Sonntag, 17 Juni 1951

Die Bedrängnis und das Glück …*

Die Bedrängnis und das Glück
und das Glück des gekühlten
Lebens an dem Fuss der Ulme,
wo der Schatten 
05 dunkler steht gegen Nachmittages Feuer, 
wo die Burg scheint her von dem Berg, 
weiss Gemäuer aus den silbernen und stachligen Gewächsen: 
zwingt das Aug zu sehen, das sich müde schloss, 
müde schloss: und zwingt den // 085
10 Ruhbegehrer stets in diesen scharfen Anblick,
da die Burg sagt: ich bin stärker 
als die Stille und die Bacheskühle, 
willst du fliehn, willst du schlafen: 
zwingen will ich dich im Traum, 
15 aufzusteigen her zu mir, 
dich zu ritzen an den stacheligen Blättern. 
Jede Wunde soll Begierde meine Höfe anzuschaun, 
und vergessener Gefangner Seufzen anzuhören, 
dir befeuern. 
20 Leer ist Sinn und ausgedörrt von Süchten
mir die Seele beim Erwachen: 
nur Bedrängnis noch im Abend, 
wo das Glück, wo das Glück des gekühlten // 086
Lebens an dem Fuss der Ulme?


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Die Bedrängnis und das Glück 

und das Glück des gekühlten 

Lebens an dem Fuss der Ulme, 

wo denr Schatten Schatten 

05 dunkler steht gegen Nachmittages 

Feuer, 

wo die Burg scheint her von dem 

Berg, 

weiss Gemäuer aus den silbernen und 

stachligen Gewächsen: 

zwingt das Aug zu sehen, das sich 

müde schloss, 

müde schloss: und zwingt den // 

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10 Ruhbegehrer stets in diesen scharfen 

Anblick, 

da die Burg sagt: ich bin stärker 

als die Stille und die Bacheskühle, 

willst du fliehn, willst du schlafen: 

zwingen will ich dich im Traum, 

15 aufzusteigen her zu mir, 

dich zu ritzen an den stacheligen 

Blättern. 

Jede Wunde soll Begierde meinen 

meine Höfe anzuschaun, 

und vergessener Gefangner Seufzen 

anzuhören, 

dir befeuern. 

Leer ist Sinn und ausgedörrt
20 Leer ist Sinn und ausgebrannt von Süchten 

mir die Seele beim Erwachen: 

nur Bedrängnis noch im Abend, 

wo das Glück, wo das Glück des ge- // 

Seite 086 (C-2-b_04_086.jpg)


kühlten Lebens an dem Fuss der 

Ulme? 

17.6.51

 

  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Fassung: Erste Fassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: C-2-b/04
  • Seite / Blatt: 084 (unten), 085, 086 (oben)

Inhalt: Prosanotate, Briefe, 88 Entwürfe zu 75 Gedichten (15 Endfassungen)
Datierung: 12.11.1950 – 14.12.1951
Textträger: Rotes Notizbuch, liniert, Bleistift
Umfang: 144 beschriebene Seiten
Publikation: Verstreutes (3 Gedichte)
Signatur: C-2-b/04 (Schachtel 79)

Bilder: Ganzes Buch (pdf)
Spätere Stufen: Manuskripte 1948-51, Typoskripte 1948-50, Kutter
Kommentar: 29 Texte rhythmische Prosa, 20 gereimte Gedichte, 14 reine Prosanotate und Briefentwürfe
Deckblatt oben: Kuno Räber, Mitte: Begonnen am 12.11.50
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

Weitere Fassungen

Notizbuch 1950-51 (alph.)
(Total: 102 )
Notizbuch 1950-51 (Folge)
(Total: 102 )
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