München
Das Einhorn
Du hebst das Horn,
du vergiftest die Winde
du hebst das Horn vor
du hebst das Horn gegen denm Wald,
vor den Blüten, den Teichen mit Rosen,
05 den duftenden, duftenden Grotten,
voll von Schlinggewächsen,
Du trittst¿ dringst in den Wald senkst das Horn
und dringst hinein in den Wald,
da liegen die Blüten verfault
10 und verkohlt die riesigen Bäume.
Der Teich ist ein Moor, ohne Rosen.
Flüsterlöcher
Moder¿ auf¿ die Grotten. //
Du musst hier weiter, Einhorn,
Du musst durch
Du dringst in die Modergärten, modrigen Gänge:
in den Maulwurfsbau; die Dächer
15 Gewunden sind sie, gleich deinem Horn,
doch nicht purpurn. Weh deinem weissen
Fell: denn da drinnen
liegt nicht Minotauros. Unter zerbrochnen
Glasdächern uralter Fabriken, in den
20 in den Trümmern rostiger Maschinen,
deren Verwendung keiner mehr kennt,
liegen die Mumien da;
Könige wie aus Leder,
und ihre Krokodile mit abblätternden Schuppen //
25 (Blätter, duftende Blüten)
Augen, offen und grau
(im Teich die offenen Rosen).
Einhorn, hebe dein Horn, nochmals,
dann ist nur noch Staub,
30 und du watest,
wohin du willst, Du bleibst stehen.
Moder war noch ein Duft.
Labyrinth war noch eine Richtung.
Die Mumien waren ein Grausen.
35 Jetzt ist nur noch Staub,
und du watest im Kreis,
und nie mehr kommt eine Jungfrau.
1.V.58