C. M. Bowras Aufsatz über George gelesen: Es ist erstaunlich, wie wenige Leute unserer Generation – so weit ich zumindest bisher feststellen konnte – Stefan George kennen, ihn lesen, sich mit seiner Welt beschäftigen. Wo er doch noch vor wenigen Jahrzehnten eine eigentliche Magie ausgeübt haben muss.
02 Vielleicht liegt das an der Überstilisierung, in die er alles zwang, sodass nur noch Form da war, und zwar keine irgendwie verbindliche, sondern // eine ganz und gar subjektive Form, die mit dem Tode ihres Schöpfers starb und schon uns heutigen nicht mehr zugänglich ist. Es scheint zwar, dass Ideenlinien von ihm zu uns führen, sichtbar und sehr gerade, aber er war nicht fähig, das Gedächtnis seiner Urheberschaft zu erhalten.
03 Ich vermute, seine künstlerische Gestalt ist zu flächenhaft, zu wenig zwingend und elementar. Seine Gedichte wie eine feine Häkelarbeit (aus ungeheurer Willensanspannung geschaffen). Wir aber tendieren auf das Räumliche, auf den Zauber des Plastischen. Das Plastische aber scheint seinen Figuren ganz zu fehlen.
04 Das Stossende am Maximin-Kult: die bewusste Übertragung von Andachtsformen einer vor kurzem noch gültigen Religion auf eine ephemere Figur, die nur ganz wenigen bedeutend sein kann. Religions-Ersatz in der widerlichen Bedeutung des Begriffes. Versöhnen kann hier höchstens die offenbare Lächerlichkeit eines solchen // Unternehmens.