Positaneser Elegie
WDer Schiffer steht und stösst mit dem Ruder
das Boot mit dem Ruder. Er hält, er winkt.
Aber es ist
zu hell und du taumelst und fällst in den
Strandkies.
05 Im November ists Zwielicht, die Blätter
der Bäume sind fahl, bedeckt
vom Staub eines ganzen
endlosen Sommers. Wo die Boote
anlegten, springt eine riesige
10 Welle und reisst
deine Liebe mit hinab und hinaus //
unter das grosse dunkle Laken, Tod,
das man zwischen den Felsen aus-
gebreitet. So wird das
Requiem
15 Winterrequiem langsam
vorbereitet. Die Badehütten
sind alle schon
sind alle schon weggeräumt und die
Boote bis ganz an an die Felsen
zurückgezogen. Oben sind sie
20 verbrannt und fast kahl und so
vorbereitet
als bereit für die schreckliche, laute
Feier, welche die Nächte
des Dezember und des Januar mit schrecklichem, //
lautem Pomp erfüllen wird. Doch ich fliehe
vorher, bbevor
25 vorher, solang noch ein paar die letzten
halbreifen Orangen zögern zu fallen,
solang noch
bevor die gierige rote Blüte sich an den Wänden
zutode geküsst hat. Die letzten
Küsse füge füg ich hinzu zu den roten
30 glühenden Küssen, die über die Mauern
überall stürzen. Die Wolken
kommen heute hervor aus dem Hinterhalt hinter
Gebirgen, die schweigen, zerbrechen, zerschellen
sie zerbrechen, zerschellen an den Gebirgen,
die schweigen und giessen
35 ihren Missmut aus. Die Strand- //
schuhe sind dafür nicht
gemacht und brauchen zum Trocknen drei Tage.
Das todblaue
Meer will nichts mehr ertragen, seine
40 Sommergeduld ist erschöpft, ich fli wir fliehen
rückwärts hinweg durch die Felsen.
Noch einmal
hör ich das Hupen. Es gellt in den Kurven,
Der Fischer Schiffer
es gellt wieder, verkündet
45 den Winter. Der Schiffer fährt auf dem mit
der Lambretta
die letzten Fische
hinauf zur Chiesa Nuova. Dort bleibt er
und baut
und baut //
ein kleines Haus für den Winter, zu-
sammen mit Vater und Brüdern. Wir fahren
und schlafen
50 und finden heut nacht,
das hängt von den Zugverbindungen ab
das hängt von den Verbindungen ab ,
ein Bett in Rom oder↓vielleicht bloss in
ein Bett in Rom oder Neapel.
Unsere Küsse hängen
mit den Blüten rot herab überall über die
55 Mauern. Ein paar Orangen
sind nicht reif grün, und sie werden
nicht fallen, und niemand
wird sie pflücken.
7.11.1960