Dienstag, 09 April 1957

Antonius und der Satyr / Dialog (A)

Satyr, bricht aus dem Gehölz: Wo hast du die silberne Schüssel, die ich dir auf den Weg gelegt habe? 

Antonius: Ah, von dir stammt diese Schüssel, ich habe sie wohl gesehen. Aber ich bin der Versuchung nicht erlegen, ich habe mich gleich abgewandt. 

Satyr, sehr niedergeschlagen: Und ich habe den ganzen Tag hier gewartet, dass du vorbeikämest, und wollte mich hier aus dem Verborgenen ganz unbemerkt an deiner Freude über das Geschenk weiden. 

Antonius, streng: Und nun bist du doch herausgekommen, mich zu erschrecken? 

05 Satyr, sich entschuldigend: O nein, daran, dass ich dich erschrecken könnte, dachte ich nicht. – Ich bin das nicht gewöhnt, die Zeiten // 01v haben sich geändert. 

Antonius, überlegen: Freilich, das haben sie. – Weisst du, was mit der Schüssel war? Als ich mich abwandte und den Namen Christi aussprach, da löste sie sich in Rauch auf. 

Satyr, mit weit aufgerissenen Augen: Was sagst du da? Das gibt es doch nicht, das ist ja unheimlich. 

Antonius: Du Heuchler, meinst du, ich erkenne dich nicht? Gib nur zu, wer du bist. 

Satyr, verwirrt: Ich, nein, mich erkennst du doch, ich bin doch Satyr, der Waldgott, gehöre hierher. 

10 Antonius, immer aggressiver: Damit sind wir der Wahrheit schon näher: gib zu, gib nur zu, wer du bist! Weich mir nicht aus! 

Satyr, flehentlich: Satyr bin ich, der Waldgott, sicher, glaub mir … // 02

Antonius fixiert ihn unbeirrt. 

Satyr, kleinlaut: nach dem Irrglauben der Heiden. 

Antonius, befriedigt: Siehst du, du kommst mir nicht aus. – Sag es doch nur genau: der Teufel bist du, gekommen mir aufzulauern, mich zu verderben. 

15 Satyr, wirft sich vor ihm nieder: Der Waldgott bin ich, Satyr, glaub mir. Ein Geschenk wollte ich dir machen. 

Antonius schweigt eisig. 

Satyr krümmt sich verzweifelt zusammen: Schau mich nicht so an; ich weiss, ich bin der Teufel, der Böse, gekommen, dich zu verderben. Aber schau mich nicht so an. 

Antonius: Im Namen des allein wahren Gottes, weiche Satan. 

Der Satyr liegt verröchelnd, Antonius schreitet, triumphierend, weiter.


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A Antonius und der Satyr

Dialog

Satyr, bricht aus dem Gehölz: Wo hast du die silberne Schüssel,

die ich dir auf den Weg gelegt habe? 

Antonius: Ah, von dir stammt diese Schüssel, ich habe sie

wohl gesehen. Aber ich habe bin der Versuchung nicht er-

legen, ich habe mich gleich abgewandt. 

Satyr, sehr niedergeschlagen: Und ich habe den ganzen Tag

hierim Gehölz  dass
hier  gewartet,  bis du vorbeikämest, und wollte mich

an deiner Freude ganz unbemerkt hier imaus dem
an deiner Freude
ganz unbemerkt hier im  Verborgenen

ganz unbemerkt an deiner Freude über das Geschenk weiden. 

Antonius, streng: Und nun bist du doch herausgekommen, mich

zu erschrecken? 

05 Satyr, sich entschuldigend: O, nein, erschrecken wollte ich dich

nicht daran, dass ich dich erschrecken könnte, dachte

ich nicht. – Ich bin das nicht gewöhnt, die Zeiten //

Blatt 01v (A-5-d_02_083.jpg)

haben sich geändert.

Antonius, überlegen: Freilich, das haben sie. – Weisst du, was mit

der Schüssel war? Als ich mich abwandte und den

Namen Christi aussprach, da löste sie sich in Rauch

auf. 

Satyr, mit weit aufgerissenen Augen: Was sagst du da? Das

gibt es doch nicht, das ist ja unheimlich. 

Antonius: Du Heuchler, meinst du, ich erkenne dich

nicht? Gib nur zu, wer du bist. 

Satyr:, verwirrt: Ich, nein, mich erkennst du doch, ich bin

doch Satyr, der Waldgott, gehöre hierher. 

10 Antonius, immer aggressiver: Damit sind wir der Wahrheit

schon näher: gib zu, gib nur zu, wer du bist! Weich mir

nicht aus! 

Satyr:, flehentlich: Satyr bin ich, der Waldgott, sicher, glaub mir … //

Blatt 02 (A-5-d_02_084.jpg)

A Antonius und der Satyr 2

Antonius fixiert ihn unbeirrt. 

Satyr, kleinlaut: nach dem Irrglauben der Heiden. 

Antonius, befriedigt: Siehst du, du kommst mir nicht aus. –

Sag eldoch
Sag es  nur genau: der Teufel bist du, gekommen mir

aufzulauern, mich zu verderben. 

15 Satyr, wirft sich vor ihm nieder: Der Waldgott bin ich, Satyr,

glaub mir. Ein Geschenk wollte ich dir machen. 

Antonius schweigt eisig. 

Satyr krümmt sich verzweifelt zusammen: Schau mich nicht

so an; ich weiss, ich bin der Teufel, der Böse, gekom-

men, dich zu verderben. Aber schau mich nicht so

an. 

Antonius: Im Namen des allein wahren Gottes, weiche

Satan. 

Der Satyr liegt verröchelnd, Antonius schreitet, feierlich

, triumphierend, weiter.

9.4.57

 

  • Besonderes:

    Bräunliches Papier: Blatt 01 beidseitig beschrieben

  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Szenisch
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-d/02
  • Seite / Blatt: 01r/v, 02

Inhalt: 89 Manuskripte und 11 Typoskripte zu 24 Gedichten und 2 szenischen Texten (2 Endfassungen)
Datierung: 27.11.1956 – 31.12.1957
Textträger:114 Einzelblätter (A4-Format); v.a. durchscheinende Makulatur von Gedichttyposkripten und bräunliche Blätter
Umfang: 27 Dossiers, 192 beschriebene Seiten
Publikation: GEDICHTE (10), Verstreutes (2)
Signatur: A-5-d/02 (Schachtel 37)
Herkunft: Mappe EG 57

Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

Weitere Fassungen

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