Mittwoch, 17 Juni 1953

17.6.53

Alles kann zum Stoff eines Gedichtes werden, d. h. alles, was überhaupt in dem Raum liegt, der dem Dichter erfahrbar ist. (Und hier freilich, kann man sich den Unterschied zwischen den einzelnen Dichtern nicht gross genug vorstellen) Die Technik, die man sich erwerben muss, besteht darin, dass man sich mit der nötigen Unbefangenheit des zunächst Liegenden // bemächtigt. Es scheint dies sehr einfach zu sein, aber es ist etwas vom Schwierigsten im Werdeprozess des Gedichtes, weil es ja der Anfang ist, wofür es einen Entschluss braucht, eine Wahl, dass man einen bestimmten Gegenstand plötzlich neu zu sehen, auf eine ganz eigene Weise zu betrachten sich entschliesst: warum gerade diesen Gegenstand? wäre ein anderer nicht geeigneter? Das sind die Fragen, die einen leicht aufhalten und einen oft, ganz unnötigerweise, zu nichts kommen lassen.

  • Textart: Prosanotat
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Signatur: C-2-a/07
  • Werke / Chronos: Bd.6, 180, 181

Inhalt: Tagebuchauszüge zur Poetik und zu einzelnen Gedichten
Datierung: 1948 – 1991
Umfang: Ausgewählte Textstellen aus ca. 20 Tagebuch-Heften
Signatur: C-2-a/01 …, C-2-c/01 … (Schachtel 77-79)

Wiedergabe: Textkonstitution ohne Verzeichnung der Korrekturen

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