Basel
Auch ich hätte Kaiser von Japan werden
können,
aber die Reise bis dorthin war mir zu
lang,
ich hätte – endlich – ein sicheres Einkom-
men gehabt
und meine Liebe zum Prunk, zu aristo-
kratischen Formen,
wie man sie häufig bei bürgerlichen
Söhnen der Republiken
findet,
wäre↓völlig
05 wäre auf ihre Rechnung gekommen.
Auch hätte mich ganz einfach die Macht
über so viele gelockt,
die Möglichkeit zu edlen und rühmlichen
Entschlüssen.
Ich hätte Kaiser von Japan werden
können,
warum nicht?
aber die Reise bis dorthin war mir zu
weit,
10 und auch der Wechsel all meiner Lebens- //
umstände,
umstände der Gedanke, auf einmal in Bilder-
schrift schreiben zu müssen
(die, wenn ich recht verstehe, nur aus¿ den
Gedanken und das Bild festhält, nicht
dieen Sprachlaut, so abstrakt ist sie)
dies widerstrebte meiner Trägheit und auch
meiner Angst vor allem Un-
berechenbaren, ganz Fremden.
Und dazu die Pflichten der Repräsentation,
15 die mir ein spontanes Leben verboten hätten,
verboten hätten, wie jetzt, unter all den Men-
schen
hinüberzusehn auf¿ in den Spiegel, worin
die rote Wand der Garage von jenseits der Ga-
rage
nicht vermag dieen regnerische Regentag der
Strasse
20 zu bel erhellen und die Sonnenstore, die
man offenbar vergessen hatte,
nun dunkel und düster über die Scheiben herab-
hängt
und trieft, eine schwere tiefe Wiederholung
der Wolken //
des Himmels.
Dies alles könnte ich nicht mehr, und so
zog ich, trotz allem, es vor, nicht Kaiser
von Japan zu werden.
14.8.54