Mittwoch, 22 September 1954

Die Sirenen (E)

Wie als sie ans Ufer
schon geworfen die Taue 
und einer gar schwamm hinüber, 
wächst jetzt aus des einen Matrosen 
05 im Gejohl der Kameraden, welche die Strasse vom Hafen 
ziehn zum kleinen Bahnhof mit den Kartuschen und der 
Göttin aus schmutzigem Stuck, die emporhebt, 
bedeutend, ein geflügeltes Rad 
überm Eingang zur Seilbahn – während 
10 der Saison im Herbst und im Frühling 
klimmt sie alle Halbstunden zur Höhe des Burgbergs
mit dem Kastell, das heute Museum – : 
wächst jetzt aus des einen Matrosen 
Mund und Harmonika, mitten 
15 im Gejohl der Kameraden, die, eingehängt 
girrenden Mädchen zur Rechten und Linken 
in Achterreihen die breite Strasse  hinauf ziehn, 
wo vom Gehsteig werfen die Kinder, die Mütter 
Blumen, unter die Schulterstücke von den einen 
20 gesteckte, von den andern, zuviel sinds, 
zertretne. Die Männer aber, gedrückt 
an den Rand in den Autos, drehn nieder // 12
die Scheiben und schwenken Hände und Hüte: 
wächst jetzt aus des einen Matrosen 
25 Mund und Harmonika 
der Liedbaum über das Stampfen, das lautere Johlen 
– : der Strassenbahnzug hält an der 
Querstrasse plötzlich, kreischend, 
gebremst vom Gedränge der blumenwerfenden Kinder, 
30 der Mütter, der Hände, Hüte schwenkenden Autos – : 
wächst jetzt aus des einen Matrosen 
Mund und Harmonika 
auf einmal der Liedbaum, verschränkt 
in die Krone dicht sich oben des Lieds im 
35 Schiff vor der Insel, wo sie die Taue 
schon ans Ufer geworfen und einer 
gar schwamm hinüber, 
in die Krone des Lieds, das vom Hauptmast 
so mächtig hinauf wuchs, dass 
40 sank unterm Schatten der Liedbusch, der, duftend 
von Blüten, sie hinzog zur Insel. 
Desselben Liedbaums, 
der die klimmende Bahn und den Burgberg, // 13
einen Augenblick gar der Fremden Geschwätzkraut 
45 im Kastell, das heute Museum, 
gedoppelt, jetzt überschattet.


Blatt 11 (A-5-c_08_183.jpg)

E Die Sirenen

Wie als sie ans Ufer

schon geworfen die Taue

und einer gar schwamm hinüber,

wächst jetzt aus des einen Matrosen , der jetzt

im Gejohl der den↓Kameraden, die welche
im Gejohl der denKameraden, die ziehn 
05 mit den johlenden zieht die Strasse vom Hafen

ziehn zurm kleinen Bahnhof
ziehn zurm kleinen Talstation mit den Kartuschen und der

Göttin aus schmutzigem Stuck, die emporhebt,

bedeutend, ein geflügeltes Rad

überm Eingang zur Seilbahn , die während

10 der Saison im Herbst und im Frühling

klimmtsie
klimmt  alle Halbstunden zur Höhe des Burgbergs

mit dem Kastell, das heute Museum ::

wächst jetzt aus des einen Matrosen

Mund und Harmonika, mitten

aus d ausim Gejohl der KameraGejohl
15 aus dem Johlen der Kameraden, die, eingehängt

girrenden Mädchen zur Rechten und Linken

in Achterreihen die breite Strasse  hinauf ziehn,

wo vom Gehsteig werfen die Kinder, die Mütter

Blumen –, die unter die Schulterstücklstecken von den
Blumen , die unter die Schulterstücke  die einen

gestecktevon
20  d stecken,  dieen andern, zuviel sinds,

zertretenne. Die Mädchenänner aber, (gedrängtückt,) gedrängt

an den Rand in den Autos, drehn nieder //

Blatt 12 (A-5-c_08_184.jpg)

E Die Sirenen 2

die Scheiben und schwenken Hände und Hüte:

wächst jetzt aus des einen Matrosen

25 Mund und Harmonika

der Liedbaum über das Stampfen, das lautere Johlen

– : der Strassenbahnzug hält an der

Querstrasse plötzlich, kreischend,

gebremst vom Gedränge der blumenwerfenden Kinder,

30 der Mütter, der Hände, Hüte schwenkenden Autos – :

wächst jetzt aus des einen Matrosen

Mund und Harmonika

auf einmal der Liedbaum, verschränkt

in die Krone dicht sich oben des Lieds im

35 Schiff vor der Insel, wo sie die Taue

schon ans Ufer geworfen und einer

gar schwamm hinüber,

in die Krone des Lieds, das vom Hauptmast

so mächtig hinauf wuchs, dass

40 sank unterm Schatten der Liedbusch, der, duftend

von Blüten, sie hinzog zur Insel.

Desselben Liedbaums,

der die klimmende Bahn und den Burgberg, //

Blatt 13 (A-5-c_08_185.jpg)

E Die Sirenen 3

einen Augenblick gar der Fremden Geschwätzkraut

45 im Kastell, das heute Museum,

gedoppelt, jetzt überschattet.

22.9.54
8.10.54

 

  • Details:

    V. 19 zweifache Korrektur: Blumen, die unter → Blumen – unter → Blumen, unter
    V. 21 Emendation: (gedrückt) → gedrückt (Klammer aufgehoben)

  • Besonderes:

    Fortsetzung 8.10.1954;
    verso: Typoskripte↑ (Sebastian Franck, S. 54, 53, 52)

  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/08_028
  • Seite / Blatt: 11, 12, 13

Inhalt: 205 Manuskripte und 25 Typoskripte zu 33 Gedichten (3 Endfassungen)
Datierung: 1.1.1954 – 27.12.1954
Textträger: 271 Einzelblätter (A4-Format)
Umfang: 36 Dossiers, 270 beschriebene Seiten
Publikation: Die verwandelten Schiffe (15 Gedichte), Verstreutes (3 Gedichte)
Signatur: A-5-c/08 (Schachtel 35)
Herkunft: Mappe EG 54 I, EG 54 II

Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

Weitere Fassungen

Manuskripte 1954 (alph.)
(Total: 230 )
Manuskripte 1954 (Folge)
(Total: 230 )