Montag, 02 August 1954

Die Sirenen (b*)

Sie hatten die Taue ans Ufer
geworfen, und einer
schwamm schon hinüber
als der Matrose, der jetzt
05 unter den johlenden zog
die Strasse vom Hafen,
wo sie sich, angekommen,
unter die Menge des Festtags gemischt,
hinauf zum Fuss des Burgbergs,
10 mit dem Kastell, das heute dient zum Museum,
zum kleinen schmutzigen
mit Stuck am Eingang protzenden Bahnhof,
von wo die Seilbahn fährt,
während der Saison, alle Halbstunden –
15 unter den johlenden, die,
eingehängt zur Rechten und Linken // 036
den girrenden Mädchen, zogen
in Achter-Reihen die breite
Strasse hinauf,
20 – und von den Gehsteigen warfen
die Kinder, die Mütter Blumen,
welche fingen die einen,
steckten unter die Schulterstücke,
die andern aber, es waren zu viele,
25 alsbald zertraten. Die Männer
aber aus den verdrängten
Autos am Rande,
die neben den Kindern und Müttern
schwenkten Hände und Hüte. –
30 als der Matrose über das Stampfen,
das lautere Johlen: ein Strassenbahnzug,
aus der Querstrasse plötzlich
gelegt quer vor die Reihen,
kreischend hatte er angehalten
35 und konnte nicht weiter,
das Gedränge der Gaffer,
der Rufer, der Blumen werfenden
Frauen und Kinder hatte ihn // 037
auf einmal gebremst, und nichts
40 half ihm sein Klingeln:
als der Matrose plötzlich
laut sang und die Harmonika
zog, sodass sie wieder
alle waren im Schiff
45 vor der Insel, wo sie die Taue
hatten ans Ufer geworfen und einer
schwamm schon hinüber,
als er also laut begann
am Hauptmast zu singen
50 und griff in die Leier,
dass hinsank die Liedkraft,
die helle, die blütenreich wuchs
und duftend wegzog alle zur Insel,
dass sie hinabsank
55 vorm Baum des Lieds des einen,
des Leierspiels des einen Matrosen.


Seite 035 (A-5-c_07_035.jpg)

Die Sirenen

[ Einer sprang hinaus schon

und sie hatten die Taue geworfen ]

Sie hatten die Taue geworfen ans
Sie hatten die Taue geworfen zum Ufer

geworfen, und einer

schwamm schon zum Ufer, hinüber

als der Matrose, der
als der Matrose, wie jetzt vor¿

05 mit¿ ihnen unter den johlenden zog

die leere¿ Strasse vom Haxxfen hinauf,

wo sie sich, angekommen,

unter die Menge des Festtags gemischt,

hinauf zum Fuss des Burgbergs,

der dem  xx

10 mit dem Kastell, das heute dient zum Museum,

und¿ in¿ zum kleinen schmutzigen

mit Stuck am Eingang protzenden Bahnhof,

von wo die Seilbahn fährt,

während der Saison, alle Halbstunden –

[ johlend alle, eingehängt den girrenden Mädchen,

in xx Achter- und Sechzehnerreihen, ]

15 unter den johlenden, die,

eingehängt zur Rechten und Linken //

Seite 036 (A-5-c_07_036.jpg)

den girrenden Mädchen, zogen

zu Achten in Achter-Kol¿Reihen die breite

Strasse hinauf,

20 – und von den Gehsteigen warfen

die Kinder, die Mütter Blumen,

welche die alsbald die fingen die einen,

steckten unter die Schulterstücke,

die andern aber, es waren zu viele,

25 alsbald zertraten. Die Männer

aber aus den verdrängten

Autos am Rande,

die neben den Kindern und Müttern

schwenkten Hände und Hüte. –

30 als der Matrose über das Stampfen,

das lautere Johlen: ein Strassenbahnzug,

aus der Querstrasse plötzlich

gelegt quer über den¿ vor denie Zug, Reihen,

kreischend hatte er angehalten

35 und konnte jetzt nicht weiter,

das Gedränge der Gaffer,

der Rufer, der Blumen werfenden

Frauen und Kinder hatte ihn //

Seite 037 (A-5-c_07_037.jpg)

auf einmal gebremst, und nichts

40 half ihm sein kKlingeln:

als der Matrose plötzlich

laut sang und mit derie Harmonika

zog, sodass sie wieder

alle waren auf dem im Schiff

45 vor der Insel, wo sie die Taue

hatten ans Ufer geworfen und einer

schwamm schon hinüber,

als er also laut begann

am Hauptmast zu singen

50 und griff in die Leier,

dass hinsank die Liedkraft,

die helle, die blütenreich wuchs

und duftend wegzog alle zur Insel, 

dass sie hinabsank

55 vorm Baum des Lieds des einen,

des Leierspiels des einen Matrosen,.

der jetzt

2.8.54

[ der jetzt mit der Harmonika

und mit dem Lied sie ]

  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/07
  • Seite / Blatt: 035, 036, 037

Inhalt: 57 Entwürfe zu 42 Gedichten, Notate zu szenischen Texten, Motiv-Notizen
Datierung: 14.1.1954 – 3.10.1955
Textträger: Hellbraunes Notizbuch, liniert, Bleistift
Umfang: 130 beschriebene Seiten (S. 94-114 fetter schwarzer Bleistift)
Publikation: Die verwandelten Schiffe (19 Gedichte), GEDICHTE (1 Gedicht), Verstreutes (4 Gedichte)
Signatur: A-5-c/07 (Schachtel 29)

Bilder: Ganzes Buch (pdf)
Spätere Stufen: Manuskripte 1954, 1955, Typoskripte 1954, 1955
Kommentar: S. 120-122 Motive zu Gedichten
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften (keine Umschriften bei Prosanotaten)

Weitere Fassungen

Notizbuch 1954-55 (alph.)
(Total: 59 )
Notizbuch 1954-55 (Folge)
(Total: 59 )
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