Synopse

(12)
Sonntag, 12 November 1950    (    )

Sie zu finden, die Rose …*

Sie zu finden, die Rose,
die Rose im Garten, innerste Rose am Wasser,
unmöglich ist es: denn am Weg lauert der Geist, Erdgeist, der sich nach dem Besitz verzehrt der ihm gänzlich  entblühten, der Rose, die aufwuchs und in ihrem Duft wandelte die Kraft seines Reichs in ein Neues und Fremdes: in einen Himmel aus Düften und aus Purpur, der den Gefilden entstammt seliger Geister, die er hasst, der Geister der oberen Sphäre, die nahe wohnen // 004 dem einen Licht; und sie spiegelt das Licht, die Rose spiegelt das Licht und bildet es ab. 

02 So reckt sich der Geist der Erde, hier am Eingang zum Hain und sucht mich zu hindern, mich Sehnsüchtigen nach der Blume des Himmels: reckt sich auf, Schlange, züngelnd empor an meiner ängstlichen Wendung; und wie mich ermanne und dringe vor, da brüllt er mir als Löwe ins bebende Antlitz, dem Wiederaufgerafften stürzt er als Adler ins Auge. Auch dies Trugbild schwand // 005 vor dem neuen Mut (er stammt nicht von mir, er ist Mut des tieferen Herzens, des Herzens in mir zutiefst und so ausser mir, des Herzens, das mich mit dem Ursprung des Daseins vereint): 

03 und ich kam und sah und roch die ewige Blume, die stets blühende vor jenen, die mehr sind als sie selbst, die kennen die Zelte des Königs, die hören den Ruf zum Heerbann; in seinem Thronzelt hat er die Rose, über die Krone geehrt, ihr Anblick ist // 006 Leben; wer sie pflückt aber, stirbt; denn er ist nicht mehr ausser dem König: in der gefundenen Rose

In: Notizbuch 1950-51
Montag, 13 November 1950    (    )

Die königliche Rose (A)

01 Ist es unmöglich, zu finden die Rose, innerste Rose am Wasser?

02 Solang am Weg lauert der Erdgeist, der sie bewacht, die seinem Besitz gänzlich entblühte, der die Rose bewacht, die wandelt die Kraft seines Reichs in ein Neues und Fremdes:

03 in einen Himmel aus Düften und aus Purpur, der den Gefilden entstammt seliger Geister, die er hasst, der Geister der oberen Sphäre, die nahe wohnen dem einen Licht und sie, die Rose spiegelt das Licht und bildet es ab.

04 Er reckt sich, der Geist der Erde, hier am Eingang zum Hain und sucht mich zu hindern, reckt sich auf, züngelnde Schlange, empor an meiner ängstlichen Wendung. Und dem Ermannenden sich, dem neu Vordringenden brüllt er Löwe ins bebende Antlitz, dem Wiederaufgerafften stürzt er // 01v als Adler ins Auge.

05 Auch dies Schreckbild schwand vor dem erhöhten Mut (er stammt nicht von mir, er ist Mut des tieferen Herzens, des Herzens zutiefst, von dort wo die Tiefe tiefer ist als das Herz und so wieder von ausser dem Herzen, wo ich mit dem Ursprung des Daseins vereint.):

06 Und ich kam und sah und roch die ewige Blume, die stets blüht vor jenen, die mehr sind als sie selber, die kennen von Anfang die Zelte des Königs und hörten den Ruf zum Heerbann: in seinem Thronzelt hat er die Rose, über die Krone geehrt. Der Anblick der Rose ist Leben: wer sie pflückt, der stirbt. Er ist nicht mehr ausser dem König in der gefundenen Rose.

In: Manuskripte 1948-51
Dienstag, 21 November 1950    (    )

Solang am Weg lauert der Erdgeist …* (B)

Solang am Weg lauert der Erdgeist
der die Rose bewacht, die, seinem Besitz
gänzlich entblüht, wandelt die Kraft seines Reichs
in ein Neues und Fremdes,
05 in einen Himmel aus Duft und aus Purpur,
der den Gefilden entstammt seliger Geister,
die nahe wohnen dem einen Licht: 
solang ist es unmöglich zu finden die Rose
zuinnerst im Wald,
als er sich reckt, Erdgeist, hier am Eingang
10 als züngelnde Schlange empor an meiner
ängstlichen Wendung,
als er dem neu Vordringenden brüllt
als Löwe ins
bebende Antlitz,
dem Aufgerafften stürzt, Adler, ins Auge. // 02v
Erst wenn der unüberwindliche Mut,
15 hervorgewachsen aus der Tiefe jenseits des Herzens, wo er eins ist mit dem Quell allen Mutes, erst wenn er die Schrecken alle bestand, dring ich ein und sehe die Blume, die stets blüht vor jenen, die sich selbst an die Beschauung verloren und kennen die Zelte des Königs, folgten dem Ruf zum Heerbann:

in seinem Thronzelt er ehrt über die Krone die Rose, deren Anblick ist Leben und tötet den der sie pflückt: ganz ist er eins mit dem König in der gefundenen Rose.

In: Manuskripte 1948-51
Mittwoch, 22 November 1950    (    )

Solang am Weg lauert der Erdgeist …* (C)

Solang am Weg lauert der Erdgeist,
Wächter der seinem Besitz gänzlich entblühten
Rose, die wandelt die Kraft seines Reichs
in ein Neues und Fremdes,
05 in Duft und in Purpur,
entstammende den Gefilden seliger Geister,
die nahe wohnen dem Licht: 
solang ist es unmöglich zu finden die Rose
zuinnerst im Wald,
als er sich reckt, Erdgeist, im Eingang
10 als züngelnde Schlange empor an meiner
ängstlichen Wendung,
als er dem neu Vordringenden brüllt // 03v
ein Löwe ins
bebende Antlitz,
dem Aufgerafften stürzt, Adler, ins Auge.
Erst wenn der unüberwindliche Mut,
15 gewachsen hervor aus der Tiefe jenseits des Herzens,
wo er eins ist mit dem Quell allen Muts,
erst wenn er die Schrecken alle bestand,
dring ich ein und sehe die Blume,
blühende stets vor jenen, die sich
20 selbst an die Beschauung verloren
und kennen die Zelte des Königs,
folgten dem Ruf zum Heerbann:
in seinem Thronzelt ehrt er über die Krone
die Rose die da ist Leben dem, der sie sieht
25 und Tod dem, der sie pflückt:
ganz wird er eins mit dem König
in der gefundenen Rose.

In: Manuskripte 1948-51
Sonntag, 07 Januar 1951    (    )

Solang ist es unmöglich zu finden die Rose …* (D)

Solang ist es unmöglich zu finden die Rose zuinnerst im Wald,
als sich reckt der Erdgeist im Eingang als züngelnde Schlange, 
als er dem Vordringenden brüllt, ein Löwe, ins Antlitz,
dem Aufgerafften steigt, Adler, ins Auge.
05 Erst wenn der unüberwindliche Mut,
gewachsen hervor aus der Tiefe jenseits des Herzens,
die Schrecken alle bestand, dring ich ein und sehe die Rose,
blühende immer vor jenen, die sich an die Beschauung verloren
folgten dem Ruf zum Heerbann, Bewohner der Zelte des Königs:
10 in seinem Thronzelt ehrt er über die Krone // 04v
die Rose, die da ist Leben, dem, der sie sieht und
Tod dem, der sie pflückt:
ganz wird er eins mit dem König in der gefundenen Rose.

In: Manuskripte 1948-51
Freitag, 19 Januar 1951    (    )

Nimmer find ich im Holz die Rose …* (E)

Nimmer find ich im Holz die Rose, solang sich
reckt der Erdgeist – eifersüchtig auf die
lang ihm Entwachsne – im Eingang als Schlange,
als er brüllt ein Löwe dem Bedränger ins Antlitz,
05 Aufgerafftem steigt als Adler ins Auge.
Erst wenn der unüberwindliche Mut
brach hervor aus der Tiefe jenseits des Herzens
dring ich ein und sehe die Rose
blühend immer vor jenen, die folgten dem Ruf
zum Heerbann,
10 Zeltgenossen des Königs: in seinem
Thronzelt ehrt er über die Krone die Rose,
welche der Schauenden Leben
Pflückenden Tod ist. // 05v
ganz werd ich eins mit dem König in der gefundenen Rose.

In: Manuskripte 1948-51
Mittwoch, 31 Januar 1951    (    )

Nimmer find ich im Holz die Rose, solang sich …* (F)

Nimmer find ich im Holz die Rose, solang sich
– eifersüchtig auf die lang Entblühte –
hob im Eingang auf als Schlange der Erdgeist,
als er sprang ein Löwe dem Bedränger ins Antlitz,
05 Aufgerafftem fiel als Adler ins Auge.
Erst als der unüberwindliche Mut
brach hervor aus der Tiefe jenseits des Herzens,
drang ich ein und sah die Rose
glühen immer vor den Zeltgenossen des Königs,
10 der im Thronzelt ehrt über Kronen die Rose,
Tod dem Pflückenden einzig, aber dem Schauenden Leben:
ganz bin ich eins mit dem König in der gefundenen Rose.

In: Manuskripte 1948-51
Mittwoch, 31 Januar 1951    (    )

Nimmer fand ich die Rose, solang sich …* (G)

Nimmer fand ich die Rose, solang sich
hob am Eingang zum Holz als Schlange der Erdgeist,
sprang, ein Löwe, dem Bedränger ins Antlitz,
Aufgerafftem fiel als Adler ins Auge.
05 Erst als unüberwindlicher Mut
brach hervor aus der Tiefe jenseits des Herzens,
drang ich ein und sah die Rose
glühen vor den Zeltgenossen des Königs,
der im Thronzelt ehrt ob Kronen die Rose,
10 Tod dem Pflückenden, aber dem Schauenden Leben:
ganz bin ich eins mit dem König in der gefundenen Rose.

In: Manuskripte 1948-51
31.03.1951 * (nicht datiert)    (    )

Nimmer fand ich die Rose ...

Nimmer fand ich die Rose, solang sich
hob am Eingang zum Holz als Schlange der Erdgeist,
sprang, ein Löwe, dem Bedränger ins Antlitz,
Aufgerafftem fiel als Adler ins Auge.
05 Erst als Mut unüberwindlich
brach hervor aus der Tiefe jenseits des Herzens,
drang ich ein und sah die Rose
glühen vor den ZeItgenossen des Königs,
der im Thronzelt ehrt ob Kronen die Rose,
10Tod dem Pflückenden, aber dem Schauenden Leben:
Ganz bin ich eins mit dem König in der gefundenen Rose.

In: Typoskripte Thomas Raeber
31.03.1951 * (nicht datiert)    (    )

Nimmer fand ich die Rose …*

Nimmer fand ich die Rose, solang sich
hob am Eingang zum Holz als Schlange der Erdgeist,
sprang, ein Löwe, dem Bedränger ins Antlitz,
Aufgerafftem fiel als Adler ins Auge.
05 Erst als Mut unüberwindlich
brach hervor aus der Tiefe jenseits des Herzens,
drang ich ein und sah die Rose
glühen vor den ZeItgenossen des Königs,
der im Thronzelt ehrt ob Kronen die Rose,
10Tod dem Pflückenden, aber dem Schauenden Leben:
Ganz bin ich eins mit dem König in der gefundenen Rose.

In: Typoskripte 1948-50
17.04.1951 * (nicht datiert)    (    )

Nimmer fand ich die Rose …*

Nimmer fand ich die Rose, solang sich
hob am Eingang zum Holz als Schlange der Erdgeist,
sprang, ein Löwe, dem Bedränger ins Antlitz,
Aufgerafftem fiel als Adler ins Auge.
05 Erst als Mut unüberwindlich
brach hervor aus der Tiefe jenseits des Herzens,
drang ich ein und sah die Rose
glühen vor den ZeItgenossen des Königs,
der im Thronzelt ehrt ob Kronen die Rose,
10Tod dem Pflückenden, aber dem Schauenden Leben:
Ganz bin ich eins mit dem König in der gefundenen Rose.

In: Typoskripte Kutter
Samstag, 14 Juli 1951    (    )

Nimmer fand ich die Rose …*

Nimmer fand ich die Rose, solang sich
hob am Eingang zum Holz als Schlange
der Erdgeist,
sprang, ein Löwe, dem Bedränger ins
Antlitz,
Aufgerafftem fiel als Adler ins Auge.
05 Erst als Mut unüberwindlich
brach hervor aus der Tiefe jenseits
des Herzens,
drang ich ein und sah die Rose
glühen vor den ZeItgenossen des Königs,
der im Thronzelt ehrt ob Kronen die Rose,
10 Tod dem Pflückenden, aber dem
Schauenden Leben:
Ganz bin ich eins mit dem König
in der gefundenen Rose.

In: Verstreutes
Typoskripte 1948-50 (alph.)
(Total: 111 )
Typoskripte 1948-50 (Datum)
(Total: 111 )
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