J Die Sirenen
(Andere Fassung)
Wie als sie die Taue
schon ans Ufer geworfen hatten
und einer sogar hinüberschwamm,
wächst aus dem Mund des einen Matrosen
im Gejohl der andern, die die Strasse vom Hafen
05 ziehn zum kleinen Bahnhof mit den Kartuschen und der
Göttin aus schmutzigem Stuck, die
einx geflügeltes Rad bedeutend emporhebt
überm Eingang zur Seilbahn – während
der Saison im Herbst und im Frühling
10 klimmt sie alle Halbstunden zur Höhe des Burgbergs
mit dem Kastell, das heute Museum ist – :
wächst aus Harmonika und Mund des einen Matrosen
mitten im Gejohl der andern, die,
girrenden Mädchen rechts und links eingehängt,
15 in Achterreihen die breite Strasse hinaufziehn,
wo vom Gehsteig die Kinder und Mütter Blumen
werfen: unter die Schulterstücke werfe stecken sie schnell
die einen, die andern, zu viel sinds,
zertreten sie; die Männer aber, gedrückt an den Rand
gedrückt
20 an den Rand in den Autos, drehn nieder die Scheiben
die Scheiben und schwenken Hände und Hüte:
wächst jetzt aus Harmonika und Mund des einen Matrosen
über das Stampfen, das lautere Johlen der Liedbaum
– : der Strassenbahnzug hält keifend
25 an der Querstrasse, vom Gedräng der
Blumen und Kinder,
der Mütter und Hände und Autos gebremst – :
wächst jetzt auf einmal aus Harmonika und Mund des einen
J Die Sirenen (Andere Fassung) 2
Matrosen der Liedbaum, verschränkt
30 sich oben dicht in die Krone des Lieds im
Schiff vor der Insel, wo sie die Taue
schon ans Ufer geworfen hatten und einer
sogar hinüberschwamm,
in die Krone des Lieds, das vom Hauptmast
35 so mächtig hinaufwuchs, dass
unterm Schatten der Liedbusch sank,
der sie, duftend von Blüten, zur Insel hinzog.
Desselben Liedbaums,
dejetzt
der die Göttin aus schmutzigem Stuck, die klimmende Bahn mit
dem Burgberg,
40 eine Sekunde sogar das Geschwätzkraut der Fremden im Kastell, das
heute Museum ist,
doppelt beschattet.
22.11.54