Kein Datum ! . . . ( 22.07.1948 *)

Wohllaut der Muschel …*

Wohllaut der Muschel. 
Stachel der Schollen. 
Des scharfen Lichtes // 022
tödliche Mimesis, 
05 Leben nach dem Tod, 
Tod als Tor des Lebens, 
der Freiheit einziger Zugang. 
Perle im Dunkel. 
Neue Perle aus Hellem, 
10 nach unendlichem Dunkel. 
Nacht des Nichts.
Schwüler Sommer der letzten Zeit, 
Süsser Herbst des sterbenden Lebens. 
Aber der Winter ist kristallen und hart und ohne Umarmung. 
15 Und dann gibt es von Kristall 
nur die Bäume ohne Blätter, 
glänzend im Reif, 
die Sonne bleibt ganz fahl 
und schrecklich gewollt: // 023
20 Vergänglich der Ruhm, 
hinfällig die Tugenden der Ahnen. 
wofür sie das Leben gaben, 
das ist nur Torheit, ja Greuel. 
Aber es bleibt die flammende Regung, 
25 zu gehn und nimmer zu Rasten, 
das ist unser Eigentum. 
Glaube vergeht und Sitte, 
Götter steigen stürzen. 
Der Magnet jedoch zieht immer, 
30 immer weiter. Wie nenn ich ihn bloss, 
den unsäglichen, der uns lockt und ruft und nie können wir aufhören, ihm zu folgen, unendlich weit, immer weiter zu folgen, solang wir uns selber treu bleiben. Dem heiligsten in uns: das Stete in uns, das Bleibende, das eben ist die Bewegung. Ruhe // 024 wäre uns Tod.


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Wohllaut der Muschel.

Stachel der Schollen.

Des scharfen Lichtes //

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tödliche Mimesis,

05 Leben Leben nach dem Tod,

Tod als Tor des Lebens,

der Freiheit einziger Zugang.

Perle im Dunkel.

Neue Perle aus Hellem,

10 nach unendlichem Dunkel.

O¿ Nacht des Nichts.

Schwüler Sommer der letzten

Zeit,

Süsser Herbst des sterbenden

Lebens.

Aber der Winter ist kristallen

und hart und ohne

Umarmung.

15 Und dann ne¿ gibt es keinen

von Kristall

nur die Bäume ohne Blätter,

glänzend im Reif,

die Sonne bleibt ganz fahl

und schrecklich gewollt: //

Seite 023 (C-2-b_01_023.jpg)

20 Vergänglich der Ruhm,

hinfällig die Tugenden der Ahnen.

für wofür sie das Leben gaben,

das ist nur Torheit, ja Greuel.

Aber es bleibt die flammende

Regung,

25 zu gehn und nimmer zu Rasten,

das ist unser Eigentum.

Glaube vergeht und Sitte,

Götter steigen stürzen.

Doc Der Magnet jedoch zieht

immer,

30 immer weiter. Wie nenn ich ihn

bloss,

den unsäglichen, der uns lockt und

ruft und nie können wir auf-

hören, ihm zu folgen, unendlich

weit, immer weiter zu folgen, so-

lang wir uns selber treu bleiben

Dem heiligsten in uns: das Stete

in uns, das Bleibende, das

eben ist die Bewegung. Ruhe //

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wäre uns Tod.

 

  • Details:

    V. 11 Nacht] ev. O Nacht

  • Besonderes:

    Nach V. 30 in Prosa übergehend

  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Prosagedicht
  • Datierung: ohne Datumsangabe
  • Fassung: Erste Fassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: C-2-b/01
  • Seite / Blatt: 021 (unten), 022, 023, 024 (oben)

Inhalt: Notizen, 71 Entwürfe zu 51 Gedichten (5 Endfassungen)
Datierung: 1948 – 1.3.1949 (Datierungen ab 10.11.1948; S. 1-51 undatiert)
Textträger: Braunes Notizbuch, beschriftet "Notes"; liniert, Bleistift
Umfang: 96 beschriebene Seiten
Publikation: Gesicht im Mittag (1); Verstreutes (2)
Signatur: C-2-b/01 (Schachtel 79)
Bilder: Ganzes Buch (pdf)

Spätere Stufen: Manuskripte 1948-51, Typoskripte 1945-50, 1948-50
Kommentar: 10 Texte rhythmische Prosa, 7 reine Prosanotate und Briefentwürfe
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen

Weitere Fassungen

Notizbuch 1948-49 (alph.)
(Total: 79 )
Notizbuch 1948-49 (Folge)
(Total: 79 )
Suchen: Notizbuch 1948-49