Sonntag, 28 Oktober 1956

Die Petersilie (C)

Die dem Braten scharf vorantrabenden Duftrosse rufen dir, Schlemmer, die hochrufende Speichelmenge auf der Zunge zusammen: Und so achtest du nicht auf die kleine Leibjägerin Petersilie, die einfach mitläuft und im auf Bütten gedruckten Protokoll der Zeremonie nicht einmal der Erwähnung wert wird befunden.

02 Mir ist sie dennoch am liebsten: alle flinke Würze trägt sie eigenwillig in ihr zart unaufdringlich eindringliches Gestältchen gesammelt und bietet, diskret, sich nicht an dem Ersten und Besten, nein, nur dem Feinschmecker, der zärtlich zu tasten versteht und auch das Nette am Rand mit fühlenden Nüstern riecht und beachtet. –

03 Empfange du nur den mächtigen Herrn Braten, wenn er ankommt in der silbernen Kutsche; nimm ihn auf, Schlemmer, mit schmatzenden Komplimenten. Ich indessen will mit der kleinen Begleiterin schäkern:
sie kitzelt mich fein, raffiniert inständig fädelt sie sich mir ein in all meine Sinne, entzückt mich mit witzigen Scherzen.

04 Was du nicht wissen kannst, Schlemmer, und was dich wundern würde, wenn du es wüsstest. Weil du, mit dem // grossen Kutschenherrn zu sehr beschäftigt, die Bedienung übersiehst und vergisst, obwohl sie hingebender ist in der Liebe und ihre Würze die Eingeweide schärfer durchdringt und länger nachduftet und nachbrennt.

  • Besonderes:

    Verso: Typoskript Dissertation

  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Prosagedicht
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Signatur: A-e-g
  • Seite / Blatt: 04, 05

Inhalt: Manuskripte aus verschiedenen Dossiers außerhalb der normalen archivalischen Zuordnung

Wiedergabe: Edierte Texte

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