Wie man ein Gedicht anfangen kann: 1. Man zeichnet einfach auf, was einem an Gedanken ohnehin einfällt, ohne vorerst irgendetwas zu unterdrücken. Die stilisierende, formende Kraft und Gewohnheit des Geistes wird dann schnell von selbst auswählend und lenkend eingreifen. In jeder neuen Fassung wird die bewusste Arbeit beherrschender, aus dem originellen oder banalen Einfall wird langsam ein Gedicht. 2. Man unterlegt einem alltäglichen Geschehnis, einer alltäglichen Beobachtung eine mythologische Figur, ein mythologisches Ereignis als Hintergrund. Dadurch erreicht man, was Brecht den Verfremdungseffekt nennt: das Alltägliche, Banale, Unbedeutende, wird bedeutend, allgemein, verbindlich. 2b. Man tut dasselbe, nur setzt man an die Stelle der mythologischen eine historische Figur, ein historisches Geschehnis. // 3. Man nimmt eine Zeitungsnotiz, eine Redensart oder dergl. und verbindet sie mit einer Assoziation, die man dazu hat, zu einer neuen Figur. Je entfernter die Assoziation, scheinbar, vom Bereich der Zeitungsnotiz ist, desto stärker die Wirkung. 3 b. Man tut dasselbe mit einem Vers, einer Strophe eines Volksliedes, eines klassischen Gedichtes. Das Gemeinte nähert sich unter Umständen der Kunst der Paraphrase. 4. Man wählt eine von den erwähnten Möglichkeiten, sofern es sich jeweilen um die Aufstellung eines Bildes handelt und übersetzt das aufgestellte Bild, oder, besser noch, Teile davon gleich noch ins Begriffliche, tut also etwas an sich entschieden „Unpoetisches“: Man erklärt ein Bild, ein Bildelement durch einen daneben gestellten Begriff. Sparsam angewendet ergibt das eine reizvolle Kontrastwirkung.