:
Text identisch mit (B)
Verso: Typoskript↑ (Wenn du nicht vermagst das Unlenkbare zu lenken) - Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-d/05_001
- Seite / Blatt: 03
Wer gejagt von Hundegebell
den Berghang durch das Gestrüpp
hinaufkeucht, taucht
ohne Zögern auch in die brüchige Kuppel und schwimmt
05 sacht gegen die offne Laterne.
Schwimmt über die Knochen der Nonnen auf den steineren Thronen
hinweg
sacht durch die Gruft in das
brüchig moosige Becken,
lässt sich durch den Wirbel
10 der Laterne am Ende gerne schnell hinausziehn, dorthin,
wo man nicht mehr bedarf des Trosts einer behandschuhten Hand,
die aus der goldnen Karosse im Regen uns zuwinkt.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1958
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-d/05_002
- Seite / Blatt: 01
Das Hundegebell jagt mich auf den Berg durch die
Geschwülste der Wurzeln.
Ich keuche und tauche ohne Zögern in die brüchige Kuppel
und schwimme gegen die offne Laterne.
Ich schwimme über die Knochen der Nonnen auf den Thronen
aus Stein durch die Gruft in das brüchige Becken
05 und lasse von dem Wirbel der Laterne mich am Ende gerne
hinausziehn.
Jetzt bedarf ich nicht mehr des Trosts einer behandschuhten Hand,
die aus der goldnen Karosse unter dem Regen mir zuwinkt.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1958
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-d/05_002
- Seite / Blatt: 02
Hundegebell jagt mich auf den Berg über Wurzelgeschwülste.
Ich stolpere, keuche und springe dann in die Gruft
und schwimme über die Nonnenskelette auf steinernen Thronen
hinaus in die Kuppel
und lasse mich von der zerbrochnen Laterne gern in die Schlucht
ohne Boden hinabziehn. // 03v
05 – Wie aber soll ein Handschuh,
der aus einer goldnen Karosse herüber
winkt, mich trösten in Zukunft, mich trösten über den Regen?
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1958
- Besonderes:
Blatt beidseitig beschrieben, schwarze Tinte
Verso (Mitte): Typoskript↑ (Wirr fährt hin und her der Vogel) - Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Tinte
- Signatur: A-5-d/05_002
- Seite / Blatt: 03r/v
Hundegebell treibt mich auf den Berg über Wurzelgeschwülste.
Ich stolpere, keuche und springe dann in die Gruft
und schwimme über die Nonnenskelette auf steinernen Thronen
hinaus in die Kuppel
und lasse mich gern von der zerbrochnen Laterne in die Schlucht
ohne Boden hinabziehn.
05 – Wie aber soll ein Handschuh, der aus einer goldnen Karosse
herüber
winkt, mich trösten in Zukunft, mich trösten über den Regen?
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1958
- Besonderes: Schwarze Tinte; verso: Typoskript↑ (Wirr fährt hin und her der Vogel)
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Tinte
- Signatur: A-5-d/05_002
- Seite / Blatt: 04
Hundegebell treibt mich auf den Berg über Wurzelgeschwülste.
Ich stolpere, keuche und springe dann in die Gruft
und schwimme über die Skelette der Nonnen auf steineren
Thronen hinaus in die Kuppel
und lasse mich gern von der zerbrochnen Laterne in die Schlucht
ohne Boden hinabziehn.
05 – Wie aber soll ein Handschuh, der aus einer Karosse herüber
winkt, mich trösten in Zukunft, mich trösten über den Regen?
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1958
- Besonderes: Verso: Typoskript (Wenn du nicht vermagst das Unlenkbare zu lenken)
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-d/05_002
- Seite / Blatt: 05
Du hebst das Horn
und vergiftest die Winde,
hebst es auf vor dem Wald,
den versteckten
05 Blüten, den Teichen mit Rosen,
den Grotten voll von Lianen.
Du senkst das Horn
und dringst hinein in den Wald;
da sind die Blüten verfault
10 und die riesigen Bäume verkohlt.
Der Teich ist ein Moor ohne Rosen,
Moderlöcher die Grotten.
Du musst hier weiter, du musst
durch die Gänge,
15 gewundnen gleich deinem Horn, // 02
doch nicht purpurn. Weh deinem weissen
Fell: denn da drinnen
liegt nicht Minotauros. Unter zerbrochnen
Glasdächern uralter Fabriken,
20 bei rostroten Maschinen,
die keiner mehr zu bedienen versteht,
liegen die Mumien da:
Könige wie aus Leder
und Krokodile mit blätternden Schuppen
25 (Blätter, duftende Blüten)
Augen, offen und schimmlig,
(im Teich die offenen Rosen<)>.
Hebe nochmals dein Horn,
dann ist nur noch Staub,
30 und du watest.
Moder war noch ein Duft // 03
Labyrinth war noch eine Richtung.
Die Mumien waren ein Grausen.
Jetzt watest du bis zu den Knöcheln
35 nur noch im flimmernden Staub.
Du watest im Kreis und suchst eine Jungfrau.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1958
- Besonderes: Verso: Typoskript (Raeber, Netz, S. 20, 19, 18 = Die Lügner sind ehrlich)
- Letzter Druck: Verstreutes
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-d/05_003
- Seite / Blatt: 01, 02, 03
Du hebst das Horn
und vergiftest die Winde,
hebst es auf vor dem Wald,
den versteckten
05 Blüten, den Teichen mit Rosen,
den Grotten voll von Lianen.
Du senkst das Horn
und dringst hinein in den Wald;
da sind die Blüten verfault
10 und die riesigen Bäume verkohlt.
Der Teich ist ein Moor ohne Rosen,
Moder die Grotten.
Du musst aber weiter,
du musst durch die Gänge,
15 gewundnen gleich deinem Horn, // 05
doch nicht purpurn.
Weh deinem weissen Fell:
denn da drinnen liegt nicht Minotauros.
Unter zerbrochnen
20 Glasdächern uralter Fabriken
bei rostroten Maschinen,
die keiner mehr zu bedienen versteht,
liegen die Mumien da:
Könige aus Leder
25 und Krokodile mit blätternden Schuppen
(Blätter, duftende Blüten)
Augen, offen und schimmlig
(im Teich die offenen Rosen). // 06
Hebe nochmals dein Horn,
30 dann ist nur noch Staub,
und du watest.
Dann ist Staub nur noch statt Moder,
statt Labyrinth,
statt Mumien ist nur noch Staub
35 und du watest bis zu den Knöcheln
ganz im flimmernden Staub,
watest im Kreis und siehst
überall eine Jungfrau.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1958
- Besonderes:
Schwarze Tinte
Verso: Typoskript↑ (B1-B2: Wirr fährt hin und her der Vogel; B3: Vor dem offen auf den Strand geleerten) - Letzter Druck: Verstreutes
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Tinte
- Signatur: A-5-d/05_003
- Seite / Blatt: 04, 05, 06
Du hebst das Horn
und vergiftest die Winde,
hebst es auf vor dem Wald,
den versteckten
05 Blüten, den Teichen mit Rosen,
den Grotten voll von Lianen.
Du senkst das Horn
und dringst hinein in den Wald;
da sind die Blüten verfault
10 und verkohlt die riesigen Bäume.
Der Teich ist ein Moor ohne Rosen,
Moder die Grotten.
Du musst aber weiter, du musst
durch die Gänge, die gleich deinem Horn
15 gewunden sind, doch nicht purpurn. // 08
Weh deinem Vlies:
da drinnen liegt nicht Minotauros.
Unter zerbrochnen
Glasdächern uralter Fabriken
20 bei rostroten Maschinen,
die keiner mehr zu bedienen versteht,
liegen die Mumien da,
Könige aus Leder
und Krokodile mit blätternden Schuppen,
25 (Blätter, duftende Blüten)
Augen, offen und schimmlig,
(im Teich die offenen Rosen). // 09
Hebe wieder dein Horn,
dann ist nur noch Staub, und du watest.
30 Staub ist nur noch statt Moder.
Statt Labyrinth,
statt Mumien ist nur noch Staub.
Und du watest bis zu den Knöcheln
tief im flimmernden Staub,
35 watest im Kreis und siehst
überall eine Jungfrau.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1958
- Besonderes: Blaugraue Tinte; verso: Typoskript↑ (Wenn du nicht vermagst das Unlenkbare zu lenken)
- Letzter Druck: Verstreutes
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Tinte
- Signatur: A-5-d/05_003
- Seite / Blatt: 07, 08, 09
Ich habe den Berg, ich habe den weissen
Parthenon vergessen.
Und das Haus des Erechtheus mit den Karyatiden
hab ich vergessen.
05 Hör ich das Wort Erechtheion,
denk ich an den gestreiften Pullover
zwischen den Karyatiden:
Quasi morto.
Jetzt im Sand des saronischen Golfs ist unser Irren
10 zwischen Phaleron und Piräus nur noch ein Stummfilm,
unser erster Gang zum Lykabettos (oder wars zum Hymettos?)
ein Sandspiel der Kinder; // 02
Quasi morto
im Sand des saronischen Golfs
15 schmeckt mein Mund dein Ohr
salzig und schmeckt mein Mund
Salz und Öl deiner Schulter.
Quasi morto,
voll ist dein Ohr am saronischen Golf von den Bienen,
20 voll vom Gesumm des Hymettos.
Ich habe die Namen vergessen:
Athen, Lykabettos, Hymettos,
Phaleron und Piräus.
Salz und Öl deiner Schulter im Mund
25 und das Summen im Ohr, in deinem in meinem
der Bienen des fernen Hymettos:
O, quasi morto.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1958
- Besonderes: Verso: Typoskript (Raeber, Netz, S. 15, 14 = Die Lügner sind ehrlich)
- Letzter Druck: GEDICHTE 1960
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-d/05_004
- Seite / Blatt: 01, 02