Synopse

(4)
Sonntag, 17 Juni 1951    (    )

Die Bedrängnis und das Glück …*

Die Bedrängnis und das Glück
und das Glück des gekühlten
Lebens an dem Fuss der Ulme,
wo der Schatten 
05 dunkler steht gegen Nachmittages Feuer, 
wo die Burg scheint her von dem Berg, 
weiss Gemäuer aus den silbernen und stachligen Gewächsen: 
zwingt das Aug zu sehen, das sich müde schloss, 
müde schloss: und zwingt den // 085
10 Ruhbegehrer stets in diesen scharfen Anblick,
da die Burg sagt: ich bin stärker 
als die Stille und die Bacheskühle, 
willst du fliehn, willst du schlafen: 
zwingen will ich dich im Traum, 
15 aufzusteigen her zu mir, 
dich zu ritzen an den stacheligen Blättern. 
Jede Wunde soll Begierde meine Höfe anzuschaun, 
und vergessener Gefangner Seufzen anzuhören, 
dir befeuern. 
20 Leer ist Sinn und ausgedörrt von Süchten
mir die Seele beim Erwachen: 
nur Bedrängnis noch im Abend, 
wo das Glück, wo das Glück des gekühlten // 086
Lebens an dem Fuss der Ulme?

In: Notizbuch 1950-51
11.08.1951 * (nicht datiert)    (    )

Nur Bedrängnis statt erhofften ...*

Nur Bedrängnis statt erhofften,
statt verheissnen Glücks des Schlafes
an dem kühlen Fuss der Ulme,
wo der Schatten kühner kämpft
05 gegen Nachmittages Licht:
wo die Burg scheint von dem Felsen,
weiss Gemäuer aus dem Silber,
aus den Stacheln der Gewächse,
zwingt den Ruhbegehrer stets
10 neu in diesen hellen Anblick,
sagend: "ich bin stärker als die
Stille und die Schattenkühle;
willst du fliehen, willst du schlafen:
zwingen will ich dich, im Traum
15 aufzusteigen her zu mir,
dich zu ritzen an den Stacheln.
Jede Wunde soll Begierde
nach der Höfe kahlen Mauern,
nach vergessnen Häftlings Seufzern
20 dir befeuern". Ausgedörrt ist
Sinn und Seele beim Erwachen
aus Bedrängnis statt erhofftem,
statt verheissnem Glück des Schlafes.

In: Typoskripte Kutter
11.08.1951 * (nicht datiert)    (    )

Nur Bedrängnis statt erhofften …*

Nur Bedrängnis statt erhofften,
statt verheissnen Glücks des Schlafes
an dem kühlen Fuss der Ulme,
wo der Schatten kühner kämpft
05 gegen Nachmittages Licht:
wo die Burg scheint von dem Felsen,
weiss Gemäuer aus dem Silber,
aus den Stacheln der Gewächse,
zwingt den Ruhbegehrer stets
10 neu in diesen hellen Anblick,
sagend: "ich bin stärker als die
Stille und die Schattenkühle;
willst du fliehen, willst du schlafen:
zwingen will ich dich, im Traum
15 aufzusteigen her zu mir,
dich zu ritzen an den Stacheln.
Jede Wunde soll Begierde
nach der Höfe kahlen Mauern,
nach vergessnen Häftlings Seufzern
20 dir befeuern". Ausgedörrt ist
Sinn und Seele beim Erwachen
aus Bedrängnis statt erhofftem,
statt verheissnem Glück des Schlafes.

In: Typoskripte Thomas Raeber
Datiert: 1951    (    )

Nur Bedrängnis statt erhofften …*

Nur Bedrängnis statt erhofften,
statt verheissnen Glücks des Schlafes
an dem kühlen Fuss der Ulme,
wo der Schatten kühner kämpft
05 gegen Nachmittages Licht:
wo die Burg scheint von dem Felsen,
weiss Gemäuer aus dem Silber,
aus den Stacheln der Gewächse,
zwingt den Ruhbegehrer stets
10 neu in diesen hellen Anblick,
sagend: "ich bin stärker als die
Stille und die Schattenkühle;
willst du fliehen, willst du schlafen:
zwingen will ich dich, im Traum
15 aufzusteigen her zu mir,
dich zu ritzen an den Stacheln.
Jede Wunde soll Begierde
nach der Höfe kahlen Mauern, 
nach vergessnen Häftlings Seufzern
20 dir befeuern". Ausgedörrt ist
Sinn und Seele beim Erwachen
aus Bedrängnis statt erhofftem,
statt verheissnem Glück des Schlafes.

In: Typoskripte 1951
Typoskripte Th. Raeber (alph.)
(Total: 115 )
Typoskripte Th. Raeber (Datum)
(Total: 115 )
Suchen: Typoskripte Th. Raeber