Dienstag, 03 Mai 1949

Das ist die Nahrung die uns immer nährt …*

Das ist die Nahrung die uns immer nährt
das ist der Traum den keiner müd wird auszuträumen:
die immer gleiche Stille aller Sommer, // 034
die Ströme tief und ohne Arges klar. 
05 Wo ist es das hinweg uns droht zu reissen, 
in diesen neuen Gang des übergrossen Seins? 
Wo ist der Mut, der uns zu gehn berechtigt 
den Ruf zu hören aus der neuen Welt? 
Nicht ist es Leben mehr, was ihr bis heute lebtet, 
10 ein andres heissen fortan Zeugung und Geburt. 
Die Lust der ersten Welt lag lange schon im Sterben 
und lang verflackert schon die Qual der ersten Welt. 
Wie ist Gestalt der neuen Stunde klarer 
ihr Frühling blüht vom Geiste rein befohlen, 
15 die Blumen sind des neuen Gottes Kinder 
die Bäume sind und stehen winterlos. 
Der grüne Strom, er war schon lang geahnt // 035
von eurer Ahnen reinerem Geist: 
smaragdengleich wird er euch ewig ziehen 
20 im gleichen Gang fern von der Ebbe Drohung 
und fern vom Überfluss der Schmelze. 
Die neue Zeit wird sein, bedarf nicht mehr des Werdens 
ihr werdet anschaun und stets neu gestalten 
aus Glas die Vögel formen und aus Erde Tiere 
25 und euer Hauch wird allem Leben sein und Kraft. 
Die Macht wird euch endgültig zugeeignet 
des ersten Gotts, die euch am ersten Tag 
die Schlange den Kindern allzu früh versprach.


Seite 033 (C-2-b_02_033.jpg)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das ist die Nahrung die uns immer nährt 

das ist der Traum den keiner müde wird 

auszuträumen: 

die immer gleiche Stille aller Sommer, // 

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die Ströme tief und ohne Arges klar. 

05 Wo ist es das hinweg uns droht zu reissen, 

in diesen neuen Gang des übergrossen Seins? 

Wo ist der Mut, der uns zu gehn berechtigt 

den Ruf zu hören in aus der neuen Welt? 

Nicht ist es Leben mehr, was ihr bis heute 

lebtet, 

10 ein neuer andres heissen fortan Zeugung 

und Geburt. 

Die Lust der ersten Welt lag lange schon im 

Sterben 

und lang verflackert schon die Qual der ersten 

Welt. 

Wie ist Gestalt der neuen Stunde klarer ihr 

Frühling blüht 

ihr Frühling blüht vom Geiste rein befohlen, 

15 die Blumen sind des neuen Gottes Kinder 

die Bäume sind und stehen winterlos. 

Der grüne Strom, er war schon lang ge-

ahnt // 

Seite 035 (C-2-b_02_035.jpg)

von eurer Ahnen reinerem Geist: 

smaragdengleich wird er euch ewig ziehen 

20 im gleichen Gang fern von der Ebbe Drohung 

und fern vom Überfluss der Schmelze. 

Die neue Zeit wird sein, bedarf nicht mehr 

des Werdens 

ihr werdet anschaun und stets neu gestalten 

aus Glas die Vögel formen und aus Erde 

Tiere 

25 und euer Hauch wird allem Leben sein und 

Kraft. 

Die Macht wird euch endgültig zugeeignet 

des ersten Gotts, die euch am ersten Tag
des ersten Gotts, die euch zu früh die Schlan-

ge 

die Schlange den Kindern allzu früh ver-

sprach. 

3.5.49

 

  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Fassung: Erste Fassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: C-2-b/02
  • Seite / Blatt: 033 (unten), 034, 035 (oben)

Inhalt: Notizen, 47 Entwürfe zu 39 Gedichten (5 Endfassungen)
Datierung: 5.3.1949 – 7.12.1949
Textträger: Blaues Notizbuch, liniert, Bleistift
Umfang: 130 beschriebene Seiten
Publikation: Gesicht im Mittag (6 Gedichte)
Signatur: C-2-b/02 (Schachtel 79)

Bilder: Ganzes Buch (pdf)
Spätere Stufen: Manuskripte 1948-51, Typoskripte 1945-50, 1948-50
Kommentar: 14 Texte rhythmische Prosa, 24 reine Prosanotate und Briefentwürfe
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften (19 private Prosanotate nicht erschlossen)

Weitere Fassungen

Notizbuch 1949 (alph.)
(Total: 52 )
Notizbuch 1949 (Folge)
(Total: 52 )
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