Ein Gedicht ist nie fertig; eine Qual, bei der Lektüre jeder neuen Fassung vermuten zu müssen – zumindest – dass es noch besser sein könnte, dass es noch unendlich vervollkommnet werden könnte. Jenen Punkt dann zu finden, wo, gleichweit entfernt von Leichtsinn und krankhafter Peinlichkeit, das Geschriebene so gelassen werden darf. Denn man sieht das eine und das andere immer wieder: den Autor, der sofort mit sich zufrieden ist, der alles, was er einmal geschrieben hat, als sacrosanct nicht mehr anzutasten wagt, und den andern, der vor lauter Peinlichkeit, Überzeugtheit von der Unzulänglichkeit seiner Arbeit, überhaupt nicht zur Wirkung kommt, auch nicht zur legitimen. Im Falle, ich müsste // wählen, möchte ich lieber zur zweiten Art gehören, der zweite Fehler scheint mir der geringere, dem höheren Antrieb, zweifellos, entspringend. Aber ein Fehler bleibt er trotzdem.