Freitag, 19 Dezember 1958

Inventio et translatio capitis Sti. Joh. Bap.

Lang schlaf ich und finde
im Kofferraum hinter Kanistern
das Haupt. Es lächelt,
und ohne Grausen
05 sieht es sogar der Fahrer, der von allem
nichts wusste. Er sagt nur:
jemand muss es des Nachts
hier verborgen
haben. Aber ich habe
10 meinen Mantel verloren, meinen
Schal auf der
Fähre gelassen // 049
Wer nimmt jetzt das Haupt
in seinen Mantel und trägt es
15 verborgen, dass es nicht allzu
früh strahlt<,> nach Konstantinopel.
Da soll man es auf dem Altar enthüllen.
Aus dem Kofferraum nimmt es der Fahrer:
Er hat nicht lange geschlafen. Und doch
20 hat er immer gedacht, es läge
ein totes, ein lächelndes
Haupt unter der Decke hinter
leeren Kanistern. Er träumte
seine Träume, als er
25 mich fuhr durch die Nacht vom
Hafen herein, und so // 050
schaut er, wie ich erwäge, wer es
nach Konstantinopel jetzt würdig
trüge, nur, kaum verwundert
30 und ohne Grausen.


Seite 048 (A-5-d_04_048.jpg)

Inventio et translatio capitis Sti. Joh. Bap.

Lang schlafelaf ich und finde

im Kofferraum unter den Decken hinter Kanistern

das Haupt. Es lächelt,

und ohne Grausen

05 sieht es an¿sogar der Fahrer, der von allem

nichts wusste. Er sagt nur:

jemand muss es des Nachts

hier v verborgen
hier hereingelegt haben

haben. Aber ich habe

10 meinen Mantel verloren, meinen

Schal hab¿ ich¿ im¿ auf der

kleinen Schifflein gelassen. // 
Fähre 

Seite 049 (A-5-d_04_049.jpg)

Wer nimmt jetzt das Haupt

in seinen Mantel und trägt es

15 verborgen, dass es nicht allzu

früh strahlt nach Konstantinopel.

Da soll man es auf dem Altar enthüllen.

Aus dem Kofferraum nimmt es der Fahrer:

Er hat nicht lange geschlafen. Und doch

hat er immer ged gedacht
20 hat er immer ged¿ erwartet, so etwas es läge

so etwas, so ein totes, ein lächelndes

Haupt unter denr Deckene hinter

leeren Kanistern. Er träumte

seine Träume, als er

25 mich fuhr durch die Nacht vom

Hafen
Bahnhof herein, und so //

Seite 050 (A-5-d_04_050.jpg)

schaut er, wie ich erwäge, was¿wer es

nach Konstantinopel jetzt würdig

trüge, nur, kaum verwundert

30 und ohne Grausen.

19.XII. 58

 

  • Letzter Druck: GEDICHTE 1960
  • Textart: Verse
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Fassung: Erste Fassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-d/04
  • Seite / Blatt: 048, 049, 050

Inhalt: 87 Entwürfe zu 82 Gedichten (3 Endfassungen), Motiv-Notizen
Datierung: 18.6.1958 – 15.1.1961
Textträger: Schwarzes Notizbuch, karierte Seiten, Bleistift, S. 188 (V.4) - 189 blauer Stift
Umfang: 192 beschriebene Seiten
Publikation: GEDICHTE (28), Flussufer (18 Gedichte), Verstreutes (1)
Signatur: A-5-d/04 (Schachtel 29)

Bilder: Ganzes Buch (pdf)
Spätere Stufen: Manuskripte 1958, 1959-60, 1961, Typoskripte 1958, 1959, 1960, 1961
Kommentar: Ab S. 192 Motiv-Notizen, von hinten her eingetragen
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften (ohne die Motive)

Notizbuch 1958-61 (alph.)
(Total: 88 )
Notizbuch 1958-61 (Folge)
(Total: 88 )
Suchen: Notizbuch 1958-61