Datiert: 1957

Antonius und der Satyr / Dialog (C)

Satyr, bricht aus dem Gehölz: Wo hast du die silberne Schüssel, die ich dir auf den Weg gelegt hatte? 

Antonius: Ah, von dir stammte diese Schüssel. Ich sah sie wohl, aber ich habe mich schnell abgewandt. 

Satyr, niedergeschlagen: Und ich habe den ganzen Tag hier gewartet, dass du vorbeikämst, um mich an deiner Freude über das Geschenk zu weiden. 

Antonius, streng: Und nun bist du doch herausgekommen, mich zu erschrecken? 

05 Satyr: O nein, daran, dass ich dich erschrecken könnte, dachte ich nicht. –

verlegen:

Das bin ich nicht gewöhnt, die Zeiten haben sich geändert. 

Antonius: Freilich, das haben sie. – Weisst du, was mit der Schüssel war? Als ich den Namen Christi aussprach, da löste sie sich in Rauch auf. 

Satyr, mit weit aufgerissenen Augen: Was sagst du da? Das ist ja unheimlich. 

Antonius: Du Heuchler, meinst du, ich erkenne dich nicht? Gib nur zu, wer du bist. 

10 Satyr, ängstlich: Ich, nein, mich erkennst du doch; ich bin Satyr, der Waldgott, gehöre hieher. 

Antonius: Damit sind wir der Wahrheit schon näher: gib zu, gib nur zu, wer du bist! Weich mir nicht aus! 

Satyr, flehentlich: Satyr bin ich, glaub mir, der Waldgott… 

Antonius fixiert ihn unerbittlich. 

Satyr, kleinlaut: …nach dem Irrglauben der Heiden. // 05v

15 Antonius: Siehst du, du kommst mir nicht aus. – Sag es doch nur genau: der Teufel bist du, gekommen, mir aufzulauern, mich zu verderben. 

Satyr, wirft sich vor ihm nieder: Der Waldgott bin ich, Satyr, glaub mir. Ein Geschenk wollte ich dir machen. 

Antonius schweigt. 

Satyr, krümmt sich verzweifelt: Schau mich nicht so an; ich weiss, ich bin der Teufel, der Böse, gekommen, dich zu verderben. Aber schau mich nicht so an. 

Antonius: Im Namen des allein wahren Gottes, weiche Satan! 

20 Der Satyr liegt verröchelnd. Antonius setzt, triumphierend seinen Weg fort.


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  • Besonderes:

    Typoskript mit Direktkorrekturen; Blatt beidseitig beschrieben

  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Szenisch
  • Datierung: Jahresangabe
  • Schreibzeug: Schreibmaschine
  • Signatur: A-5-d/02_013
  • Seite / Blatt: 05r/v

Inhalt: 89 Manuskripte und 11 Typoskripte zu 24 Gedichten und 2 szenischen Texten (2 Endfassungen)
Datierung: 27.11.1956 – 31.12.1957
Textträger:114 Einzelblätter (A4-Format); v.a. durchscheinende Makulatur von Gedichttyposkripten und bräunliche Blätter
Umfang: 27 Dossiers, 192 beschriebene Seiten
Publikation: GEDICHTE (10), Verstreutes (2)
Signatur: A-5-d/02 (Schachtel 37)
Herkunft: Mappe EG 57

Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

Weitere Fassungen

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