Mittwoch, 17 April 1957

Zu einem Drama

Zu einem Drama, Situationen

1) A. fährt in die Vorstadt, findet den verlorengegangenen Freund, am Eingang zu einem (alten) Grabmal. Erhält nur unbestimmte Auskunft. Erzählung, undeutlich, von einem Mädchen, das er verfolgt habe, das hier verschwunden sei.

2) Sie finden es unten in der Gruft im Gespräch mit dem zur Schau gestellten (im Glassarg) Leichnam: Parallelgespräch // 010 der, unbemerkten, Freunde.

3) Die zwei führen die verwirrte Frau in ein Lokal. (A. hatte B. um seine Anwesenheit gebeten, er fürchtet sich.) C. tritt dazu. Er vertritt den Leichnam, sucht von der Nutzlosigkeit, Unmöglichkeit von Beziehungen zu überzeugen. Das Mädchen (die Frau) und A. fasziniert. B. gerät in den Vordergrund.

4) B. besucht die Frau (trifft sie): seine Lebendigkeit (Primitivität) gefährdet ihre Abstraktheit.

5) C., hypochondrisch, vollkommen leibgierig, erhält A.s Einverständnis, B. zu töten (die verschiedenen Motive!) Ebenso die Frau. // 011

6) Das geschieht aber nicht. C. schreckt vor sich selbst zurück. Oder: wird von B. entdeckt, die Polizei führt ihn ab. Er verzweifelt, weil es ihm nicht gelingt, sich durchzuführen ....

A flieht, unternimmt eine Weltreise, begeht Selbstmord, tritt in eine Armee ein. Wird von dem Paar als klein, unbedeutend, schwankend, als Versager zurückgelassen.


Szenario für „Das Grab“, Fortsetzung:

Zu 2) Nur das Parallelgespräch der Freunde ist ganz zu hören. Das Gespräch der Frau mit dem Leichnam nur halb. Den Part des Leichnams muss man aus den Reden und Reaktionen // 012 der Frau erraten.

Zu 3): C. vertritt den Leichnam so weit, dass er dessen Part aus der vorigen Szene, den der Zuschauer bisher nur in Andeutungen kannte, nur ahnt, nun explizit bringt, als eigenen spricht. Der Schrecken und das Grauen, die Erschütterung der Frau ohne Grenzen.

Zu 4) B., im Gegensatz zu A., ganz ungerührt: für ihn die Geschichte um den Leichnam und C. Mystizismus. Dadurch die Frau für einen Augenblick fasziniert, überwältigt, fällt ihm für eine Stunde anheim. // 013

Zu 5) C. fordert die Tötung B.s aus Leidenschaft zum Geist, aus Hass gegen das Sinnlich-Seelische, gegen das „Fleisch“. Erringt so A.s Einverständnis, obwohl der B. liebt. Ebenso das der Frau: Ihre Gewissensbisse wegen des Vorhergegangenen bewegen sie dazu.

zu 6) A. schwenkt wieder um, verrät den Plan (wie?) an die Polizei (?), an B. (?). C. triumphiert noch im Scheitern seines Plans. A. bleibt zurück, zerfleischt sich selbst, verachtet sich selbst. Er ist das Grab, der Leichnam verwest in ihm.


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  • Besonderes:

    Fortsetzung 17.4.1957

  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Prosanotat
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-d/01
  • Seite / Blatt: 009 (unten), 010, 011, 012, 013

Inhalt: 39 Entwürfe zu 39 Gedichten, 1 Dramenkonzept (1 Endfassung), Motiv-Notizen
Datierung: 8.4.1957 – 14.6.1958
Textträger: Hellbraunes Notizbuch, Bleistift
Umfang: 130 beschriebene Seiten
Publikation: GEDICHTE (12 Gedichte), Verstreutes (3)
Signatur: A-5-d/01 (Schachtel 29)

Bilder: Ganzes Buch (pdf)
Spätere Stufen: Manuskripte 1957, 1958, Typoskripte 1957, 1958
Kommentar: ab S. 124 Motiv-Notizen
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften (ohne die Motive)

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