Samstag, 23 Oktober 1954

Die Sirenen (H)

Wie als sie die Taue 
schon ans Ufer geworfen hatten 
und einer sogar schwamm hinüber, 

wächst aus dem Mund des einen Matrosen 
05 in der andern Gejohl, welche die Strassen vom Hafen 
ziehn zum kleinen Bahnhof mit den Kartuschen und der 
Göttin aus schmutzigem Stuck, die  
ein geflügeltes Rad, bedeutend, emporhebt  
überm Eingang zur Seilbahn – während 
10 der Saison im Herbst und im Frühling 
klimmt sie alle Halbstunden zur Höhe des Burgbergs 
mit dem Kastell, das heute Museum ist – :

wächst aus Harmonika und Mund des einen Matrosen 
mitten in der andern Gejohl, die, 
15 eingehängt girrenden Mädchen zur Rechten und Linken, 
in Achterreihen die breite Strasse hinaufziehn, 
wo vom Gehsteig die Kinder und Mütter Blumen 
werfen: unter die Schulterstücke stecken sie schnell 
die einen, die andern, zu viel sinds, 
20 zertreten sie; die Männer aber, gedrückt 
an den Rand in den Autos, drehn nieder 
die Scheiben und schwenken Hände und Hüte: // 19

wächst jetzt der Liedbaum aus Harmonika und Mund des einen 
Matrosen über das Stampfen, das lautere Johlen 
25 – : der Strassenbahnzug hält an der 
Querstrasse keifend, 
vom Gedräng der Blumen und Kinder, 
der Mütter und Hände und Hüte und Autos gebremst – :

wächst jetzt auf einmal der Liedbaum aus Harmonika und Mund 
30 des einen Matrosen, verschränkt 
sich dicht oben in die Krone des Lieds im 
Schiff vor der Insel, wo sie die Taue 
schon ans Ufer geworfen hatten und einer 
sogar schwamm hinüber, 
35 in die Krone des Lieds, das vom Hauptmast 
so mächtig hinaufwuchs, dass 
unterm Schatten der Liedbusch sank, 
der sie, duftend von Blüten, zur Insel hinzog.

Desselben Liebaums, 
40 der die Göttin aus schmutzigem Stuck, die klimmende Bahn 
mit dem Burgberg, 
eine Sekunde sogar der Fremden Geschwätzkraut im Kastell, 
das heute Museum ist, 
jetzt gedoppelt beschattet.


Blatt 18 (A-5-c_08_190.jpg)

H Die Sirenen

Wie als sie ans Ufer die Taue

schonans Ufer    hatten
schon  geworfen  die Taue

und einer sogar schwamm hinüber, 

wächst aus dem Mund des einen Matrosen

05 in der andern Gejohl, welche die Strassen vom Hafen

ziehn
ziehn zum kleinen Bahnhof mit den Kartuschen und der

Göttin aus schmutzigem Stuck, die emporhebt,

bedeutend, ein geflügeltes Rad, bedeutend, emporhebt

überm Eingang zur Seilbahn – während

10 der Saison im Herbst und im Frühling

klimmt sie alle Halbstunden zur Höhe des Burgbergs

mit dem Kastell, das heutist Museumist
mit dem Kastell, das heutee Museum  – :

wächst aus Harmonika und Mund des einen Matrosen

mitten in der andern Gejohl, die,

eingehängt g girrendenn Mädcheneingehängt
15 eingehängt girrenden Mädchen zur Rechten und Linken,

in Achterreihen die breite Strasse hinaufziehn,

Blumen Blumen werfen↓  ↓werfen der und die Mütter Blumen
wo vom Gehsteig werfen die Kinder, die Mütter

die Mütter werfen werfen ntrl die Schulterstücke stecken sie schnell
die Mütter Blumen,: unter die Schulterstücke von den einen

die einen vvonn die
gesteckte, von den andern, zu viel sinds,

zertreten sie
20 zertretne ; die Männer aber, gdrückt gedrückt

an den Rand in den Autos, drehn nieder

die Scheiben und schwenken Hände und Hüte: //

Blatt 19 (A-5-c_08_191.jpg)

H Die Sirenen 2

wächstjetzt der Liedbaum
wächst  aus Harmonika und Mund des einen Matrosen

der L Matrosen
der Liedbaum jetzt  über das Stampfen, das lautere Johlen

25 – : der Strassenbahnzug hält an der

Querstrasse keifend, gebremst vom

vom Gedräng der Blumen und Kinder,

der Mütter und Hände und Hüte und Autosgebremst
der Mütter und Hände und Hüte und Autos   – :

jetzt↓↓auf einmal jetzt der Liedbaum
wächst  aus Harmonika und Mund des einen Matrosen

des einen Matrosen
30 auf einmal jetzt der Liedbaum, verschränkt

sich dichtoben
sich dicht  in die Krone oben des Lieds im

Schiff vor der Insel, wo sie die Taue

schon ans Ufer geworfenhatten
schon ans Ufer geworfen  und einer

so hinüber
sogar  schwamm hinüber,

35 in die Krone des Lieds, das vom Hauptmast

so mächtig hinaufwuchs, dass

sank unterm Schatten der Liedbusch ,sank,

dersie uftend von Blüten, sie ↔ hinzog ↑zur Inselhin
der , duftend von Blüten, siehinzog ↑zur Insel↑  zog.

Desselben Liebaums,

40 der die Göttin aus schmutzigem Stuck, die klimmende Bahn

mit dem Burgberg,

einen Sekunde  x so
einen Augenblick  gar der Fremden Geschwätzkraut im Kastell,

das heutist nuseu   ist
das heute Museum ,
das heute

↔ gedoppelt ↑jetzt↑ ü be
gedoppelt ↑jetzt↑ überschattet.

23.10.54
17.11.54

 

  • Besonderes:

    Durchschlag mit Belistiftkorrekturen vom 17.11.1954
    Die meisten Korrekturen ab (H) wurden nicht in die Druckfassung übernommen.

  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Strophen: ja
  • Schreibzeug: Schreibmaschine
  • Signatur: A-5-c/08_028
  • Seite / Blatt: 18, 19

Inhalt: 205 Manuskripte und 25 Typoskripte zu 33 Gedichten (3 Endfassungen)
Datierung: 1.1.1954 – 27.12.1954
Textträger: 271 Einzelblätter (A4-Format)
Umfang: 36 Dossiers, 270 beschriebene Seiten
Publikation: Die verwandelten Schiffe (15 Gedichte), Verstreutes (3 Gedichte)
Signatur: A-5-c/08 (Schachtel 35)
Herkunft: Mappe EG 54 I, EG 54 II

Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

Weitere Fassungen

Manuskripte 1954 (alph.)
(Total: 230 )
Manuskripte 1954 (Folge)
(Total: 230 )