Im Augenblick möchte ich an der Organisierbarkeit der Kunst verzweifeln: daran, dass ich sie je in die Hand bekomme. Sie ist reines Geschenk des Zufalls, der günstigen Stunde. Wie kann sie da geistig sein? Ich lese gerade Aufsätze Benns, die offenbar auch dieser Auffassung zuneigen: Kunst als Rausch. Aber sie kann doch nicht einfach Rausch sein. Solang sie es ist, ist sie am Anfang. Sie muss doch, scheint mir, – und alle grosse Kunst scheint mir dies zu bestätigen – zur Arbeit werden, zu etwas, was der Künstler bewusst tut und tun kann, wann immer er will, zu etwas, woran der Künstler aus Distanz arbeitet: immer wieder zurücktretend, betrachtend, prüfend, ändernd, indem er, im Wissen um ihre Wirkung, alle Mittel versucht, um dies oder jenes zu erreichen. Der Rausch mag eine letzte Wurzel sein, ein tiefster Grund, aus dem Kraft und Einfall wachsen, immer wieder, und der Künstler mag Träumer sein, immer wieder, passiv, offen allem, was kommt: aber im Augenblick, wo er schafft, ist er wach, tätig, bewusst, nüchtern. Er mag Träume gestalten. Aber nicht, weil er Träume // hat, ist er Künstler, sondern weil er sie gestaltet. Auch die andern träumen, vielleicht besser als er. Aber nur er gestaltet.