Synopse

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Sonntag, 04 November 1979    (    )

4.11.79

Reduktionen

Was sich in den alten Gedichten, deren letzte ich vor 16 Jahren veröffentlichte, allmählich an Weltstoff angesammelt hatte, so dass sie schliesslich daran erstickten, das ist hier alles wieder abgeräumt. Nichts mehr von dem ganzen Zivilisationsmobiliar. Und nichts mehr auch von der Historie. Nur noch die paar Bilder, die seit jeher in mir lagen und jetzt in diesem poetischen Sommer, nach der glücklichen Vollendung einer grossen und schweren Arbeit wieder heraufdrangen als Musik. Und auch das ganze kunstvolle // grammatikalische Skelett der alten Gedichte ist nicht mehr da. Eigentlich von Grundformen nur¿ je Abwandlungen. Eine Musik der einfachen Worte, der schwebenden Assoziationen.

In: Tagebuch
30.06.1981 * (nicht datiert)    (    )

Reduktionen (Vorwort)

Wenn sich in vielen meiner frühen Gedichte, deren letzte vor siebzehn Jahren veröffentlicht wurden, eine Menge von Weltstoff aufgehäuft hatte, so ist das hier alles wieder abgeräumt. Nichts mehr oder nur noch Spuren von dem Mobiliar der Historie, der Mythologie und der technischen Zivilisation. Nur noch die paar alten Bilder, die seit jeher in mir lagen und jetzt in diesem poetischen Sommer 1980 nach der glücklichen Vollendung einer großen und schweren Arbeit wieder heraufdrängen. Und auch das grammatikalische Gerüst der früheren Gedichte ist nicht mehr da, die Sätze, soweit es sie überhaupt gibt, sind ganz einfach. Mehrenteils bestehen diese kurzen Stücke aus Substantiven und Verben in ihrer Grundform. Adjektive und Adverbien sind der einzige Luxus. Hinter dem Ganzen steht die Vorstellung einer Musik der Worte, der schwebenden Assoziationen.

In: Zusatztexte
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