Man mag sich über den „Goldschmied“ lustig machen. Aber zuletzt und zuerst ist das Gedicht Sprache, nur Sprache: es ist nichts, gar nichts darin, was nicht Sprache geworden wäre. Und so ist die Dichtkunst eine Arbeit wie jede andere, auch wie die des Goldschmieds meinetwegen. Indem es darauf ankommt, ausschliesslich, wie schon der Name sagt, immer mehr zu verdichten, die ganze Bemühung darauf // zu richten, dass jedes Wort, jede Wendung ganz voll ist, ganz ausgelastet, ganz beansprucht. – Das erschreckt mich so sehr an den poetischen Bandwürmern vieler moderner Dichter: dass sie dem Wort nicht mehr vertrauen oder es gar nicht mehr kennen, und so alles drei-vier-fünfmal sagen, eine langweilige und verwirrende Kaskade überflüssiger Worte und Bilder. – Je genauer ein Gedicht durchgearbeitet ist, desto kürzer ist es. Die langen Gedichte sind, scheint mir, allzu oft, einfach nicht fertig. Wenn die Leser das nicht merken, mag es noch angehen. Aber meist scheint der Dichter selber es nicht zu merken. Sonst würde er mit dem Druck zuwarten.