Inhalt: Notizen, 42 Entwürfe zu 37 Gedichten (1 Endfassung)
Datierung: 6.10.1955 – 7.4.1957
Textträger: schwarzes Notizbuch (Krokodil, Plastik), Bleistift
Umfang: 130 beschriebene Seiten
Publikation: Die verwandelten Schiffe (10 Gedichte), GEDICHTE (5 Gedichte), Verstreutes (3 Gedichte)
Signatur: A-5-c/10 (Schachtel 29)
Bilder: Ganzes Buch (pdf)
Spätere Stufen: Manuskripte 1955, 1956, 1957, Typoskripte 1955, 1956, 1957
Kommentar: Die Prosanotate, von hinten her bis S. 117 eingetragen, entstammen der Legenda aurea des Jacobus de Voragine und den religionswissenschaftlichen Studien von Mircea Eliade
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Diplomatische Umschriften (auch von den Prosanotaten)
Gefühlswälder sind süss zu durchwandern,
weil sie einen nie genau die Tageszeit
erkennen lassen
und sie mit ihrem Dämmer grünblau verwischen.
Sie erheitern mit Mondlichtungen,
05 wo das immer gleiche Reh mit den feuchten grossen
Augen uns ansieht und rührt.
Aber erst draussen am Abfall der Klippen,
wo nur noch niedere Macchia in der Salzluft gedeiht
und wo die Nacht kühl und klar unterm Mistral ist,
da erst begreifen wir, warum wir so lang gewandert // 004
10 im genauen Wintergespräch mit dem von der
Woge aufs Höchst gereizten
fernen, schneeredenden Fuji Jama.
„Das inwendige Licht, das Gott selbst in uns anzündet,
kann durch die sinnliche Erfahrung der Welt geweckt werden“,
auch durch
die Lichter des Lampenladens
in der Vorstadtladenstrasse.
Durch den Weg zwischen den dunk-
len Gärten komme ich herein
und sehe ihn von ferne in der Reihe der vielen
Läden, die sich, aufgeputzte
05 Flitterkönige, Goldfüllungen in die gefallenen
Fassaden der Villen eingenistet,
eingefressen haben. // 006
Durch die sinnliche Erfahrung dieser
Läden, und vor allem dieses
einen Ladens,
des Flitterkönigs der den Stern trägt,
kann das inwendige Licht,
die alte Gaslampe,
der grell sum-
mende Bienenkorb, geweckt werden.
10 Das tröstet mich vielleicht, aber
hält mich nicht ab,
unfreundlich zur Verkäuferin im
Lampenladen zu sein,
die mir keine hohen roten Schirme für meine // 007
Appliquen verkaufen kann,
die nach oben fast in eine Spitze auslaufen,
sondern nur solche aus gelbem Pergament
mit grünen Zierstreifen und Goldrand,
wie man sie überall findet.
15 „Ich glaubte einmal, dass die Wahrheit im
Dunkeln gesucht werden müsse,
aber sie ruft draussen in den Gassen“
sogar dieser langweiligen Vorstadt, wo die
Hochbahn die Leute, die Geld haben
nach den Strassen im Zentrum trägt zu
Prediger und Co.,
die alle Arten von Schirmen haben, nicht nur rote, // 008
wie ich sie hier nicht bekomme,
sondern sogar solche mit über
die ganze Fläche verteilten Löchern
20 Und im Dunkel der Gärten finde ich
zwar eine alte Gaslampe hie und da
und einen Mann drunter, der nach weiss
ich nicht was ungeduldig ausschaut.
Aber hier finde ich nicht wie an der
Vorstadtstrasse pergamen-
tene Schirme mit grünen Streifen
und nicht wie die reichen Leute an <der>
Hauptstrasse im Zentrum bei Prediger // 009
die hohen roten Schirme, die nach oben
in eine Spitze auslaufen,
25 ja mehr noch, solche mit über die ganze
Fläche verteilten Löchern,
durch die das innere Licht überall durchscheint.
Am Band hält der Knabe das Lamm,
dass es ihm nicht wegläuft und nicht
hinaufläuft den Zickzackweg
durch die Felsen auf den Berg Gauri Sankar,
wo es im Eis sicher erfröre[.] // 011
05 statt hier warm zu bleiben auf den Knien der Mutter,
darauf ihr Sonnenantliz herabscheint.
Du sollst, mein Lamm, nicht ziehen am Band,
denn sicher willst du nur den Zickzackweg
hinauf durch die Felsen laufen,
wo wir im Eis sicher alle beide erfrören
10 auf dem hohen schneeglänzenden Berg Gauri Sankar.
Du sollst nicht ziehen am Band, mein Lamm,
als wolltest du weglaufen und
hinauflaufen den Zickzackweg
durch die Felsen und durch das
Eis auf den Berg Gauri Sankar, // 012
Sondern hier sollst du bleiben bei mir auf
den Knien der Mutter,
statt weg und hinaufzulaufen den Zickzackweg
durch Felsen und Eis zum See ganz oben.
05Der ist nun zugefroren und tot liegt im Grund
die schuppige Schlange, // 013
sodass wir mit ihr nicht mehr spielen können.
Und auch wir würden sicher bald alle beide erfrieren.
Lass lieber locker das Band und bleib auf den
Knien der Mutter,
mein Lamm am grasigen, blumigen Fuss
des eisigen Bergs Gauri Sankar.
Mich reisst ein Schrei aus dem Fenster,
doch meine Flügel verwirren sich in die gespannten
Fäden,
ich hänge über den Gärten,
duch die das Auto herumsucht,
05 herumsucht und seinen Schein überall hin wirft,
in die Gärten und Büsche.
Die alte Dame, erregt, trinkt drüben im
Erker Tee mit ihrem Erretter // 015
Aber im Busch am Eingang der Villa,
steht aus den bitteren Blättern der Strolch auf,
10 der sie geängstigt und grüsst mit seinen Augen
herauf, mich, und entwischt,
der ich in den Fäden, über das Fenster
gespannten, hänge,
gehindert, zu fliegen zur Hilfe hinab,
gehindert zurückzusteigen ins Zimmer,
so gänzlich ins Netz verwirrt.
Ich bin mit den Flügeln in die Fäden verwirrt
und hänge vor meinem Fenster im Netz
in den Garten
mit schmerzenden Schultern:
Aus dem Auto unten, nachdem die Scheinwerfer
vergeblich die Gärten durchsuchten,
steigt die zitternde Dame und zeigt mit der
Hand: Hier war es,
dass er nach meiner Handtasche griff,
05 mit ihrem Retter und trinkt im Erker
seiner Villa drüben den Tee.
Und im Busch am Eingang steht der
Strolch auf und grüsst mich // 017
mit einem Blick,
der ich fiel ins Netz vor meinem Fenster
und nicht hinab kann zur Hilfe
und nicht zurück in das Zimmer, wo mich
der Schrei traf,
10 gänzlich mit meinen Flügeln und schmerzhaft
verwirrt.
Das was einem gefällt tun können,
wenn auch immer mit der nötigen Vorsicht,
das ist das Glück, das überhaupt ist der
Sinn dieses Lebens.
Durch die Strassen zu gehen, wenn es einen treibt,
05 von innen her, von einem unbekannten und
undurchschaubaren Zentrum her gesteuert:
darin besteht das Glück und der Sinn dieses Lebens.
Sich irgendwohin zu setzen unter fremden Menschen,
durch die Fenster den Aufgang der Strassen- // 019
lichter zu sehen,
dem Anzünden von Alabasterlampen
in fremden Schlafzimmern beizuwohnen
und dem Gespräch
10 alter verschwatzter Freundinnen über die Einsargung
einer Bekannten,
darin besteht das Glück und der Sinn dieses Lebens.
Einsam sich zu erinnern an Augen und Stimmen der Freunde,
die verloren, verloren und da sind
auf dem Gang durch fremde Viertel und
sitzend in unbekannten Lokalen,
15 einige Verse hinzukritzeln, inwendig lautlos // 020
zu singen:
wenn auch immer diskret und mit der nötigen Vorsicht,
damit mich der feiste Beamte nicht zur Rechenschaft zieht,
weil ich die 40 Wochenstunden vertrödle
und für mein Gehalt statt zu arbeiten dichte:
20 darin besteht das Glück und der Sinn dieses Lebens.
Ich kann das Mädchen,
die im grasgrünen Pijama am Haustor lungert,
nicht fragen, ich kann den alten Pförtner, der
in der Loge alte Lampenschirme flickt
und mir freundlich die Zeitung gibt,
05 und bestätigt, dass sein Sonntag schön war trotz Regen,
ich kann die Bäume am Weg, die mir die Blätter
verdriesslich zuwerfen,
nicht fragen:
ob sie die Perle gesehen, die ich heute früh // 022
beim Erwachen plötzlich hielt in der Geisthand,
10 die mir sogar das Rasieren erträglich
und das Ankleiden leicht gemacht hatte
mit ihrem inneren Glanz.
Ich kann sie nicht fragen,
denn irgendwo auf der Treppe ging sie verloren,
15 fiel hinab unter ein Wahlresultat,
unter ein Gespräch mit der Fürsorgerin über
den Mathematikstudenten aus Wien,
ganz hinab, bis dort, wo ich allein, höchstens, sie finde,
so tief, dass ich ganz aufkratzen muss meine Böden
und alle Pflaster meiner Strassen aufreissen muss // 023
20 und vielleicht auch dann niemals wieder sie finde.
Aber was weiss schon ein Mädchen im Pijama,
was weiss ein Pförtner, was wissen die blattschwachen
Bäume,
was weiss die um alle besorgte Fürsorgerin
von der am Morgen in die Geisthand aus
25 der schon wieder weggeschwemmten Muschel
gefallenen Perle?
Einmal wird die Krise so gross sein, dass wir sie
nie mehr überwinden;
am Tag, wo uns die klare Alluft fast fortträgt
und wo wir uns kaum mehr am Boden zu halten vermögen.
Denn der kleine Spielball steht für einen Augenblick still:
05 Nur um schnell im Nu zurückzurollen in die Kaminglut,
wo er in Asche alsbald zerfällt die wieder wirbelt
um diese Sonne, // 025
vor der wir uns heute zu Mittag so fürchten,
weil sie die Drohung hinter dem dröhnenden
Glanzschild verbirgt,
um die Sonne, die dann endlich lächelt
und die neuen Bälle ermutigt
10 zum kurzen Spiel in der Alluft.
Einst nach der grossen Krise, die wir nimmer, glaub mir
nimmer wie grad noch diesen schon schrecklichen
Mittag, heil überstehen.
Auf die von Lampen von innen erhellte
Säule aus leeren Likörflaschen
mitten im Dreieck des Bartisches stieg ich
mit meinem Unrastbogen und meinem Köcher
voll verbotner Gedanken
und schmolz das Dach weg mit meinem Atem
05 und schoss meinen ersten Pfeil zuhöchst in den
Himmel hinauf
und dann den zweiten ihm nach,
sodass er sich in des ersten bebende bunte
Feder einbiss;
und dann den dritten und vierten:
alle Pfeile reihte ich sicher zur Kette,
10 die herabhing vom Himmel und dann stand
schliesslich, als ich den letzten verschossen hatte,
leicht schwankend auf der leuchtenden Säule
aus ausgetrunkenen Flaschen.
Da kletterte ich, von den letzten schläfrigen Gästen,
die sich nicht allzusehr wunderten,
15 behende hinauf, geleitet und gereizt // 027
von den vielen bunten Gelenken.
Und als mir das lang befürchtete Brüllen
des Stiers immer lauter ins Ohr dröhnte,
da erschrak ich beim Gedanken, dass ich wohl hoch,
zu hoch geschossen.
Aber schon schob er die Sternbälle beiseite
und schnob mir und hob mir die
Hörner ins Gesicht:
wie lange warteten wohl die letzten Leute am Bartisch
auf meine Rückkehr?
20 Am andern Tag musste sich der Wirt, denk ich, eine
andere Attraktion suchen,
am besten ohne den Bogen und ohne Köcher:
einen Pianisten, der sein Tonseil geschickt in den
Himmel hinabwirft
und das Dach damit zerschlägt, sodass der Mörtel
und die Steine
die Säule aus leeren Likörflaschen zertrümmern
25 und sich dann hinablässt und mit den baumelnden Beinen
die Sternbälle beiseite schiebt;
dann erschrickt ihn, auch ihn, das Brüllen des Stiers // 028
und die aufgehobenen Hörner.
Die Gäste warten schon weniger lange, diesmal,
und verlangen den Zuschlag heraus.
30 Was für eine Attraktion soll der Wirt jetzt suchen?
Einen Jongleur mit Kugeln vielleicht?
Aber schon bald träfe auch der, wunderbar virtuos,
durch die beim Anstoss dumpf tönenden Bälle
auf den Hörner hebenden Stier.
35 Versuche, Wirt, es lieber ohne Attraktionen zu machen.
Heute verstehen die Artisten alle ihr Handwerk zu gut.
Lianen, Sonaten, Tonwurzeln klimmen
winden sich durch die Decken und Böden
vom Klavier, wo der Spieler sie aufwirft,
Schlangen, die der Spieler aus den Tasten aufzucken lässt,
05 mit dem Druck auf die Tasten aufzückt durch
die Decken und Böden,
sodass sie den Alten am Tisch von unten
her an Beinen und Füssen umfangen.
Der erschrickt nur langsam,
weil ihn die Arbeit zu sehr beschäftigt,
10 die Scherben alle, die er im Lauf der Jahre aus
den Strassen und Gossen gesammelt,
die sehenden Scherben wieder // 030
zum grossen Auge, das oben früher über der Stadt
hing, und am Tag des Gewitters herabfiel,
zusammenzusetzen, Schild seines Optikerladens.
Nun würgt schon die Schlinge
der Sonate und die blasse zähe
15 Liane der Tonleiter seinen Leib und seinen Arm
und lässt ihn die Scherben nicht fassen.
Liegt er nicht bald erstickt im Schlinggewächs oben,
während der Spieler unten ahnungslos emsig
eine Sonate beginnt
und das Metronom ihn leise unerbittlich aufhetzt
zur Untat.
Reicht die Leiter zur Olive,
sieben Leitern reicht herauf:
jedes, das in Büschen schliefe,
jedes Tier steigt hier herauf:
05 Und sie alle ihre Augen
tragen auf die erste Leiter,
auf die zweite, dritte Leiter,
bis zur siebten immer weiter:
wo beschwerlich steigt entgegen
10 augenschwach der Sonnengreis.
Sammelt alle ihre Augen,
bis sie seinem Antlitz taugen,
alle Tiere, alle Blumen, alle Bäche¿ an sich saugen: // 032
in sein schimmerndes Geleis
15 steigt zurück der Sonnengreis.
Lasst uns hin und wider gehen,
an den Teichen lauschend stehen,
wo der Frösche kühles Quaken
reisst des Julis schwüles Laken;
20 und die Wüste brennt dort fern.
Wenn wir plaudernd aus Versehn
mit dem Blick sie überwehn.
Wendet euch dann schnell zurück
zu des Gartens Blust und Glück.
25 Zu der Stickerei auf Seide
an des Kindes neuem Kleide,
dass sie an den Rosen wirken: // 033
und es hebt sich Schwesterauge
zu dem andern Schwesterauge.
30 Wie sich spiegeln in den Spiegeln
dieser milden Seelenlust.
Und die Wüste, die bleibt dort
flieht das Auge, flieht das Wort.
Bleiben wir im Kinderkleide,
35 unsrer Blicke, Hände Weide.
Jakobs Leitern tragen wir
auf die Höhe der Olive,
wo das Kind im Astwerk schliefe.
Und das leichte¿ Nachtgetier
40 wundre sich der Kleider Zier.
Spielt am Nachmittag die Flöte // 034
dass sie trage von den Spiegeln
zu den andern reinen Spiegeln
mit des frommen Glaubens Glänzen
45 eingewirkt in Kleides Glänzen,
in des Kindes Wirkkleid glänzen
Schwestern zarte Sympathie.
Maria: Dass wir dies hören,
an dieser Insel, vom Gesang angesogen,
landen, zerschellen müssen:
weil die süsse Kraft,
05 die Rosen, die Teiche das Eisen aus den Planken zogen.
Hebt doch, Schwestern, den Blick,
folgt nicht ihrer Vorschrift,
weg über den Garten, weg von der Stickerei,
weg von den Augen,
10 die nur voll sind vom Fest des Kindes.
Für uns nicht ist dieses Kind,
den Arglosen lasst es,
die ihm ihr Herz zur Wiege // 036
mit Seide und Federn bereitet.
15 In uns ist ein furchtbarer Geier,
der über den glostenden Dünen
unsrer Leere aufsteigt und über den Garten
ruhelos wegfliegt: Hebt eure Augen,
dem Rat der Flöten zuwider hinüber zur Wüste.
Dort wartet der Vater Elias:
dort wird er angerührt und getränkt und gesättigt
zu allem Weiteren.
Und wir sind seine Töchter, seine Schwestern
und nicht Ammen und Pflegerinnen des Kinds in der Olive.
Sie ist schon vorher ans Fenster getreten, schaut eine Zeit hinaus, wendet sich dann brüske um:
Geh uns voran, Teresa, // 037
25 wecke die Meerschlange,
die, schon sichtbar, in dir züngelt rauf
und zieh mit uns abseits
vor die Mauern ins Schweigen ohne Gesang,
ohne Plauderbrunnen,
in die Trockenheit ohne die leichte
Stillung aus den Spiegelbrunnen der Augen.
Komm mit uns, lehr uns das Zwiegespräch
allein mit dem krächzenden Geier,
das Ausstehn der Kieselaugen des Geiers.
35 Bis er uns dann für immer, für immer,
ganz heimisch uns macht in seinem Ölberg
und sich niederlässt in den Ästen
des hinter den Sanddünen bereiteten Ölbaums. // 038
Ana: Du glaubst, dass die Schwestern das dulden:
der Garten ist schön, aber der Garten ist ein
40 festes Paradies, das sein Wild gezähmt hat,
und die darin sind, gestatten keinem
die Freiheit der alten Höhlen:
zu heiss ist noch die Erinnerung an die Nächte,
wo der Löwe den roten Zungeschrei aushing
45 nach der lebendigen Speise.
Hier ist er mit Früchten und Düften leicht befriedigt.
Nein, er will nicht, dass einer zurückkehrt
und ihn stört, indem er
ihm seinen furchtbaren Hunger,
50 seinen Blutdurst erinnert und aufweckt.
Die Schwestern lassen uns nicht gehen.
18.1.56 // 039
Lenora:
Meine Brüder waschen das Gold
aus den Flüssen Westindiens,
55 und sie scharren aus den Gebirgen Mexikos
die Smaragde. Warum
sollen nicht wir aus dem Gold,
aus den getürmten Smaragden
herausscharren den Schatz der Stille,
60 aufscharren den Brunnen,
darin wir uns versenken ins Anschaun des
trüben und dennoch zum Erkennen
des Schattens des gierigen Vogels
tauglichen Spiegels.
Mein ganzes Erbe gehört uns, // 040
65 damit wir uns die Freiheit vom Reichtum erkaufen.
Der Glanz meines Goldes werfe den
Schatten des Baumes Armut
scharf in den Mittag, damit wir
darin uns schmiegend, erkennen
70 das Aug des im Astloch verborgenen Vogels.
19.1.56 // 041
Teresa: Die Wolke habe ich seit jeher erwartet
schon als ich noch vergnügt am Gitter mit den Vettern
über die neuen Wagen und die neuen Länder
des Königs schwatzte:
75 schon damals ängstete mich unser immer blauer Himmel,
ängstigte mich die stille Wipfelreihe,
und ich spürte in meinem eignen Abgrund sich die Wolke ballen:
Die jetzt heraufzieht, Schwestern.
Schon hängt sie schwer und trächtig da,
80 und wir, die wir die Vase aufgestellt,
wir sind getrost; denn, glaubt mir,
wenn nur ein Trophen herabfällt auf die abgestorbne,
gedörrte, präparierte Rose, // 042
die so viele für lebend halten:
85 sobald nur ein Tropfen da herabfällt,
wacht sie auf, die Blätter breiten sich,
das rote Wachs des Überzugs fält kläglich ab,
durch den Lack des Stils brechen neue Dornen. –
Und noch ein weiterer Tropfen,
90 und es überfliesst die ganze Vase,
sodass das Bild, das ihre Wandung schmückt,
neu scharf in unsre Augen sticht:
Elias, der allein aofwacht in der Wüste,
doch neben sich ein Brot und Wasser findet,
95 so viel, dass es gerade reicht für seine Wanderung. // 043
Maria: Aber auf diesen Tropfen zu warten,
heisst, auf ein Wunder hoffen.
Teresa: Lenora, sei geschickt im Gespräch mit deinen
Brüdern,
wenn nötig, nimm zum Kampf um deine
Erbschaft den besten
Advokaten.
100 Aber freilich, es ist besser, wenn es gelingt,
ihnen klarzumachen, dass zwanzig Jahre lang
in heissem neuen Kloster
die Messe für die Seelen ihrer Eltern und nach ihrem
Tod
für ihre eignen Seelen täglich gelesen werden wird.
20.1.56
Wenn du dich losmachst, Nymphe, nicht
will ich zum Wasser, das sich durch die Felsen windet,
steigen,
ich will im Sommermittag nicht hinab zum Wasser,
das sich durch die Felsen windet, steigen,
05 wenn du dich losmachst, Nymphe, aus dem Wasser.
Wenn Schnee hinabfällt in den
Abgrund will ich fröstelnd steigen,
im Winter in die Schlucht, wo sich das Wasser windet
und sich sicher keine Nymphe, im mittaglosen,
schattenlosen Tag losmacht aus dem Schatten.
10 Da wird es seine neue Puppe tauchen in die Badeflut,
die Puppe mit der Spitzenschürze und dem Häubchen,
die in der Hand den kleinen Teppichklopfer hält:
es wird die Puppe tauchen, wenn der Schnee hinab // 045
fällt in den Abgrund und mittagschattenlos die Wasser
um die Windung treiben:
15 da wird die Puppe als die Nymphe lächeln
und mit der Nymphe, die sich nicht macht los,
verschmelzen mit der Nymphen Sonnenmittagwendung
in das Wasser
und wird im Winter mitten reissen in den Wellen
das Kind und in des schattenlosen Wassers wilde
Wendung:
20 die Puppe mit der Schürze und dem Häubchen,
die in der Gummihand den Teppichklopfer hält,
die Nymphe, weh, die sich im Sommer losmacht aus
dem Wasser,
die sich im mittaglosen Winter, weh, dem Wasser
zugewendet.
Mir ist es bestimmt zwischen den Kerzen zu sitzen,
und nur nachts darf ich die Apfelsinen und die Kuchen,
die ihr mir hinlegt, anrühren
und trinken den Tee, den ihr mir unter Gebeten bereitet.
05 Und es tut dann nichts, wenn einige noch auf den Treppen
sitzen
und warten auf die Wunder, die ich zu wirken vergesse:
Denn ihr habt die grossen Votivdrachen an der Decke
so aufgehängt,
dass sie sich immer unter den Ewigen Lampen bewegen,
und zuweilen muss ich dich dann ansehn, stummer Beter;
10 nur wenn ich mit dir, wie der andere Pilger,
der mit dir sitzt und flüstert:
nur wenn ich so mit dir flüstern könnte, // 047
dann wär ich dir der hilfreiche Gott, den du suchst.
Aber du wagst mich nicht anzusehen oder nur mit
Schrecken im Auge,
15 und so bin ich dir fremd noch zwischen den Kerzen
und kann dir nicht helfen
und esse müssig die Apfelsinen, die du mir darbringst.
Im gleichen Augenblick wie du vom Strahl der Ewigen
Lampen getroffen,
wenn die Votivdrachen wegwendet der Windzug:
auf den Altar verbannt hoch über der Treppe,
untätig zwischen die Kerzen,
20 tot würdig untätig in den Weihrauch und zwischen
die Kerzen.
Stumm sprich mir zu,
stumm auf der Treppe des Palasts,
im Gewirr der Schwätzer der Lacher,
stumm auf der Treppe, du allein,
05 die abfällt und in die Tiefe
und hinauf zum Dachpalmengarten
trägt die sich vieles erzählen:
doch still du auf der Stufe
im Fluten, sprich mir zu,
10 sprich mir stumm zu,
fremder Kaufmann, beredter,
beredter, weil du die Sprache der Küste nicht kennst,
stumm sprich mir von den Schätzen, // 049
die du heranträgst, Kaufmann, von den Oasen:
15 Datteln, süsse, süsse Melonen.
Die gibt es nicht hier auf der Treppe,
und auch oben, die Dachgartenpalmen,
stehn in Töpfen, fruchtlos und bloss kurze Zier
für das Fest
morgen stellt man sie ein ins Gewächshaus.
20 Oasen, reiche, gibt es dort, wo du herkommst,
Früchte gibt es, Datteln, Melonen,
und es gibt Mandeln:
die trugst du herein übers Wasser, an die Küste
herein auf die Treppe
und bietest sie stumm an, der Landessprache nicht mächtig,
25 sitzest stumm mitten darin auf den Stufen,
mitten in Schätzen hilflos. // 050
Aber die steigen hinauf und hinab,
die sind trunken von listig gemischten Säften,
sie brauchen nicht Datteln, nicht Melonen nicht Mandeln.
30 Aber mir von der Oase,
von den gelenkten Wasserbächen im Palmhain,
den das Flugzeugdonnern zwar erzittern macht,
doch nicht aufweckt,
stumm sprich mir davon, fremder Kaufmann.
35 Schon winken unten die Freunde vom Fuss der Treppe,
dass du zum Schiff ihnen folgest
und schüttelst vom Fuss den Staub
des unfreundlichen Landes,
hier macht man schlechte Geschäfte.
Doch ehe du ihnen folgst, Kaufmann,
40stumm sprich mir zu.
Die hin ihr und her schwimmt, Fische,
hinter der gläsernen Treppe,
nehm ich euch erst jetzt wahr,
nachdem mir das Fahrrad hinfiel
05 am Obelisk,
erschreckt,
vom um die Blumen vorn in der Lenkstange
aufspringenden Hündchen:
da, die Lenkstange ist verbogen,
sitz ich auf der gläsernen Treppe
10 und seh euch erst, endlich, jetzt,
ihr Fische: seht ihr den Obelisk auch // 052
und hört ihr die vom Abend, der Gewitter droht,
traurigen Blumenhändlerinnen klagen über den
geringen Ertrag des Tages.
Ihr aber, ihr schwimmt mir noch durch die Stirn
15 in Wassergewächsen hinter der gläsernen Treppe,
wenn ich weg bin und hinschweife,
aufreissend die schlecht geschlossene Stube,
über des Hofkartographen Iljin Karte des
Russischen Reiches:
da schwimmt ihr, Fische, von Westen nach Osten,
20und in Blütenblättern liegt das zerbrochene Fahrrad,
liegt der Obelisk, liegt gleich
dabei Kurland und Sachalin:
Seht ihr es hinter der gläsernen Treppe,
immer hin und immer her schwimmende Fische?
Ehe das Moos ihn ganz überwuchert
und ehe die Lianen ihn schliessen,
ehe der Efeu die leeren und schrecklich
blickenden Augen blendet,
05 ehe das steinerne Antlitz[,] ganz wieder in Wildnis versinkt,
steige hinein in den offenen Mund,
wo eine einsame Glühlampe baumelt
über dem Andenkenstand in der Tiefe
und kaufe der Frau eine Postkarte ab,
10 die farbig den Vulkan zeigt, wie er
am Himmel rauchend dahinfährt
und vorn das steinerne Antlitz, // 054
wie es war, eh es von Moos ganz überwuchert,
ehe den Mund das Moos überwuchert,
ehe der Efeu die leeren und schrecklich blickenden
Augen geblendet.
15 wie es war, ehe es überwuchert
und ehe es wieder befreit und gereinigt war:
ein Gartenhaus, wohin der Kavalier seine Dame
im Sommer lockte,
wo die bestellten Sänger aus dem Dunkel
schluchzten seine Begierde,
wo man tanzte in Masken des Nachts im Scheine
papierner Laternen
20 und wo man, nicht ohne Gefahr, den steinernen
Runzeln entlang
hinaufstieg in die Lidfalte, wo schon etwas Moos war
zum Lager. // 055
Steige hinein in den offenen Mund und kaufe die Karte,
ehe das Antlitz wieder in Kontemplation der Wildnis versinkt
und die grosse Strasse, Nachttieren nur noch ein Weg,
25 und die Autobusse mit den Fremden, deren einer dich
hertrug,
vergass, versenkt und ganz beschäftigt
mit dem Sammeln von Kräften
bis zur nächsten lauten Enthüllung.
Schon um zehn Uhr beginnt man im Weinhaus
die Stühle auf die Tische zu setzen
und dich vor die Tür:
Du fährst dann durch die vom Klirren des Eises leise
erhellte
05 Nacht hin und findest
im ordinärsten Viertel ein Lokal,
wo ein alter Mann in der Ecke den Tagesgewinn zählt:
Aber er stellt das Radio lauter,
damit im Schlagrahm der Schlager deine
harten, deine scharfen Gedanken versinken.
10 Und wenn du vom Rum trunken dann wegfliehst,
würdest du auch, wenn du glittest und in das
Eis schlügst, // 057
du würdest durchschlagen und
mit den von den Scheiben zerschnittenen
Wangen sogar durch Grönland schlagen, durch
Sibirien selbst,
dein Blut würde den Nordpol wegtauen
15 und[,] deiner Augen blinkende Kiesel[,]
würden liegen im heissen Sand und an der
ostindischen weichaufjauchzenden Woge,
an der warmen Meerwange läge dann, dann erst recht
deine Zärtlichkeit scheuende Wange
die du suchtest, Flüchtling im Eis von Weinhaus zu
Weinhaus.
Es schleift sein Spielzeug hin über die Fliesen
und fällt hin zuweilen, weil es
zu schnell gleitet, versucht von der Glätte
des frisch gescheuerten, gebohnerten Bodens.
05 Dies bemerkt es erst am Tag,
wo man es aus der Mietwohnung wegführt
in die weite, silberne Weisse des Saales,
wo ein livrierter Wächter, das Zeichen der Republik auf
der Mütze,
den Eintritt verbietet,
10 es sei denn, es nehme von der Frau in der
Eingangshalle Filzschuhe,
unförmige: Damit zu gleiten,
das ist so bedächtig vorsichtig, dass es
eigentlich nicht mehr Spass macht // 059
und nicht mehr Witz hat. Das Spielzeug
15 darf es nicht mehr hinter sich ziehen,
es scheppert, und das schickt sich nicht in der
Halle verblichener Fürsten.
Und so versucht es, das Kind, es zumindest
hineinzutragen unter der Schürze,
stellt es dann auf in der Mitte: und siehe,
da klingt es, und nur unsicher missgünstig
20schleicht der Wärter herbei,
eh er ausholt und es zerschlägt, zögert er doch,
ob es nicht doch vielleicht in den Listen vergessen
sein könnte,
und er es vergessen, übersehen hätte.
Dies hindert ihn schnell, nur schnell, aber doch einen
Augenblick,
25 an seiner Pflicht,
eh er sich aufrafft und zuschlägt. // 060
Und schlimmer, sieht er entsetzt, ist alles:
Denn es sind Scherben auf den Fliesen des
silbernen Saales
und Tränen und Schluchzer des Kindes
zerkratzen die Weisse.
30 Ach, wenn es nur glitte, glitte selbst ohne Filz
an den Füssen.
Der Flüsse Läufe sind aufs Meer hin peinlich,
doch dieser Wirbelschnee auf vieler Füsse Läufe
hin eingestellt:
Die kahlen Bäume sehn, aufatmend,
05 ermüden Wirbelschnee und vieler Füsse Läufe
und sehn sich dann, erstaunt, aufgrünen, blühen
mit Blumen, Gras und Strauch.
Der Flüsse Läufe aber, stur, sind peinlich
aufs Meer aus, denn das ist, so meinen sie, die Pflicht.
Und diese treibt sie, ganz gesammelt,
10 und aller Zerstreuung ganz abgeneigt,
und täglich abgeneigter, genügen sie ihr // 062
und graben sich bitterer ins alternde Gesicht.
Noch hie und da da gibt es einen,
der ist nicht achtsam, träumt und läuft zuweilen über
15 und tut es gleich im Spiel, dem See, dem Meer.
Doch rufen ihn die Flüssemeister bald zur Ordnung.
Weil sonst er bald noch in die Berge liefe
und würfe sprühend Gischt an deren befremdet,
eisig höflich stumme Wand.
Da es darauf doch ankommt, dass sie präzise laufen,
20 und ermüdet zu halten und zu ruhen
überlassen dem immer unverlässlichen,
dem Wirbelschnee, der vielen Flüsse Läufen,
den Bäumen, die mit breiter Pose stehen und dann, // 063
weil sie glauben, dass ein Passant gekichert habe,
sich wieder einziehn in betonte Kahlheit.
Zwischen Russmauern,
eben unterschieden noch vom blauen Klirren
des gefrornen Himmelslinnens hängt Gedankenlinnens
weicher Flanell ein wenig in die Strasse.
05 Durchs Fenster greift des angestrengten Sinnens,
wachen, wüster offnen Träumens geschickter Finger,
zieht den Zipfel an der Zimmerpalme, die
unter der Zierlampe sich der grossen Mutter,
die in der Wüste mit dem starken Fächer im Sandwind
stand
10 und unter jener grössten, dörrenden und aller Säfte
Widerspruch // 065
verlangenden Lampe,
zieht den Zipfel an der Zimmerpalme vorbei
zum Glastisch, breitet es, das ganze Linnen
auf der Platte aus.
Auch von ihr ist es kaum unterschieden, durchsichtig
ganz wie sie,
15 doch weich und wechselnd voll Figuren,
enthält inmitten jenen ganzen Tag,
den Brunnenhof unter den Zypressen,
die sein Strömen, Rauschen, Überfliessen tadeln,
den Faun, der mittagsirre aus dem Becken steigt,
20 sodass der Löwe, bröckelnd schon im Fresko,
neu aufbrüllt und den toten Büsser herauszuscharren
anfängt, // 066
Des Faunes Tanz und Wahnsinn füllt den Hof:
wirft ihn als Bild an die Wand der Höhle, die an
der Wand des Hofs sonst abgebildet war
und macht das brüderliche Leben des Büssers und
des Löwen
25 zur nähern Gegenwart: wer will noch unterscheiden.
Der Faun der tanzt, der Faun ist Brunnens
überflossne Flut.
– Doch die Frau, die unter der Zimmerpalme die
Pastete isst,
macht mit dem Ellenbogen die Bewegung,
die ungeschickteste,
die weg für immer weg das Linnen mit dem
eingwirkten Hof,
30 des Wassers Wahnsinnsfaun wegreisst.
Er ist entglitten, der letzte weiche Zipfel aus
den Häusern weg.
Allein klirrt nur das blaue Winterlaken.
[ Am Rand lag ich und trat aus dem Schlaf
hinein in dies Glänzen aus
der Schachttiefe, mir Zuglänzen,
die Tür meines Schlafs war nur offen dahin in dies
dunkle Glänzen
der Rätselfrage: sind dies meine Augen nochmals,
die Spiegel,
05 denen ich tief unten im Schacht begegne:
ich trat durch die Tür, entlassen vom Schlaf
und stürzte hinab,
Ich falle, falle: das Auge, das Antlitz, das
dunkle Glänzen
bleibt immer fern unten, immer lockt es;
nur dass die Sonne, die eben noch den
Gegenglanz gab, // 068
10 den hellen, entschiednen, nun nicht mehr leuchtet
und dass jetzt die Wände nass widerspiegeln
den Blick des unteren dunkeln,
des unbekannten Spiegels:
Darein ich mir selber begegne:
selber bleibe getrennt,
wenn ich falle, Ball, verloren vom Kind in der Höhe
15 aufgefangen warm vom Kind in der Tiefe?
Nie aufgefangen, und immer fallend im Schacht ]
Ball, fällst du, achtlos gestossen,
hinab in den Schacht und triffst auf
auf das Glanzschwarz des Grunds
und verwirrst es, erhellst es,
05 bis dass es befestigt dich hin ein wenig
schupst und ein wenig her schupst zum Wandnass. // 069
Aber ich glaube, du triffst nicht auf
auf das Glanzschwarz des Grunds,
der Schacht ist lang, und unten
10 weiss man nicht wo unten ist und wo oben,
und das Glanzschwarz des Grunds ist unten und
oben.
Und die Augen, die unten,
offen im Glanzschwarz warten,
dass du ankommst, die selben
15 warten auch oben im Glanzschwarz auf den Aufschlag
noch vor allem Fallen.
So bleib denn still, Ball, und warte:
denn langsam dreht sich der Schacht,
warte mit Fallen, dann bist du oben und unten
und gewinnst das Lachen nicht der Augen, // 070
20 nicht das Weinen der andern.
Doch alle halten, Augen im Glanzschwarz,
dich am Seil fest der straff gespannten Erwartung.
Der Braten, der braun und gross auf der Schüsselkutsche
hereinfährt
lässt hochschlagen dein Magenherz, Schlemmer,
die voraustrabenden schweren und scharfen Duftrosse
rufen dir den jubelnden Saft auf
dem Platz der Zunge zusammen.
05 Aber du achtest nicht auf die kleine
Seitenläuferin Petersilie,
die mitkommt, unbedeutend und im
Protokoll der Zeremonie
nicht einmal der Erwähnung wert wird befunden.
Obwohl sie mir am liebsten ist,
alle flinke Würze trägt sie, eigenwillig in ihr zartes und
10 unaufdringlich durchdringendes Gestältchen gesammelt
und bietet diskret sich nicht dem Ersten Besten, nein, // 072
nur dem Feinschmecker an, der zärtlich zu tasten
versteht und auch das Nette an den Rändern mit
fühlenden Nüstern sieht und beachtet.
15 Empfange du nur das grosse Gespann,
spanne aus die Rosse und
nimm auf den mächtigen schweren Herrn,
mit schmatzenden Komplimenten.
Ich will indessen mit der kleinen Begleiterin schäkern,
20 sie kitzelt mich bald fein und inständig
durchdringt sie die Sinne,
erfreut mich scherzend, entzückt mich.
Was du nicht weisst und was dich,
Schlemmer wundern würde,
25 weil, wer, zu sehr mit den grossen Kutschenherrn beschäftigt, // 073
die Diener nicht sieht und vergisst,
obwohl sie hingebend sind und zäh in der Liebe,
manchmal, und ihre Würze durchdringt die Eingeweide
und länger anhält.
Die kleinen Lampen schweben im Gallert
des Februarmorgens,
der nur wenig zittert
von der Bewegung des Hereinquellens ins Zimmer
05 und das er schon ganz anfüllt.
Mir ist der statische Garten vor dem Fenster,
der bis jetzt die Pose des Sommers behielt, peinlich:
und am Klirren bemerke ich,
dass ich offenbar im Aufstehn,
10 mit dem Ellenbogen das Glas vom Tisch wischte.
Doch beim Hinsehn sind auf dem Teppich die Scherben
jenes Augustnachmittags an der Küste der Provence,
wo der Felsenriegel glühte über der Bucht // 075
und im Strandsand die furchtbaren Küsse.
15 Eh jemand kommt und sie aufkehrt,
will ich ansehn genau und festhalten
dies neue Februarmorgengefäss
voll Zimmer, voll Lampe, voll Gallert
und voll des posierenden Gartens.
Sein Purpur rollt, wie er im Park lustwandelt,
fast bis hinab ins Wasser, das
violett bescheiden ihn mahnt zur Rückkehr
in die Zimmer.
Doch wie er schon fast gehorcht,
05 fasziniert ihn das Sternbild,
das, die bunten Lichter wechselnd,
schnell aus dem Osten herfährt,
so schnell, dass er erschrickt // 077
und es aufzuhalten[,] den heiligen Nikolaus
zu bitten unternähme,
10 wenn ihm nicht klar wäre, dass es sich handelt um
das Kursflugzeug nach Rom:
Das Rosenbeet bleibt, einzige Robe,
purpurn am Strand
unter des Sternbildes letztem Donner,
15 wenn er im kleinen Hauskleid Limonade trinkt
und die beschwört, die dort schon lange hängen,
die Himmelsfunkelbilder, dass sie bleiben.
Denn, wer bewunderte noch mit Verstand,
wenn alle flögen weg nach Rom,
20 wer bewunderte dann noch mit Verstand und Ehrfurcht // 078
die Robe seiner Würde, wo
gelegentlich Matrosen schon auf Paddelbooten
kommen und ihn
zusammen mit den Pfauen in seinem Park fotografieren
und sich begnügen, ihm freundlich „Schönen Dank“
zu sagen,
25 wenn er ihre Zigaretten ablehnt.
Dem Altertumsforscher in San Clemente
Das ist gefährlich,
dass du dich wunderst über die Kraft
der späten Mosaiken der Apsis,
dass ihnen fast gelingt,
Blumengewinde und Tauben und Brunnen der
frühen vorzutäuschen:
05 ein halbes Jahrtausend und mehr, deinen Theorien
gänzlich zuwider,
zu überspringen. Aufs Überspringen
gerade kommt es doch an.
Und das ist gefährlich,
dass du die vielen Stufen hinabsteigst mit den Füssen
10 doch oben bleibst sonst, gänzlich. // 080
Denn wenn du unten in des Heiligen Grabhaus
das Kind mit der Mutter gefunden,
kommst du vielleicht noch heilen Auges aus der
am Abend des Festes zurückflutenden Woge:
Aber nochmals tiefer, in der von frühher
ausgezogenen Mönchen erschlossenen Höhle,
entkommst du der Woge nicht mehr;
jetzt ist es Blut, darin du aufbrüllst mit dem Stier // 081
15 unter dem gleichmütigen Messer des Knaben,
Blut, das dich umwogt und schnell aufsteigt
bis zum Scheitel,
wohin deine Hand im schnellen Reflex greift:
es wundert dich, seit wann du sie trägst,
das ist dein letzter Gedanke: seit wann trag ich
die phrygische Mütze?
Streit des Mädchens mit seinem Freund, weil er zugleich mit ihr die Tochter des Hauswirts in die Oper einlud. (Das Gespräch am Kühlschrank in der Küche als erste Szene): Eruption der Leidenschaft, aus der dem Freund die Lage erst klar wird. Dies in der zweiten Szene oben im Zimmer des Mädchens. Dann als dritte im Foyer der Oper: die Eifersucht bricht wieder auf beim Gespräch über das Stück. Der junge Freund des Geliebten tritt dazu, sucht zu vermitteln.
02 Vierte Szene: das Mädchen erscheint in grosser Toilette in der Vorstadtkneipe (auf der Vorstadtstrasse) und wird von (betrunkenen) Arbeitern, die ihr Wochenende feiern, umringt, angesprochen, ihre Situation wird von ihnen gleich erkannt und drastisch ihr klargemacht. Der Protagonist der Arbeiter tritt als Hermes auf, ironisch, schneidend, verletzend und liebend. Führt sie aus ihr selbst hinaus. (Gegenstück des jungen Freundes). – Fünfte Szene: Das Mädchen wird zu Hause von den andern, Beängstigten, aufgefunden. Der junge Freund ist mit gekommen. Das Mädchen erkennt in ihm den Arbeiter wieder, die Fortsetzung und Gegenwart dieses Nahen-Fremden in ihrem Bereich. Der Geliebte und die Tochter // 083 des Hauswirts holen Getränke: Haben schon einen neuen Abend miteinander ausgemacht.
03 Rolle der Mutter der Wirtstochter: Sie fordert, ahnungslos den Liebhaber auf, ihre Tochter in die Oper mitzunehmen, sie sei sonst zu fleissig, ohne Umgang. Figur der gutmütigen Ahnungslosen, die im Grund mehr weiss als sie zu wissen zugibt. Ganz auf das pralle Leben gerichtet, dessen üppige Verkörperung.
Die Koppel Hunde scharrt in ihres Kläffens Unterholz,
wenn drüber
dein Hali-Halo in kahlen Kronen wipfelt.
Die Koppel Hunde geifert in ihres Schnaubens Flut und Ebbe,
05 wenn darüber deines Lachens weisse(r) Gischt aufstiebt:
das Salzmeer, auch im Flutstrom, weint nicht in die
Ufernadelwaldung,
das Salzmeer lacht, wenn du in der Flutzeit mit der
Hundekoppel
kommst, mein Jäger, und stehst und staunst
im Fragering und Staunaufstand der Hunde, // 085
da übers Abendsilberlaken leicht und zögernd das Pferd
herantrabt
10 und sein Wiehern schon über den Föhrenwipfeln
wild springt:
deines Fusses, deines Rufes Reizung ahnend schon im
wilden Gruss,
im Gruss des wilden Auges, deines, junger Jägerreiter.
Hier ist zwar nichts,
was zu zeigen nötig wäre,
was man unbedingt sehen müsste.
Nicht wegen Denkmälern gefällt es mir hier,
05 sondern wegen jener Augenblicke,
wo sich ein Ort und eine Stunde so decken,
dass du am Weltrand tiefer bist in Venedig
als selbst am Rialto:
Auf den Stufen des Herberghügels
das Ohr dem Klang der Sterne geschärft,
10 die über dem Hafen tönen:
aber zu fern doch noch, sodass die Lötlampen
lauter aufsprühen // 087
in den Schiffen, und geschliffen ihr Ton
im Wasser flackert und wächst.
Nur klammerst du dich an meinem Arm fest,
aber du sollst dich nicht fürchten,
15 wenn du das weisse Gesicht gross liegen siehst
zwischen den Schiffen,
mit halboffenem Mund, fast stumm und fast
schlafend.
Du sollst dich nicht fürchten,
wenn es eine Woge sogar her schwemmte
in diesen entlegenen Hafen.
Du magst Städte und Häfen suchen,
wo immer du willst.
20 Ich glaube, immer fändest dus wieder.
Drum sieh drüber weg // 088
und steige ganz auf den (Herberg)Hügel,
da siehst du alle (bunten) Lichter
im schwarzen Sternwasser schwimmen,
25 und jenes Gesicht, wenn du nur willst,
das ist einfach der Mond, der sich
bescheiden spiegelt im Becken
zwischen leeren ruhenden Schiffen.
Der Flieder deiner Stimme stiebt und duftet
durch Türen mir und durch die Fenster ein.
Der süsse Strauch, der lilafarbne
hat sich in eine Wolke Lieds gelöst und schwebt
05 durch alle Räume meines Hauses, duftet
und stiebt in Tönen
mir durch der Ohren Nüstern in den kahlen
winterlichen Garten meiner Seele ein.
Der Fliederstrauch, gelöst in Staub und Düfte
10 tönt her von überall und sanfter stärker tröstend
auf dies mein quälend träumeloses Lager ein.
Der Baum reisst die Leine,
kaum hat sich die Frau abgewendet,
nachdem sie aufhing die Wäsche
samt den Linnen und der blassfarbigen
Unterwäsche
05 mit sich hinauf in den Windhimmel,
greift mit seinen Ästen unter die Leine
und reisst sie federnd in den erstaunten,
offenen Windhimmel hinauf.
Die verborgne Dryade: so nur noch kommt sie
zu den Opfern, zu den Kränzen, die ihr die
Menschen verweigern.
10 Sie schmückt sich selbst und flattert mit
Fahnengirlanden, // 091
eitle Dryade: und wenn die Hausfrau wieder
herauskommt,
verrät ihr Lachen – das die Nachbarinnen entsetzt –
dass sie jetzt die Schwester erkannte, die Baumfrau.
Wer es vermöchte,
dich hinauszuführen, zum Schilf,
wo der bärtige (Fluss)gott einen Augenblick
innehielte mit dem Ausgiessen seines Tonkrugs,
05 um, wenn auch vergeblich, zu entdecken,
warum du hier leidend am Baum stehst:
wer dies vermöchte
dem bliebe erspart<,> in dem grossen,
ausgehöhlten Lapislazuli der Kirche
10 aufzuzucken unterm Schwirren
eines jeden einzelnen Pfeils
der aus dem Hinterhalt der Beter
deinen Leib trifft. // 093
Dort draussen schwingen die Engel
15 sich herab von den Zweigen
und trocknen mit Linnen dein Blut,
sodass mehr noch und stummer der Greis staunt:
wenn er dich noch erkännte, mit Mühe,
so sicher nimmer die fremden Mitleidsirenen,
Luftgeister, Fügeldryaden.
Dunkle Ballen,
auf den blauen Bahnen geschoben,
neu geballt und gestossen zu drohenden Haufen:
Lasten sie so, dass die Ahnung
05 vom baldigen Sturz der Überlast
schon biegt die geschmeidigen Bäume:
wendet der Spiegel des Linnens,
das seines Augenblicks grau harrte an der Leine im Garten,
ihnen das geschickt gefangene Licht zu
10 und zündet an überall in kürzester Frist
die Ballen an ihren aufgerauhten Konturen.
Als ich
auftat meine Augen in der Finsternis,
stieg ich tastend in dem Grabmal aufwärts,
baute mir die oberen Zimmer[,] aus
05 und hüllte mich in andere und schwerere Gewänder.
Wie unbegrenzt ist doch die Wandlung des Geschmacks.
Meine Krone trug ich, voller Lust zur Übertretung, dreifach;
die Einfachheit, die mir von den Alten früher noch geblieben,
liess ich jetzt weg,
10 da mir die Biegung der Seele // 096
so wichtig geworden war seither,
die Anspornung der Kräfte, die man früher schön auswog,
zum ungehemmten Wettstreit,
war mir nun Zeitvertreib.
15 Und wenn er mich dann allzusehr bemühte,
befleissigte ich mich nächtlich der Sprache
und Gestik verzückter Fische,
die nur einfach das Gute zu tun versuchten,
ohne lang zu reflektieren.
20 Bis schliesslich mir von allem Wechsel,
den Versuchen, mich reiner, mächtiger und mein Imperium
verbindlicher – sodass ein jeder, den es je ergriff,
nicht mehr vergessen und sich ihm nicht mehr
entziehen könnte – darzustellen: // 097
entschied ich mich für eines der am längsten
25 wirksamen Bilder der dauerhafteren Symbole, das am wenigsten
den Verdacht der blossen Maskerade auf sich zieht,
wenn ich auch wusste,
dass er selbst in diesem Fall mir nicht
erspart bliebe, und trat,
30 nicht ohne Bedenken wegen des nicht zu vermeidenden
Pathos solchen Auftritts – aber das schien mir das
kleinre Übel –
auf die Zinne:
das Schwert der Seuche in die Scheide steckend,
die Flügel vom weiten Herabflug noch gebreitet,
35 kurz, in der schönen Pose,
der gemeinverständlichen, des nach langem Groll // 098
versöhnten, durch Bitten, Bussasche,
Kerzen und Prozessionen endgültig beschwichtigten
und so auf dieser hohen Stelle
40 frommschmückend festgehaltnen,
die ganze Stadt beruhigenden Engels.
Das Gartenfest, wo den Mond
der Lampion
bunt (be)drängt
wiegt leicht auf dem Gesprächsschaum,
05 (und) auf dem Lachgischt der Gäste,
bis morgens vier Uhr der Sturm
es hinwegträgt und es zerschellt
an der Zacke des Blitzes und seine Reste
bald unter der
10 schwarzen Wandung des Donners
unkenntlich liegen, verbeult. // 100
Da steht, ganz anders,
das stille Nachmittagsstrandfloss in der
atmenden Wiese des Meeres,
15 weiss steigen des Lachens Möven
zur neu gereinigten und scheinbar sprunglosen Schale
an den Strandkörben auf.
Das Aug aber bleibt unten
und fasst nur die paar wenigen Wimpel,
20 die Stunden des festen Tags,
die flattern über den Schwimmern,
schnell in die Woge weglaufenden, braunen Minuten.
Dass du mir nicht über die Treppe von Birnau,
mit den anderen Schiffern
einstiegst in die bizarre rosige Muschel,
sondern es vorzogst so heftig und
in jähem Versehen absichtlich
05 an der Autobahn die Zustellung des seit jeher
bekannten Befehls zu erwarten:
Zustellung eines Befehls .....
dies war es:
Zwei Beamte redeten dich so an,
sahen dich nur an,
10 dass du ganz durch Mark und Bein wusstest,
dass du hier eigentlich irregulär bist,
streunend, ein Hund und so // 102
die genaue Berechnung,
nach der die Leute und die Güter
15 hier hin und her fahren
töricht lustig¿, träumerisch störst:
So ein Auge ist nicht erlaubt,
das hast du jetzt endlich zu verstehen beschlossen,
so ein lässiger¿ und nicht recht entschiedner,
20 manchmal sich plötzlich verändernder Gang,
das ist nicht erlaubt hier.
Und überhaupt: „was tun Sie hier an der Strasse?
Wissen Sie nicht?“ –
„Nichts, nichts! Was sollte ich wollen?
25 Aber was gibt Ihnen das Recht, mich zu fragen?“
Armer, du hast kein Recht // 103
und hast auch vergessen,
dich rechtzeitig mit andern,
die auch keins haben,
30 dich zusammenzuschliessen:
Zwecks Wahrnehmung deiner Interessen.
Du hast keine Interessen,
wenn man nicht dein Bedürfnis,
mit dem Fuss einen dürren Zweig
35 zwischen den Gräsern zu schieben,
ein Interesse nennt.
Du folgst mir, Schmetterling,
durch alle Gassen von Lucca,
nachdem du einmal, ein Herbstblatt,
aus dem hochgezogenen Hain der Fassade des Doms
05 zu mir her schwebtest.
Verfolgst mich, und fliehst nicht[,]
vor dem unduldsam entfalteten Vogel Michael,
der auf dem Gipfel des hohen
Hains seines Hochmuts // 105
10 seinen Drachen niederstösst.
Du folgst mir herein in die dunkle
Halle und wehst von der Blüte
des einen Kapitäls zur nächsten
korinthisch duftenden Blüte
15 und lockst mich zum finsteren Altar,
den du mit Flügeln, mit Düften
lächelnd erleuchtest,
nicht wissend vom vergossenen Blut,
der Toten Gebeine leicht überfächelnd.
Chiron, legt die Leier beiseite:
Ich glaube, ich habe dich jetzt alles gelehrt, was ich dich lehren kann.
02 Achill: Heisst das, dass du jetzt nicht mehr mit mir sprechen willst?
03 Chiron: Sicher nicht. Aber es ist nicht mehr nötig, so, wie es diese drei Jahre lang vielleicht nötig war.
04 Achill: Nein, erst jetzt fängt unser Gespräch an interessant zu werden, seit vierzehn Tagen, als du die Leier das erste Mal beiseite legtest.
05 Chiron: Nur die Leier konnte ich dich lehren. // 107 Daran hatte unser Gespräch Halt. Ohne bedürfte es eines Einsatzes, eines Aufwands von deiner und meiner Seite, von dem ich nicht weiss, ob du bereit bist, ihn zu leisten. Und ich glaube auch gar nicht, dass du ihn leisten sollst. Ich habe erreicht, was ich wollte, was ich erhoffen durfte: du brauchst mich nicht mehr.
06 Achill: Du willst mich verlassen?
07 Chiron: Und dabei bist du, genau genommen, der, welcher den Abschied will. Nur weil du jung und zutraulich bist und weil man dir viel von Dankbarkeit und Pietät und Freundestreue gesprochen hat, // 108 willst du es im Augenblick noch nicht zugeben. Aber das gibt sich schnell: Es ist genau umgekehrt: ich bin der, welcher dich bitten möchte, dessen Innerstes bittet, den Abschied aufzuschieben, mit mir noch weiterzuleben wie bisher.
08 Achill: Aber das will ich doch.
09 Chiron: Es ist nicht möglich, nachdem ich die Leier weggelegt habe. – Du schaust mich an? Stört dich, dass ich ein Kentaur bin? (Er wendet sich zur Höhle.)
10 Achill: Du gehst?
11 Chiron ruft zurück: Behalte die Leier, ich schenke sie dir.
(An das von Glühlampen umkränzte Madonnenbild in der Luzerner Jesuitenkirche.)
Du fährst, Ara illuminata,
durch die Hirnlabyrinthe der Schüler
und erhellst an den Wänden
hier den klagenden Zahnschmerz,
05 dort die graue Maske des Lehrers,
der am Montag die Lateinarbeit zurückgibt, gerötet. // 110
Doch wenn du, Ara illuminata,
jetzt fährst um die Ecke,
fällt dein Strahlen hinein,
10 in den Winkel, wo ein Tier
stöhnt und sich windet.
Du kehrst unbewegt, scheint es,
Ara illuminata,
in den Chorraum zurück
15 und nimmst den üblichen Preis des Kapuziners von
der Kanzel entgegen.
Aber siehe, es war doch zu viel, und ein Strahl
deiner Glorie erlischt.
der Küster muss die Sicherung wechseln
Ara illuminata!
Sie fährt in ihrem Kranz aus elektrischen Lämp-
chen durch die Gespensterbahn des Gehirn-
labyrinths:
da trifft ihr Schein auf den Zahnarzt,
05 und unter dem Bohrer schreit der Schmerz wilder auf;
dort trifft er auf die graue Maske des Lehrers,
der die Lateinarbeit mit seinem Stift eben jetzt
grausam rötet.
Und es dröhnt herauf die Angst um die
Versetzung im Frühling.
Und zuletzt schrickt sie zurück vor dem Tier, // 112
10 das im hintersten Winkel stöhnt und sich windet.
Kehrt zurück hinauf in den Chorraum,
beruhigt sich aber nicht unter
den gewohnten Phrasen des Kapuziners:
O unbefleckt Empfangene du …
15 Nein, zwei elektrische Glorienstrahlen erlöschen
Das Stromnetz ist überlastet,
der Küster muss die Sicherung wechseln.
Antonius der Einsiedler trifft auf dem Weg zu Paulus, nach langer Wanderung durch die Wüste, einen Satyr.
02 Satyr, bricht aus dem Gehölz: Wo hast du die silberne Schüssel, die ich für dich bereitgelegt habe?
03 Antonius: A, von dir stammte diese Schüssel, ich habe sie wohl gesehen. Aber ich habe mich gleich abgewandt, nein, ich bin der Versuchung nicht erlegen. –
04 Satyr, sehr niedergeschlagen: Und ich habe den ganzen Tag hier gewartet, bis du vorbeikämst, und wollte mich weiden an deiner Freude über die Schüssel, ganz unbemerkt hier im Gebüsch. // 114
05 Antonius: Und nun bist du doch herausgekommen, mich zu erschrecken?
06 Satyr: O nein, erschrecken wollte ich dich nicht, daran dachte ich nicht, dass ich dich erschrecken könnte. Ich bin das nicht gewöhnt, die Zeiten haben sich geändert.
07 Antonius: Freilich, das haben sie. – Weisst du, was mit der Schüssel war? Als ich mich abwandte und den Namen Christi aussprach, da löste <sie> sich in Rauch auf, war im Nu nicht mehr da!
08 Satyr, mit weit aufgerissenen Augen: Was sagst du, das gibt es doch nicht, das ist ja unheimlich. // 115
09 Antonius: Du Heuchler, meinst du, ich erkenne dich nicht: Gib nur zu, wer du bist.
10 Satyr: Ich, nein, mich erkennst du doch; ich bin doch Satyr, der Waldgott, gehöre hieher.
11 Antonius, strenger, aggressiv: Damit sind wir der Wahrheit schon näher; gib zu, gib zu, wer du bist! Weich mir nicht aus.
12 Satyr: Satyr bin ich, ein Waldgott, sicher, glaub mir
kleinlaut: nach dem Irrglauben der Heiden.
13 Antonius, unerbittlich: Siehst du, du kommst mir nicht aus. – Sag es doch genau: der Teufel bist du, gekommen, mich zu // 116 versuchen, mir aufzulauern.
14 Satyr, wirft sich vor ihm nieder: Der Waldgott bin ich, Satyr, glaub mir. Ein Geschenk wollte ich dir machen.
15 Antonius schweigt eisig.
16 Satyr, zusammengekrümmt, verzweifelt: Sieh mich nicht so an; ich weiss, ich bin der Teufel, der Böse, gekommen, dich zu versuchen. Aber sieh mich nicht so an.
17 Antonius: Im Namen des allein wahren Gottes, weiche Satan.
18 Der Satyr liegt röchelnd. Antonius schreitet, feierlich triumphierend, weiter.
01 „Es war eine Jungfrau, Constantia mit Namen, des Kaisers Constantini Tochter, die war gar siech am Aussatz; da hörte sie von der Erscheinung, die an Sanct Agnes Grabe war geschehen. Und ging zu dem Grabe und entschlief daselbst im Gebet. Da sah sie im Traum Sanct Agnes, die sprach zu ihr, Sei standhaft, Constantia, und glaube an Christum, so wirst du alsbald gesund! Von dieser Stimme erwachte sie und empfand sich gänzlich gesund. Da liess sie sich taufen und baute über Sanct Agnes Grab eine schöne Kirche, und lebte daselbst in Reinigkeit, und sammelte mit ihrem Beispiel viel andere Jungfrauen um sich.“
Leg.aur. S. 136
02 Sebastian und Polykarp zerbrechen mehr als 200 Götterbilder des Stadtpräfekten Cromatius: Das hatten sie zur Vorbedingung sener Heilung gemacht. Er ist aber noch nicht gesund. Es muss noch ein Gemach zerstört werden, wo des Himmels und der Sterne Lauf abgebildet ist. Sehr kostbares Bild. Der Sohn des Cromatius, Tiburtius wehrt sich. Schliesslich gibt er nach. Ein Engel verkündet dem Cromatius die Heilung. Lässt sich aber die Füsse nicht von ihm küssen, weil er noch nicht getauft sei.
Leg.aur. S. 229-30 // 118
03 „Antonius sprach: ‚Recht wie die Fische sterben, wenn sie aufs trockne Land kommen, also verlieren die Mönche ihre Ruhe, wenn sie aus ihrer Zelle kommen und mit den weltlichen Menschen wohnen. – Wer in der Einsamkeit sitzet, der ist dreierlei Kampfs ledig: Sehen, Hören und Reden mögen ihn nicht mehr irren; ihm bleibt allein ein Krieg: wider sein Herz.!“
Leg.aur. S. 124
04 „Einsmals ward er im Geist entrückt und sah die ganze Welt mit Schlingen überspannt, die alle miteinander waren verknüpft. Da schrie er und sprach, ‚O Herr, wer mag diesen Schlingen entrinnen?‘ Da hörte er eine Stimme, die sprach: ‚Demütigkeit‘. – Einst kamen die Engel und führten Antonium hoch auf in die Luft, da waren die Teufel auch da und wollten es wehren, und warfen ihm vor alle Missetat, die er von Kindesbeinen an hatte getan. Sprachen die Engel ‚Der Sünden sollt ihr nicht gedenken, denn sie sind getilgt von der Barmherzigkeit Gottes; wisset ihr aber Sünden, die er getan hat, seit er Mönche ist worden, die saget.‘ Das mochten die Teufel nicht tun; da trugen ihn die Engel ungewehrt zum Himmel empor und wieder hernieder.
L.aur. S. 123 // 119
05 Antonius sieht am Weg in der Wüste eine silberne Schüssel liegen. Er denkt, nur der böse Geist könne sie hieher gelegt haben, ihn zu versuchen. „Da verschwand die Schüssel als ein Rauch.“ [S. 113 Antonius und der Satyr, 7.4.1957]
Leg.aur. S. 123
06 Antonius, von den Teufeln schrecklich gequält, fragt Christus, nach dem Sieg, warum er ihm nicht früher geholfen. Darauf Christus: „ich war bei dir, doch gelüstete michs, zuzusehen deinem Streit; nun aber, da du so mannlich hast gestritten, will ich deinen Namen gross machen in aller Welt.“
Leg.aur. S. 122
07 Hilarius v. Poitiers bittet Gott, damit seine Tochter Apia nicht in Versuchung kommt zu heiraten und ihre Keuschheit zu verlieren, dass er sie sterben lasse. Was dann auch geschieht.
Leg.aur. S. 116 // 120
08 Ein Kentaur weist Antonius den Weg zu Paulus, dann ein Satyr, der sagt, als A. fragt, wer er sei: „Ich bin Satyrus, ein Gott der Wälder, nach dem Irrglauben der Heiden.“ – Schon fast wieder in seiner Zelle, sieht A. Engel des P. Seele zum Himmel tragen. Zwei Löwen graben das Grab, da A. kein Werkzeug hat. [S. 113 Antonius und der Satyr, 7.4.1957]
Legenda aurea, S. 112
09 Nero „gebot, seine Mutter zu töten und aufzuschneiden, damit er sähe, wie er im Mutterleibe hätte gelegen.“ Die Ärzte wollen nicht. Darauf N.: „So machet, dass ich schwanger werde und einen Knaben gebäre, damit ich wisse, wie gross der Schmerz meiner Mutter mag gewesen sein.“ [NB 1957-58, S. 003 Der Frosch, 8.4.1957]
Leg.aurea S. 435 f.
10 „Simon der Magier aber war bei Nero in solcher Gunst, dass man ihn ohne Zweifel für einen Hüter hielt über des Kaisers Leben und Heil und über der Stadt Wohl. Leo der Papst erzählt, dass Simon eines Tages vor dem Kaiser stand, da verwandelte er unversehens sein Antlitz, dass es bald alt, bald jung erschien.“ Nero hält ihn nun für Gottes Sohn.
Leg.aurea S. 429 // 121
11 Simon Magus „bewegte eherne Schlangen durch seine Kunst und machte eherne und steinerne Bilder lachen und Hunde singen.“
Leg.aurea S. 428
12 Nero gebiert einen ihm von den Ärzten in den Leib praktizierten Frosch. Lässt ihn in einem Gemäuer + aufziehen ++. Die von seiner Verfolgung zurückkehrenden Römer finden ihn, verbrennen ihn vor der Stadt.
+ weiter oben: “
++ weil ihm die Ärzte einreden, es würde daraus ein Knabe werden, er selbst habe bei der Geburt auch so ausgesehen. – [NB 1957-58, S. 003 Der Frosch, 8.4.1957]
Leg.aurea, S. 436 f.
13 „Manchmal lässt man ein Haustier frei, zum Beispiel einen Stier, sucht nach einigen Tagen danach und opfert es an dem Platz, wo man es findet; an dieser Stelle erhebt sich dann die Stadt.“
Eliade S. 418 // 122
14 „Deshalb versammelt sich in Krisenzeiten (Belagerung, Seuche) die ganze Inwohnerschaft, um in einer Prozession die Mauern der Stadt zu umschreiten und so deren Kraft als Grenze, als magisch-religiösen Wall zu stärken. Dieser Umgang mit seinem Aufwand von Reliquien, Lichtern usw. nimmt manchmal rein magisch-religiöse Form an: man opfert dem heiligen Patron der Stadt eine Kerze, deren Länge dem Umfang der Einfriedung entspricht …“
Eliade S. 420
15 Die Hexe sagt: „Wir gehen Kräuter pflücken, um sie auf die Wunden des Herrn zu legen.“ „Die Hexe wird durch die Kraft des magischen Ritus mit der Passion // 123 des Heilands ‚gleichzeitig‘; die gepflückten Kräuter schulden ihre Wirksamkeit der Tatsache, dass sie auf die Wunden des Erlösers gelegt worden sind … oder dass sie zu Füssen des Kreuzes wachsen.“
Eliade, S. 444
16 „Dem Verlangen, sich immer und von selbst in einem heiligen Raum zu befinden, entspricht der Wunsch, immer in der Ewigkeit zu leben – vermöge einer Wiederholung archetypischer Handlungen.
Eliade, S. 462
17 „Wenn man Gold und Jade in die neun Öffnungen der Leiche legt, wird sie vor Verwesung geschützt sein.“
(Der Alchemist Ko-Hung)
„Wenn bei der Öffnung eines alten Grabes der Leichnam im Inneren zu leben scheint, so wisse, dass es im oder beim Körper eine grosse Menge Gold oder Jade gibt. Nach den Vorschriften der Dynastie Han wurden die Prinzen und Heroen mit ihren perlengeschmückten Kleidern beigesetzt und mit Jadebehältern versehen, welche die Auflösung des Körpers verhindern.“ (Buch T'ao Hung-Ching, 5. Jhdt.)
Eliade, S. 495-496 // 124
18 Situationen für ein Drama:
Pilatus findet seine Frau nackt unter einem Weinstock. (Leitmotiv). Eine Frau wirft sich weinend auf ihr Bett, weil der, den sie liebt, die Tochter des Hauswirts mit ihr zuammen in die „Entführung“ eingeladen hat. – Der Freund sitzt mit dem Ehepaar im ungarischen Keller, der Mann korrespondiert mit ihm, um ihm die Schwierigkeiten der Lage klar zu machen.
Aber das sind erst Situationen (zu vermehren), die aber noch kein Drama machen, das etwas wie eine fassbare, spielbare Handlung haben muss. Elementarische Charaktere, die die Handlung füllen, bestimmen, tragen. Gesucht werden muss eine solche Handlung: Lektüre von Erzählungen, Legenden, Romanen usw. –
19 Edelsteine sind aus dem Kopf von Schlangen oder Drachen gefallen. – Der Diamant ist giftig, weil er im Rachen der Schlange war.
20 Der Lapislazuli figuriert in Mesopotamien den Mondgott Sin und die gestirnte Nacht. // 125
21 Petersilie: Dekoration zum Braten, würzig, grün, duftend, unerheblich, überflüssig, aber intensiver (schwere Karosse mit kleinem Läufer zur Seite) [S. 071, Petersilie, 15.2.1956]
22 Das Leben, d. h. die Realität, ist in einer kosmischen Substanz konzentriert, von der direkt oder durch symbolische Teilhabe alle lebenden Gestalten abstammen. Die Tiere des Wassers, besonders Fische (die zugleich erotische Symbole sind) und Seeungeheuer werden zu Emblemen des Heiligen, denn sie treten an die Stelle der absoluten Realität, die im Wasser konzentriert ist
Eliade 223
23 Die versiegten Kräfte der Gottheit wurden dadurch wieder hergestellt (durch das Untertauchen des Götterbildes) und eine gute Ernte (das Eintauchen wirkte magisch auf den Regen ein) sowie Vermehrung aller Güter bewirkt. Das Bad der phrygischen Mutter Kybele fand am 27. März statt, es vollzog sich in einem Fluss oder in einem Teich … .
Eliade 226 // 126
24 Untertauchen des Kruzifixes oder der Statuen der Heiligen Jungfrau um die Trockenheit zu beschwören und Regen zu verlangen, findet sich im katholischen Bereich seit dem 13. Jhdt. … .
Eliade 226
25 In Klaros stieg der Priester in die Grotte hinab, trank Wasser aus einer geheimnisvollen Quelle und antwortete in Versen auf die im Geist gestellten Fragen.
Eliade 233
26 Ein späterer Aberglaube sagt, vom Prophetenwahnsinn befallen werde, wer eine Gestalt aus dem Wasser steigen sehe …
27 Die Mitte des Tages ist der Augenblick der Epiphanie der Nymphen. Wer sie sieht, verfällt einem nympholeptischen Enthusiasmus, so Teiresias, der Pallas und Chariklo sah, oder Aktäon, der Artemis mit ihren Nymphen entdeckte. Daher ist es empfehlenswert, um die Mittagszeit sich keinen // 127 Quellen, Brunnen, Wasserläufen zu nahen, auch nicht dem Schatten gewisser Bäume. [S. 044 Das Kind am Wasser, 22.1.1956]
Eliade 236-37
28 „Mövenpick“ in Föhr¿: Metallpfeiler mit Lampen in der Form von Blättern, daran hinauf klimmend, grosse Likörflaschen zur Dekoration zwischen Lichtpilastern an den Wänden
[S. 026 Der Fakir. Attraktionen. Artisten, 11.1.1956]
29 In Ägypten die Mondgottheit der „Stier der Sterne“.
Eliade, S. 125
30 Ein in Ozeanien verbreiteter Mythos erzählt, wie der Heros über eine Kette von Pfeilen in den Himmel gelangt sei, indem er den ersten Pfeil in das Himmelsgewölbe schiesst, den zweiten darüber und so fort, bis eine Kette zwischen Himmel und Erde gebildet ist. Eliade S. 137 // 128
31 „Der ostjakische Schamane singt, dass er sich auf einem Seil in den Himmel erhebe und die Sterne, die seinen Weg behindern, beiseite schiebe.“
Eliade S. 141
32 Sonne steigt während des Festmonats in einen Feigenbaum, um die Erde zu befruchten; um ihr zu helfen, steckt man auf den Baum eine Leiter von 7 oder 10 Stufen.
Eliade S. 158
33 Die Sonne steigt in der Nacht ins Totenreich; kann Menschen mit hinabführen, kann sie auch hindurchführen und am Morgen zurückbringen.
Eliade S. 161
34 Auf Neuseeland glaubt man, dass ein blosser Blick auf den Sonnenuntergang den Tod zur Folge haben kann.
Eliade S. 162 // 129
35 Auf Rhodos wird dem Sonnengott ein mit vier Pferden bespannter Wagen dargebracht, den man später ins Meer stürzt.
Eliade, S. 170
36 Die Sonne ist aus dem Auge des Riesen Purusha entstanden. Beim Tode des Menschen kehrt sein Auge in die Sonne zurück.
Eliade S. 171
37 Alte Frau, auf dem Heimweg von einem Strolch verfolgt, ruft um Hilfe, ein Auto hält an, sucht mit ihr im Villenvorort, aber vergeblich, wegen der vielen dunklen Gärten. Sie tröstet sich mit Tee in der Villa des Retters.
38 Ich springe aus dem Fenster, aber meine Flügel verfangen sich in die gespannten Fäden. Jetzt hänge ich über der Strasse // 130 [S. 014 Hängen im Netz, 22.10.1955]
39 Maria, Jesuskind, Lamm am Fuss des Gauri Sankar:
Das Kind ermahnt das Lamm da zu bleiben. Der See oben gefroren, Drache tot. Ausserdem eine Expedition der Universität Kioto (Buddhisten) auf dem Weg [S. 010 Gauri Sankar, 13.10.1955]
40 Die Bahnhofhalle unter der Milchhaut: Tamino, der die Tiere mit der Flöte anzieht (und wegführt?)
41 „Das inwendige Licht, das Gott selbst in uns anzündet, kann durch die sinnliche Erfahrung der Welt geweckt werden: man muss sich der sinnlichen Beschauung der Schattenbilder nur wie einer Notdurft und eines Werkzeugs bedienen und nicht darin beharren.“
Leibniz, nach Wolfgang de Boer
42 „Ich glaubte einmal, dass die Wahrheit im Dunkeln gesucht werden müsse; aber sie ruft draussen in den Gassen.“
[S. 005 Das inwendige Licht, 12.10.1955]
Nicolaus Cusanus