Mittwoch, 21 August 1957

Das Glashaus (A)

Die Engel öffnen mein Glashaus zwar zuweilen,
aber nur, um mich sehr schnell hinauf in die Luft 
zu tragen, sodass mich beim Aufstieg oft die Zweige der Wipfel 
schmerzhaft peitschen 
05 und ich fürchte, ich stürze 
gleich in die Öllache vor der Tankstelle hinunter. 

Dort hupt man, dort ruft man 
und hört nicht den Zank, 
den die Nachbarsengel mit meinen Engeln aufrühren, 
10 sodass sie, allzu heftig auf- und abfahrend und zerrend 
mich wirklich fallen lassen, beinahe. 

Und wieder drinnen im Glashaus, mir schwitzen noch Hände und 
Füsse, gehts mir nicht besser: 
Wenn ich die Hand ausstrecke, 
um einen, der draussen vorbeigeht, zu grüssen, 
15 zerschlag ich in meiner Freude die Wand 
und werf ihm die Scherben grad ins Gesicht. 
Sodass er schleunig wegläuft und sich mit dem // 01v
Taschentuch das Blut von der Stirn wischt. – 

Meinen Engeln aber sehe ich an, obwohl sie nie etwas sagen, 
20 dass sie die Arbeit, schon wieder 
eine neue Scheibe zu schneiden und einzusetzen, 
mir heimzahlen beim nächsten Spazierflug.


Blatt 01r (A-5-d_02_124.jpg)

Das Glashaus A

Meine

Die Engel öffnen zuweilen mein Glashaus zwar zuweilen,

aber nur, um mich sehr schnell hinauf in die Luft 

zu tragen, sodass mich beim Aufstieg oft die Zweige der Wipfel 

schmerzhaft peitschen 

05 und ich fürchte, ich falle stürze 

gleich hinab in die Öllache auf dem Boden vor der Tankstelle.
gleich hinab in die Öllache vor der Tankstelle hinunter. 


Dort hupt man, dort ruft man 

und hört nicht den Zank, 

den die Nachbarsengel aufrühren mit meinen Engeln aufrühren, 

10 sodass sie , mich wirklich beinahe allzu schnell heftig auf- und

\ abfahrend | und zerrend 

mich wirklich fallen lassen, beinahe. 

Undwieder im Glashaus ↓, mir schwitzen noch Hände und Füsse,
Und  drinnen im Glashaus,  gehts mir nicht besser:

Wenn ich die Hand ausstrecke, 

um einen, der draussen vorbeigeht, zu grüssen, 

15 zerschlag ich die Wand und werfe in meiner Freude die Wand 

und werf ihm die Scherben grad ins Gesicht. 

Sodass er schleunig und grussl wegläuft und sich mit dem //

Blatt 01v (A-5-d_02_125.jpg)


Taschentuch das Blut von der Stirn wischt. – 

[ Ich darf das nächste Mal die Hand nur ein wenig

ganz vorsichtig heben,

sollte wieder einmal jemand mich grüssen:

darf nie die Scheibe vergessen. ]

Meinen Engel aber sehe ichobwohl sie nie etwas sagen,
Den Engeln aber sehe ich an , dass sie mir grollen,

[ dass sie es mir beim heimzahlen beim nächsten Spazierflug,

weil dass sie schon wieder eine neue Scheibe einsetzen müssen.

die Mehrarbeit, schon wieder beim Glaser

eine neue Scheibe zu holen ]

20 dass sie die Arbeit, schon wieder 

eine neue Scheibe zu schneiden und einzusetzen, 

mir heimzahlen beim nächsten Spazierflug.

21.8.57

 

  • Besonderes:

    Bräunliches Papier; Blatt beidseitig beschrieben

  • Letzter Druck: GEDICHTE 1960
  • Textart: Verse
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Strophen: ja
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-d/02_018
  • Seite / Blatt: 01r/v

Inhalt: 89 Manuskripte und 11 Typoskripte zu 24 Gedichten und 2 szenischen Texten (2 Endfassungen)
Datierung: 27.11.1956 – 31.12.1957
Textträger:114 Einzelblätter (A4-Format); v.a. durchscheinende Makulatur von Gedichttyposkripten und bräunliche Blätter
Umfang: 27 Dossiers, 192 beschriebene Seiten
Publikation: GEDICHTE (10), Verstreutes (2)
Signatur: A-5-d/02 (Schachtel 37)
Herkunft: Mappe EG 57

Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

Weitere Fassungen

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