Entstanden: 10. Juni 1954

Erst jetzt,
in der Stunde des Todes
gibt zu erkennen dem Vater
sich als die Tochter der Mönch,
05 mit dem er viele Jahre Kammer an Kammer gelebt:
ihn tröstend über die, die am
Tag der Hochzeit geflohen.
Nun erkennt er sie, wie sie lächelt,
wieder ausstreckt die Hand, die sie so oft
10 ausgestreckt nach dem Fenster,
aus dem er ihr zuwarf den Ball.
Er küsst sie, die nun verstummt, die ihn
täglich getröstet und wohnt,
nachdem er schweigend verhüllte den Mönch,
15 selber, der immer getrauert,
fröhlich in der erledigten Kammer.

Infos
  • Besonderes: Notiz (S. 125-126):
    Die Tochter flieht vor der Hochzeit in ein Mönchskloster, wo sie der Vater nicht erkennt: sie tröstet ihn, als Mönch, täglich viele Jahre lang. Erst im Tod offenbart sie sich ihm, bittet ihn, das Geheimnis zu bewahren. Dann zieht er selbst in ihre Zelle.
  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Erste Fassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/07
  • Seite / Blatt: 028