Datiert: November 1944

Mendrisiotto 3

Gibt es denn Winter, mein Herz, die, wenn kahl auch,
glühen wie Sommer und, blumenlos, duften wie Rosen?
Warum liebe ich die trüglich erbrochene Landschaft,
ob sie vom Juli auch zehrt und von den Gluten des Augusts?
05 Singen will jetzt mein Herz dem blutigen Ringe,
wie ihn der Abend entflammt,
ziehend zum Zenit empor des Himmels glasblau Gewölbe.
Und wie dunkle Gebärden des Flehns und der ständigen Bitte
brechen Zypressen hinauf,
10 schwarz durch den feurigen Saum.
Wagst du es noch, mich zu lieben, da über die feurige Flut
immer dunkelt mein Trotz,
querhin gestreckt?
Aufwühlt vergebens der Wind die kreissende Erde,
15 und nur ein Totes aus mir
bricht in den fiebernden Winter.

  • Details:

    V. 14 Variante: kreissende] kreisende (Typoskript)

  • Zeitschrift: Schweizer Rundschau; Monatsschrift für Geistesleben und Kultur, 1944/45, Heft 8, November 1944, S. 534-536
  • Letzter Druck: Verstreutes
  • Textart: Verse
  • Datierung: Monat + Jahr
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Zyklus: ja
  • Werke / Chronos: Bd.7, 039

Inhalt: Unselbständig publizierte Gedichte und Gedichtgruppen (Verstreutes)
Textträger: Zeitungen, Zeitschriften, Anthologien und andere Sammelwerke
vgl. Verzeichnis der unselbständigen Publikationen

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