Sonntag, 05 Mai 1985

5.5.85

Zwei Tage in St. Gerold in Vorarlberg: Tagung österreichischer und schweizerischer Autoren. Helen Keller, Erica Pedretti, Eisendle. Ich hatte, wie schon in Luzern, vor allem Erfolg mit den Dialektgedichten. Der Propst – St. Gerold ist eine Aussenbesitzung von Einsiedeln – sagte mir, dass er den Unterschied zwischen dem „Kopfton“ der hochdeutschen und dem „Herzton“ der alemannischen Gedichte stark empfunden habe. Ich erwiderte ihm, dass Gottfried Keller, sollte das zutreffen, seine Herzgedichte wohl gar nie geschrieben habe, weil man zu seiner Zeit und auf seiner Ebene // nur hochdeutsch schrieb. Schade?

02 Gleichgültigkeit gegen die Meinungen der Menschen einüben. Unbedenklichkeit, Konsequenz, Konzentration immer stärker auf das, worauf es mir ankommt. Die archetypischen Bilder, der Rhythmus, die Musik auch der Prosasprache. Mich nie mit einer mittelmässigen, zweitrangigen Sache begnügen. Das Unzulängliche, allenfalls, eine Zeit so stehen lassen, weil ich noch nicht weiter komme.

  • Details:

    01 Helen Keller] eigtl. Helen Meier (vgl. Werke 6, S. 643, Anm. 380)

  • Besonderes:

    Tagebuch eines Greises XI

  • Textart: Prosanotat
  • Schreibzeug: Tinte
  • Signatur: C-2-c/10
  • Seite / Blatt: 665r/v
  • Werke / Chronos: Bd.6, 562, 563

Inhalt: Tagebuchauszüge zur Poetik und zu einzelnen Gedichten
Datierung: 1948 – 1991
Umfang: Ausgewählte Textstellen aus ca. 20 Tagebuch-Heften
Signatur: C-2-a/01 …, C-2-c/01 … (Schachtel 77-79)

Wiedergabe: Textkonstitution ohne Verzeichnung der Korrekturen

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