Der Fisch und der versunkene PoseidonD
Die Fischhändlerin leert
den Eimer aus auf die Strasse: das Wasser
kommt nicht auf gegen den heissen
Asphalt und ist, kaum
05 er es nur begriff, schon verdunstet.
Der Fisch aber war ,
gerade so weit
als man ihn fing heute früh ,:
gerade so weit gekommen:
"Seit ich einmal ins Licht / und ↓in die
10 „Seit ich einmal, von Licht / und Wärme gelockt, hinaufstiess
einmal dorthin hinaufstiess,
von wo vor langem der Riese, Hochfisch, der seither,
viele der unsern erschlagend,
↓↓herabgestürzt war:↓↓
der Meteor, der seither, Seesterne im Ohr, auf der Brust
im Ohr, auf der Brust
Polypen,↓im Grund
Polypen, daliegt, das Bild eines Hochfischs …
↔
15 Seit ich einmal hinaufstiess,
fürchte ich mich: Das Kühle
war nicht mehr da. Mir erstarrten
die Kiemen. Die Flossen
fanden nicht Widerstand mehr,
20 sich fächelnd voran zu bewegen…
Gehn wir alle dorthin und verlieren
Kam der Hochfisch von dort, gehn wir alle
wie der Hochfisch
dorthin und verlieren Kiemen und Flossen?:
Nach
Durch wievielen Toden? //
[ Vor kurzem sank ein kleiner und weicher
Hochfisch auf den grossen und harten:
eine Abart, schon geschwächt,
weil es jenseits im Leeren
auf die Länge
auf die Dauer zu leben unmöglich? ]
Nun, Der Hochfisch war Uebertreibung.
25 Unten muss man bleiben und die
durch Wärme und Licht
verdächtigen Höhen vermeiden.
Wohnen will ich von morgen
an in seinem
an in dem noch freien
Ohr des grossen Hochfischs., wo
Ohr des grossen Hochfischs., Dort ist die Erinnerung | ist
30 die Erinnerung Ansporn und Warnung zugleich…“
Gerade so weit war der Fisch,
Hier war der Fisch heute früh, gerade,
gerade als man ihn fing ., heute früh.
Doch das Wasser, das die Händlerin ausgiesst,
kommt gegen den heissen
35 Asphalt der Strasse nicht auf
und ist, kaum er es nur
begriff, schon verdunstet.
Kuno Raeber, 1957
Kuno Raeber, 23.XII.