Das EinhornB
Du hebst das Horn
und vergiftest die Winde,
hebst es auf vor dem Wald,
den versteckten
05 Blüten, den Teichen mit Rosen,
den Grotten voll von Lianen.
Du senkst das Horn
und dringst hinein in den Wald;
da sind die Blüten verfault
10 und die riesigen Bäume verkohlt.
Der Teich ist ein Moor ohne Rosen,
Moder die Grotten.
Du musst aber weiter, du musst
du musst durch die Gänge, gewundnen
15 gewundnen gleich deinem Horn, //
Das EinhornB 2
doch nicht purpurn. Weh deinem weissen
Fell; denn da drinnen
liegt nicht Minotauros.
Weh deinem weissen Fell:
denn da drinnen liegt nicht Minotauros.
Unter zerbrochnen Glasdächern uralter
20 Glasdächern uralter Fabriken
bei rostroten Maschinen,
die keiner mehr zu bedienen versteht,
liegen die Mumien da:
Könige aus Leder
25 und Krokodile mit blätternden Schuppen
(Blätter, duftende Blüten)
Augen, offen und schimmlig
(im Teich die offenen Rosen). //
Das EinhornB 3
Hebe nochmals dein Horn,
30 dann ist nur noch Staub,
und du watest.
( Moder war noch ein Duft,
Labyrinth war noch eine Richtung.
Die Mumien waren ein Grausen )
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und du watest
35 (Jetzt watest du) bis zu den Knöcheln
ganz im flimmernden Staub,
watest im Kreis und siehst überall eine Jungfrau.
überall eine Jungfrau.
7. VII.58
Variante zu den eingeklammerten Versen 32-34:
Dann ist Staub nur noch
Dann ist Staub statt Moder.
statt Labyrinth,
statt Mumien ist nur | noch Staub.