01 James Dean verunfallt tödlich am Steuer seines Sportwagens bei Paso Robles, 24 Jahre. [S. 118, James Dean, 3.10.1955]
02 Das Schiff des Reeders Onassis mit seinem Privatflugzeug fährt ganz allein im Mistral über das Meer, durch die Strasse zwischen den Inseln.
Platon wird nach dem Scheitern seiner Mission in Syrakus auf dem Sklavenmarkt in Aigina verkauft, von seinem Freund Annikeris ausgelöst. Dion in Syrakus bei Dionysios geblieben. [S. 114, Mistral, 27.9.1955] // 121
03 Eine Wespe fällt in meinen Kaffee und verendet darin. Die andere ist vorsichtig und hält sich immer gerade noch am Rand der Coca-Cola-Flasche, bis sie wegfliegt. [S. 115, Die Wespen, 27.9.1955]
04 Nach dem Tod der Maria von Portugal zieht sich Philipp für einige Wochen in das Franziskanerkloster Aguilera zurück, um dem Gejammer der Hofdamen und der Mägde in Valladolid zu entgehen. Nachdem die Prinzessin in der St. Pauls-Kirche der Dominikaner beigesetzt ist. [S. 100, Totenklage, 21.4.1955]
05 In Niederguinea lebt der König allein im Wald: darf sein Haus nicht verlassen, kein Weib berühren, muss im Sitzen schlafen: wenn er sich legte, würde der Wind aufhören und die Schiffe könnten nicht mehr fahren. Er hält die Stürme in Schranken und sorgt für die Gesundheit der Atmosphäre // 122
06 Der Kaiser von Japan muss jeden Tag einige Stunden ganz ruhig sitzen, ohne sich zu bewegen, ohne den Kopf zu drehen. Sonst bricht Krieg oder Pest oder Hunger über das Reich herein.
07 „Auch der Stahl steht im Markt“ [S. 90, Die Wirtschaftsseite II, 11.2.1955]
08 Das Kind springt vor der Alphütte über dem See von der Mauer und verrenkt sich den Fuss. Zum Trost erhält es eine farbige Ansichtskarte mit der „Principessa Marfalda“ drauf. – Ein Scheinwerfer vom Gipfel jenseits des Sees bestreicht die Nachtlandschaft mit seinem Drehstrahl.
09 Ein Handleser sagte mir, ich würde bei einem Autounfall umkommen. Der Einbruch des Zustandes meiner Mutter in mein Sicherheitsgefühl. [S. 66, Der Handleser, 3.1.1955] // 123
10 Schweizerische Satire: Eine Kommission wird eingesetzt, die Mittel und Wege studieren soll, die Schweiz vor der Überschwemmung durch fremde Fernsehprogramme zu bewahren. Aber der „Wilhelm Tell“ stammt von einem Schwaben. [S. 59, Schweizerische Satire, 28.12.1954]
11 Der Dämon streicht durch das Haus und schüttelt das Trauergezweig, das wir in uns tragen; und es ist ihm kein Trost beschieden. (Lorca)
12 „welch ein Grauen aber befällt den Engel, wenn er eine – noch so kleine – Spinne auf seinem rosigen zarten Bein fühlt“ (Lorca) [S. 57, Der Kohlenschlepper dringt …, 15.12.1954]
13 „und wer in den Schlaf sich stürzen will, verletzt sich die Füsse an einer Rasiermesserschneide“ (Lorca) [S. 54, Und wer …, 8.12.1954] // 124
14 Vor dem Eingang des Hauses verspeist eine tiefschwarze Amsel mit feuerfarbenem Schnabel einen dicken Wurm (Musil) [Und wer …]
15 „Unruhe am Markt für Kühlschränke“ [S. 28, Der Zeitungsleser, 10.8.1954]
16 Die Novizen sitzen den ganzen Tag im Garten um einen mit dem Rechen gekräuselten Kiesplatz, das Weltmeer, in dessen Mitte ein Stein liegt – die Insel –. Wenn einer zu betrachten aufhört und einnickt, schlägt ihn der Meister mit dem Stock auf den Kopf. [S. 64, Es dunkelt schon in der Heide, 11.11.1954]
17 >Der Kaiser kommt ins Kloster, um die schönen Blumen zu sehen. Aber zu seiner Enttäuschung ist der Garten ganz leer, die Stengel alle geköpft. Schliesslich tritt er in das Teehaus, tief im // 125 Garten. Darin steht allein die einzige, vollkommene Blume. [S. 41, Beim Anzünden der Zigarette, 10.8.1954]
18 Die Raupe sieht einen Schmetterling, meditiert das Bild und wird selbst zum Schmetterling [S. 46, Raupe und Schmetterling, 9.9.1954]
19 Zum Gespr. im Garten: E. genährt vom Engel mit Wasser u. geröstetem Brot, nachdem er unterm Ginster geschlafen, geht 40 Tage, so gestärkt, durch die Wüste – auf dem Berg, nach Sturm, Erdbeben, grosses Feuer (Dann siehe A) [Teresa: Grundriss eines Gesprächs]
20 Teresa verbringt mit einer Schwester die Nacht in der Kirche einer Oase mit Eichen und Wasser. Ringsum, es ist August, tanzen die trunkenen Hirten u. Bauern m. ihren Mädchen zu Flöten, Tamburinen (Dröhnende Tamburine, schrille Flöten). Sie will hier ein Kloster gründen, in einer Hütte. [Teresa]
21 Die Tochter flieht vor der Hochzeit in ein Mönchskloster, wo sie der Vater nicht erkennt: sie tröstet ihn, als Mönch, täglich viele Jahre lang. // 126 Erst im Tod offenbart sie sich ihm, bittet ihn, das Geheimnis zu bewahren. Dann zieht er selbst in ihre Zelle. [S. 26, Die gefundene Tochter, 10.6.1954]
22 Der Jüngling stürzt, vom Sonnenpfeil durchbohrt, ins Wasser: am Ufer stehen die Mädchen und weinen, bis sie zu Pappeln werden. Die Flutwoge spült die Tränen, die zu Bernstein geworden sind, weg.
23 Die Sirenen berücken die Schiffer, bis einer von ihnen mit seinem Gesang und Leierspiel ihre Weisen besiegt. Nur einer springt hinab und schwimmt zur Insel hinüber: sie hatten schon die Taue ans Ufer zu werfen begonnen. [S. 33, Die Sirenen, 30.7.1954]
24 Der Gott erscheint den verzweifelten Schiffern in dunkler Nacht auf einer Felseninsel: sein Bogen leuchtet ihnen entgegen. Sie landen und errichten ihm einen Altar. // 127
25 Der eherne Riese wirft von der Küste Steine auf das Schiff, bis er sich am Knöchel, der einzigen verwundbaren Stelle am Felsen ritzt und verblutet: die Zauberin auf dem Schiff.
26 Der Einsiedler zieht vor der Jungfrau, die ihn bittet, dass er sie zu sich auf sein Lager nehme, weil sie sich vor den Tieren des Waldes fürchte, seine Kutte aus und legt sie auf die glühenden Kohlen des Herdes, und sich selber darauf; fordert sie dann auf, sich jetzt zu ihm zu legen. – Vorher facht er die Glut mit einem Holzscheit an. [S. 16, Der Besuch, 25.5.1954]
27 Zwei Löwen machen mit ihren Klauen dem Einsiedler ein Grab auf dem Berg, in das ihn sein Bruder hineinlegt. // 128 [S. 38, Der Zeitungsleser, 10.8.1954]
28 Die beiden Einsiedler: der eine hat den andern gefunden in der Wüste. Zum Mahl bringt nun der Rabe statt des gewohnten halben Brotes ein ganzes.
29 Die Kamele, von einem fernen Geber geschickt, bringen jedes Jahr den Einsiedlern die nötige Speise in die Wüste: kein Mensch, nur die Tiere wissen den Weg. Das erste trägt eine Glocke. [S. 22, Die Einsiedler, 26.5.1954]
30 Georg umarmt mitten im Winter die Säule in der Hütte, und sie schlägt aus, trägt Blätter, Blüten und Früchte, die fallen herab auf den Tisch zum Mahl: der Baum überwächst das Haus, hüllt es mit seinem Astwerk ein, die Vögel singen darin. Die ganze Stadt eilt herbei, zu sehen // 129
31 Der Liebhaber kommt in Gestalt eines Sperlings ans Fenster der Geliebten. Aber unter ihrem Blick weicht der Zauber, sodass er hinabzustürzen droht: sie lässt ihm eine Leiter hinstellen, damit er hinabsteigen kann. [S. 17, Der Zauberer, 10.5.1954]
32 Die Engel tragen den Leichnam der Jungfrau auf den Berg und setzen ihn in einem Marmorstein bei.
Vorher bringt ihr eine weisse Taube täglich ins Gefängnis zu essen. [S. 30, Die heilige Katharina, 28.7.1954]
33 Auf das Gebet der Jünger hin weicht das Meer zurück und sie finden ertränkten Clemens in einem marmornen Tempel, den Engel erbauten in einem schönen Sarkophag. Gott bedeutet ihnen, ihn dort zu lassen. Und jedes Jahr, am Tag seines Martyriums, weicht das Wasser und gibt den Pilgern den Weg zum Grab frei. // 130
34 Das Mädchen steht in der Mitte der tanzend Kreisenden und wird im sich verengenden Reigen allmählich in die tiefe Grube gedrängt. Sein Schreien übertönt der Gesang der Tänzer. [S. 16, Der Reihen, 10.5.1954]
35 Der Knabe steigt aus einem toten Fisch, der ans Land geschwemmt wird, oder aus einer Blume, die sich auf dem Wasser schwimmend öffnet.
Oder: Der Fisch trägt einen Toten ans Land. [S. 11, Der Knabe im Fisch, 21.3.1954]
36 Der Blumenstempel, der, in den Blättern verborgen, sich nur im Duft zu erkennen gibt [S. 6, Schwebst du, Biene, hinein …, 25.1.1954]
37 Licht, das den fernen Schiffern aus den höchsten Grotten des Athos hervorbricht.
Gedichtmotive auf den letzten 13 Notizbuchseiten. Zeitliche Abfolge der Eintragungen?
Wiedergabe: Es werden nur die ersten Notatseiten wiedergegeben. Auf Umschriften wird verzichtet.
Inhalt: 57 Entwürfe zu 42 Gedichten, Notate zu szenischen Texten, Motiv-Notizen
Datierung: 14.1.1954 – 3.10.1955
Textträger: Hellbraunes Notizbuch, liniert, Bleistift
Umfang: 130 beschriebene Seiten (S. 94-114 fetter schwarzer Bleistift)
Publikation: Die verwandelten Schiffe (19 Gedichte), GEDICHTE (1 Gedicht), Verstreutes (4 Gedichte)
Signatur: A-5-c/07 (Schachtel 29)
Bilder: Ganzes Buch (pdf)
Spätere Stufen: Manuskripte 1954, 1955, Typoskripte 1954, 1955
Kommentar: S. 120-122 Motive zu Gedichten
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften (keine Umschriften bei Prosanotaten)