E Zwischen den Kerzen
Mir ist zwischen den Kerzen zu sitzen bestimmt;
und nachts nur darf ich die Früchte,
die ihr mir, ihr Frommen, hinlegt,
essen und trinken den Tee,
05 den ihr mir unter Gebeten bereitet.
Aber auch dann noch knien zwei da auf der Treppe
und warten auf das Wunder,
das ich, wie sie glauben, zu wirken vergass.
Doch ihr Blick irrt im Licht der Ewigen Lampe
10 mit den Schatten der Votivdrachen hin und her an der Decke
und findet mich nicht.
Und dann, dumpfer Beter, muss ich dich ansehn:
Wenn ich wie der andere Pilger,
der mit dir flüstert von den Beschwerden der Reise,
15 also flüstern könnte mit dir auf der Treppe,
dann wäre ich der hilfreiche Gott, den du suchst. //
E Zwischen den Kerzen 2
Aber nicht einmal aufzuschauen zu mir
mit schrägem Schrecken im Auge gelingt dir,
und so kann ich dir zwischen meinen Kerzen nicht helfen
20 und esse müssig die Apfelsinen, die du mir darbringst,
und schlürfe den Tee zum Flackern der Ewigen Lampe dort unten,
wenn die Votivdrachen wegwandte ein der Windzug:
Auf den Altar verbannt, würdig zwischen den Kerzen,
während der Weihrauch mir einwölkt die Bewegung des Munds,
25 woran du sonst sähest, dass ich nicht tot bin.
31.10.56