Synopse

(4)
Dienstag, 30 Dezember 1958    (    )

Leerungszeit

Überall gehn zu den gelben
Kästen die Boten und holen
die Briefe: Fahrräder sinds in der Vorstadt,
Motorräder im Zentrum,
05 auf denen zum Postamt alles gebracht wird.

Der Mond ist noch ganz blass, der Wind,
obwohl es Januar ist, läuft
leicht und treibt die Boten, bewegt
schnell die Fahrräder, Motorräder. Unvor-

10 denklich lang liegt zurück der
Tag, wo der schwere
Deckel so dicht überm Topf lag, // 054
dass die Boten kaum von der Stelle
kamen. Sie traten
15 zwar aufs Pedal. Doch es war
eingerostet. Die Säcke
wurden nach jedem
Kasten schwerer und schwerer. Laut
lachte der Mond und lud
20 sein Lachen dazu auf den Sack.

Heut ist er blau und leicht und sie gleiten
zur Leerungszeit lustig zum Postamt.
Der Wind bewegt die Spieluhr und trägt
einen Brief in den Teich. Keiner
25 sieht es, und keinen bekümmert es
heute.

In: Notizbuch 1958-61
Mittwoch, 18 März 1959    (    )

Leerungszeit (A)

Die Boten holen überall aus den gelben
Kästen die Briefe und tragen
sie auf Fahrrädern zum Postamt.

Unvordenklich lange
05 zurück liegt der Tag, wo der Deckel
so schwer auf dem Topf lag, dass die Boten
kaum von der Stelle
kamen. Sie traten
zwar aufs Pedal. Doch es war
10 eingerostet. Die Säcke wurde nach jedem
Kasten schwerer. Laut lachte
der Mond und lud
sein Lachen dazu auf die Säcke. // 02

Heut ist er traurig und leicht von der Grippe.
15 Die Boten gleiten hurtig zum Postamt.
Der Wind hat den Deckel vom Topf
geworfen, bewegt
die Spieluhr und wirft
einen Brief in den Teich. Was keiner
20 sieht und keinen bekümmert.

In: Manuskripte 1959-60
18.03.1959 * (nicht datiert)    (    )

Leerungszeit (B)

Unvordenklich lang 
zurück liegt der Tag, wo der Deckel
so schwer auf dem Topf
lag, dass der Bote
05 kaum von der Stelle
kam. Das Pedal war
eingerostet. Der Sack wurde nach jedem
Kasten schwerer. Der Mond
lud sein Lachen dazu.

10 Heut ist er traurig und leicht von der Grippe.
Der Bote gleitet zum Postamt.
Der Wind hat den Deckel vom Topf
geworfen, bewegt
die Speichen und wirft
15 einen Brief in den Teich. Was keiner
sieht und keinen bekümmert.

In: Manuskripte 1959-60
Datiert: 1959    (    )

Leerungszeit

Undenklich lang
liegt der Tag zurück, wo der Deckel
so schwer auf dem Topf
lag, dass der Bote
05 kaum von der Stelle
kam. Das Pedal war
eingerostet. Der Sack wurde nach jedem
Kasten schwerer. Der Mond
lud sein Lachen dazu.

10 Heut ist er trüb von der Grippe.
Der Bote gleitet zum Postamt.
Der Wind hat den Deckel vom Topf
geworfen, bewegt
die Speichen und wirft
15 einen Brief in den Teich. Was keiner
sieht und keinen bekümmert.

In: Typoskripte 1959
Manuskripte 1959-60 (alph.)
(Total: 135 )
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(Total: 135 )
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