Samstag, 11 Juni 1955

Die Spinne steigt an ihrem Faden wieder zurück …*

Die Spinne steigt an ihrem Faden wieder zurück auf den Busch und sagt:

Da kommt ja schon, glücklicherweise, ein Boot, das mich aus meiner Verlegenheit rettet; denn auf die Dauer wäre es mir auf dem Sandplatz vor lauter Trümmern langweilig geworden. Abgesehen vom Mangel an allem Komfort. Das Boot trägt mich hinaus auf den Dampfer, dessen Sirenen die Abfahrt schon ungeduldig anzeigen. Es wäre ja besser, einen Damm in den Golf hinauszubauen, dann könnten die Schiffe anlegen und man käme schneller hinaus. Aber man schaue die Leute an, die das Boot rudern: in dunklen Uniformen und saubern Schirmmützen alle, mit wichtigen Mienen. Man kann es ihnen nicht nehmen, sie müssen ja leben. Und // 111 sie sollen leben: sie sind ja die einzigen, deren Hütten aus alten Konservenbüchsen und abgestossnen Zeltblachen der Marine stehen blieben. Das sind sie schon, und das Schiff drüben lädt freundlicher ein. Ausser den Sirenen hört man vom Verdeck den Lautsprecher schallen: „O Mare lucida¿ …“ Das ist nicht neu, aber gutgemeint.


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Die Spinne steigt an ihrem Faden wieder zurück

auf den Busch und sagt:

Aber da kommt schon das Boot

ADa kommt ja schon, glücklicherweise, das

ein Boot, das mich aus meiner Verlegenheit

rettet; denn auf die Dauer wäre es

mir auf dem Sandplatz vor den lauter

Trümmern langweilig geworden. Abge-

sehen vom Mangel an jedem allem

Komfort. Das Boot wird¿ mich¿ trägt mich

hinaus auf den Dampfer, dessen Si-

renen schon die ber¿ Abfahrt schon un-

geduldig verkünden anzeigen. Es wäre

ja besser, einen Brücke hinaus zu bauen

Damm in den Golf hinauszubauen, dann

könnten die Schiffe wieder¿ anlegen

und man käme schneller hinaus.

Aber man schaue die sport¿ Leute an,

die den Kahn das Boot rudern: in

dunklen Uniformen und saubern Schirm-

mützen alle, mit¿ den mit wichtigen

Mienen. Man kann es ihnen

nicht nehmen, sie müssen ja leben. Und //

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sie sol¿ sie sollen leben: sie sind ja die ein-

zigen, deren Hütten aus alten Konserven-

büchsen und abgestossnen Zeltplanblachen

der Marine stehen blieben.

Das sind sie schon, und das Schiff drüben

lädt freundlicher ein. Ausser den Sirenen

hört man vom Verdeck den Lautsprecher

schallen: „O Mare lucida¿ …“ Das

ist nicht neu, aber gutgemeint.

11.6.55

  • Besonderes:

    Vgl. Tagebuch, 16.12.1954

  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Szenisch
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/07
  • Seite / Blatt: 110, 111

Inhalt: 57 Entwürfe zu 42 Gedichten, Notate zu szenischen Texten, Motiv-Notizen
Datierung: 14.1.1954 – 3.10.1955
Textträger: Hellbraunes Notizbuch, liniert, Bleistift
Umfang: 130 beschriebene Seiten (S. 94-114 fetter schwarzer Bleistift)
Publikation: Die verwandelten Schiffe (19 Gedichte), GEDICHTE (1 Gedicht), Verstreutes (4 Gedichte)
Signatur: A-5-c/07 (Schachtel 29)

Bilder: Ganzes Buch (pdf)
Spätere Stufen: Manuskripte 1954, 1955, Typoskripte 1954, 1955
Kommentar: S. 120-122 Motive zu Gedichten
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften (keine Umschriften bei Prosanotaten)

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