Datiert: August 1956

Karussell

(Ein hölzernes Dekorationspferd, das auf der Orgel steht, spricht)

Aus der Mitte überm Orgelbrunnen,
wo die Töne in das Becken fallen,
staun ich an die Pferde, die am Rande laufen,
staun ich an die Brüder Pferde, die so eilig laufen,
05 eilig laufen fort und doch sind immer hier.

Immer laufen meine Brüder Pferde,
aber weiter fort ist schon die Brücke,
drauf der Mann mit den Ballonen geht.
Und auch der gelbe Vogel, den mit Schwirren
10 an der Schnur er um den Stab her schwingt,
damit ein Kind ihn noch vor Abend kaufe,
auch er kommt langsam, langsam weiter fort.

Doch ihr, ihr Brüder Pferde, schnaubt und lauft nur schneller,
ihr bleibt doch immer unterm Sturz
15 der Musik von meiner Orgelsäule,
die mit Schäumen füllt des runden Beckens
und mit Überschäumen füllt des Gartens Ohr.

Und die Zapfen von den Pinien fallen
ab von Zeit zu Zeit und würzen
20 die Wirbel meiner Wasser, und sie
würzen euren blinden Wirbel, Brüder Pferde,
um den runden, runden Brunnen Karussell.

  • Besonderes:

    Erstes von 4 Gedichten (GEDICHTE)

  • Zeitschrift: Merkur, Nr. 102, August 1956, S. 761
  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: Monat + Jahr
  • Strophen: ja
  • Signatur: D-3-b-01/a
  • Identisch mit: Die verwandelten Schiffe 1957

Inhalt: Unselbständig publizierte Gedichte und Gedichtgruppen (Verstreutes)
Textträger: Zeitungen, Zeitschriften, Anthologien und andere Sammelwerke
vgl. Verzeichnis der unselbständigen Publikationen

Weitere Fassungen

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