Der Fisch
×
Seit ich einmal, herumfahrend in meinem Wasser
Wasser, durch meine Kiemen dies stille,
dies kühle, dies flüssige treibend und ziehend,
Kontemplation des
Betrachtung des namenlosen, darin ich
05 still lebe, das mich dahinträgt.
Seit ich einmal hinauf stiess, gelockt gelockt
von einer Stelle des höchsten
von einer Stelle höheren Glanzes, und grösserer
Wärme:
von dort, hiess es, war
irgendwoher einmal der Meteor,
10 der Fremdstein, die fremde Koralle //
herabgekommen und hatte von den unsern viele getötet.
Nun liegt sie da, in den Augen Seesterne,
Polypen auf der Brust Polypen: ein Hochfisch, Bild eines
ein¿ Hochfischs
Bild eines Hochfischs. Wie verzehrt uns
schmacht
15 Begier, ihm ähnlich zu werden. …
Seit ich einmal hinaufstiess in die Richtung,
wo höherer Glanz und grössere Wärme
mir den Ort des Eintritts verhiessen:
fürchte ich mich:
20 denn ich|stiess in die Leere. Was
uns alle umgibt,
die kühle, die flüssige namenlose Betrachtung //
war nicht mehr da:
Nichts war da und eine unerbittliche Hitze.
25 Mir stockte die Bewegung der Kiemen.
Die Flossen fand nicht mehr das Allgemeine,
dagegen zu fächeln.
Es war das Ende der Welt.
So kamKam der Hochfisch herab von dort?
30 Gehn wir dahin und verlieren
Kiemen und Flossen?
Durch wieviele Tode?
Nun aber sinkent die schrecklichen ein anderer
Hochfisch
herab,
weich und faulend, auf den weissen, harten: //
35 Sind wir nur noch letzte Söhne des Hochfischs,
eine Abart, die sich erhielt,
weil es dort, jenseits, im Leeren,
zu leben unmöglich?
Der Hochfisch war, vielleicht, nur eine Übertrei-
bung.
40 Hier muss man bleiben in der blauen, kühlen
Betrachtung
und vermeiden
und die durch Wärme und Glanz verdächtigen Stellen
vermeiden.
Aber ich wohne ab morgen in einem dem einen noch
leeren
Ohr des harten, heimisch in der Welt nun schon
heimischen Hochfischs: //
Dort
Hier ist die Erinnerung an das, was zu erforschen
ich aufgab,
45 eben erträglich und rund
umfängt mich die Mahnung vor allemr
Ausschweifung:
Und täglich sag ich mi zehnmal
Und täglich sag ich mir einmal, am besten
nachmittags, vor:
50 Nichts gibt es, nichts gibt es ausser hier.
Dort draussen lebt niemand, dort ist nur die
Leere.
20.6.57
× Die Fischhändlerin leert den Eimer auf die Strasse:
das Wasser (Sie hasst das Wasser und lacht und saugt
es schon¿ spurlos auf in den glühenden Asphalt). Es
fällt nicht ins Gewicht gegen den glühenden Asphalt
und ist schon, bevor es die Strasse begriff, nicht mehr da und
verdunstet.
20.6.57