Gestern war Peter Hamm hier und las mir aus seinem Aufsatz über Schweizer Lyrik die Stellen vor, die sich <auf> meine Arbeit beziehen: es ist dies der grösste Trost, die höchste Ermunterung, dass einer das, was ich meine, was mir das Wesentliche meiner Dichtung scheint, so genau, so // adäquat aussagen kann, ohne dass ich ihm je darüber gesprochen hätte. So wächst mir doch wieder eine kleine Hoffnung, dass meine Arbeit allmählich die Stellung erlangen wird, die ihr, wie ich glaube, in der literarischen Welt zukommt. Denn es ist doch, scheint mir, nicht allzu viel, was in der deutschen Dichtung der Gegenwart über das Provinzielle hinauswächst, ins Zentrum der Weltliteratur vordringt.
02 Ich sage diese Dinge mit einem gewissen Vergnügen: sie können für die Deutschen (und Schweizer) nur schockant sein. Denn sie sind eines wahren Dichters unwürdig, oberflächlich. Und doch hat die Kunst, wie alles Wesentliche, Anteil an allem, gehört zu jeder Seite des Daseins. Und eine Seite ist die soziale. Dichtung muss im Zusammenhang der Gesellschaft stehen, auch. Dass dies nicht genügt, ist klar: eine Kunst, die bloss gefällig ist, ist sicher keine grosse Kunst. Aber eine Kunst, die grundsätzlich unfähig ist, sich ein Publikum zu schaffen – wenn auch vielleicht erst sehr spät – sich ein Publikum zu erziehen, ist // ebenfalls keine grosse Kunst. Substanz genügt nicht, sie muss leuchten, das Leuchten genügt nicht: ohne Substanz ist es bald erschöpft wie die Ziffern eines alten Weckers. Beides ist nötig. Und ich glaube, wenn ich nicht nachlasse, werde ich es erreichen.