Dienstag, 18 August 1953

18.8.53

Mühsam, immer wieder die Bedingungen produktiver Tätigkeit zu schaffen, die Voraussetzungen dafür zu suchen und am Ende dann festzustellen, dass es auf dem Weg nicht geht, dass man es anders versuchen muss. Oder es vielleicht überhaupt für eine Zeit nicht versuchen, sondern einfach etwas ganz anderes tun. Aber dies Zweite, das Aufgeben, hat immer // jene Gefahr: man kommt aus der Übung, die Anspannung, die Wachheit, die aufmerksam den produktiven Augenblick erlauert, lockert sich, und es braucht nachher viel mehr Mühe, sie wieder zu gewinnen. – Ich muss es wenn möglich dahin bringen, dass ich jeden Tag wenigstens etwas an meinen Versen arbeite. Schon bloss, um nicht aus der Übung zu kommen, um immer mehr Leichtigkeit zu gewinnen, wie der Maler unablässig an seinen Bildern malt: um die Könnerschaft, die Sicherheit zu steigern. Und wenn sich auch die Inspiration, der Einfall nicht erzwingen lässt, so kann man ihm doch mehr als einen Schritt entgegengehen, man kann ihm das Instrument öffnen und stimmen, dass es auf seine Regung sofort und genau antwortet. Insofern ist der Spruch, dass es nur auf den Fleiss ankomme, wahr, unbedingt wahr. Es hängt zuletzt alles an der Bemühung, der Hingabe, der Hinspannung, nichts wird im Schlaf geschenkt. – Es ist gut, // sich diese Binsenwahrheit jeden Tag neu vorzusagen.

  • Textart: Prosanotat
  • Schreibzeug: Tinte
  • Signatur: C-2-a/08
  • Werke / Chronos: -

Inhalt: Tagebuchauszüge zur Poetik und zu einzelnen Gedichten
Datierung: 1948 – 1991
Umfang: Ausgewählte Textstellen aus ca. 20 Tagebuch-Heften
Signatur: C-2-a/01 …, C-2-c/01 … (Schachtel 77-79)

Wiedergabe: Textkonstitution ohne Verzeichnung der Korrekturen

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