„Nicht dass ihr glaubt, ich ertrage
nicht, was meine Mutter erlitten,
ich brächte, der ich alles leiste,
dies nicht zustande:
05 einen Knaben zu gebären und ihm das Geheimnis
meiner Macht, meines Ruhmes zu lassen.
Nur ihm, nur ihm will ich kundtun,
warum es dem einfältigen Grosshans gelang,
die Hunde vor meinem Thron zum Singen zu bringen,
10 und die steinernen Bilder im Garten,
auf den Zinnen des Hauses zum Lachen. // 004
Ihm will ich es sagen,
im innern Gespräch, das ich mit ihm
führe geheim vor seiner Geburt.
15 Denn nur in diesem Tragen,
nur in diesem Schmerz entsteht die notwendige Einung,
daraus der Erbe wird meines ewigen Reiches.
Das stets nur ein Gott wie ich selber beherrsche.“
Spricht der Kaiser
20 und bricht in das von den Ärzten
bereitgehaltene Goldtuch den Frosch
mit vielem Gekotze und Blut,
sodass sich die Diener die Nase zuhalten. // 005
„So aus Kot wächst die Schönheit,
25 abgerungen dem Widerstand des Gemeinen¿,
der Gott steht am Ende“,
stöhnt der Kaiser,
indes man den Frosch, in Prozession
bringt in die vorbereitete Kammer an der äusseren Mauer.
30 Damit er dort wachse hinterm goldenen Gitter,
empfange die Huldigung des aus- und einziehenden Volkes.
Aber am Tag, wo man den Kaiser fand im Schwert seines Sklaven,
feiste, blutige Qualle am Boden, // 006
verbrennen mit Reisig die Knaben der Vorstadt den Frosch,
35 der durch die Stäbe des Gitters
entkommen war,
verbrannten ihn, aus Furcht, den Erben des ewigen göttlichen Reiches.
„Nicht dass ihr glaubt,
ich, der ich Alles leiste,
brächte dies nicht zustande,
was meiner Mutter gelang:
05 einen Sohn aus meinem Leib zu gebären.
Nur ihm will ich kundtun, warum
der Zaubrer die Hunde vor meinem Thron
zum Singen brachte und die steinernen Bilder
auf dem Sims des Palastes zum Lachen.
10 Ihm will ich es kundtun im Gespräch,
das ich mit ihm führe geheim
und innerlich vor seiner Geburt.
Denn nur dieses Tragen, // 01v
nur dieser Schmerz erlaubt die notwendige Einung,
15 daraus der Erbe meines Reiches hervorspringt,
das stets nur ein Gott wie ich selber beherrsche.“
Spricht der Kaiser und bricht in das von den Ärzten
schnell untergebreitete Goldtuch
den Frosch mit Blut und vielem Gekotze.
20 „So aus Kot wächst die Schönheit,
der Gott steht am Ende“
stöhnt der Kaiser, // 02
indes man den Frosch in Prozession
bringt in die vorbereitete Kammer an der äusseren Mauer,
25 Damit er dort, wachsend hinterm goldenen Gitter,
empfange die Huldigungen des ein- und ausziehenden Volkes.
Und am Tag, wo man den Kaiser, feiste,
blutige Qualle, aufgeschlitzt fand am Boden,
verbrannten den Frosch die Bürger der Vorstadt,
30 verbrannten aus Furcht in Reisig den Erben des göttlichen Reiches.
„Einen Sohn will ich
– Warum könnte ichs nicht, da meine Mutter es konnte? –
in meinem Leib tragen
und ihm im innerlichen Gespräch
05 die geheime Schatulle eröffnen,
die den Stab birgt, mit dem ich
zum Singen bringe die Hunde
und zum Lachen
die steinernen Bilder auf dem Sims des Palastes,
10 und ihn dann, den Erben, gebären.“
Spricht der Kaiser
und kotzt in das Goldtuch,
das die Ärzte eben noch untergebreitet,
mit Blut und vielem Unrat den Frosch. // 03v
15 Aber obwohl ihn eine grosse Prozession
der Vestalen und aller Priesterschaften geleitet
in die Kammer am Tor der äusseren Mauer,
wird er schon bald,
am Tag, wo man den Kaiser, feiste, blutige Qualle,
20 aufgeschlitzt findet im Kot
von den Römern in Stroh und Reisig verbrannt,
der Frosch verbrannt in lodernder Angst von den Römern.
„Einen Sohn will ich gebären
– warum könnte ichs nicht, wenn meine Mutter es konnte? –
nachdem ich ihn im Leib trug
und ihm im innerlichen Gespräch
05 die Schatulle auftat,
die den Stab birgt, mit dem ich
zum Singen bringe die Hunde
und zum Lachen
die steinernen Bilder.“
10 Spricht der Kaiser
und kotzt in das Laken den Frosch,
mit unverdauter, scharf stinkender Speise zusammen. // 04v
Aber obwohl eine Prozession
aus allen Priesterschaften
15 ihn jetzt in die Kammer am Tor der äusseren Mauer geleitet,
werden die Römer am Abend des Tags,
wo sie den Kaiser, aufgeschlitzt im Kot fanden,
finster schweifen und nicht
schlafen gehen in ihre Häuser,
20 bevor sie den Frosch gegriffen
und ihn verbrannt, aus Angst vor seinem Geheimnis.
„Nachdem ich ihn lange im Leib trug
und im innerlichen Gespräch
ihm auftat die Schatulle,
die den Stab birgt, womit ich
05 zum Singen bringe die Hunde
und zum Lachen die steinernen Bilder,
will ich gebären – warum könnte ichs nicht,
da meine Mutter es konnte? –
will ich gebären den Sohn.“
10 Spricht der Kaiser und kotzt
in unverdauter, scharf stinkender Speise
den Frosch in das Laken. // 05v
Aber obwohl eine Prozession
aus allen Priesterschaften ihn jetzt in die Kammer
15 am Tor der äusseren Mauer geleitet,
werden die Römer am Abend des Tags,
wo sie den Kaiser aufgeschlitzt fanden im Kot,
nicht schlafen in ihren Häusern, die Ohren
vom Singen der Hunde
20 brennend, vom Lachen der steinernen Bilder,
und finster schweifen, ergreifen
den Frosch und mit einem Gebirge von Reisig verbrennen.
„Nachdem ich im innerlichen Gespräch
ihm auftat die Schatulle,
die den Stab birgt, womit ich
zum Singen bringe die Hunde
05 und zum Lachen die steinernen Bilder,
will ich gebären –
warum könnte ichs nicht,
da sogar meine Mutter es konnte? –
den Sohn.“
10 Spricht der Kaiser und kotzt
in unverdauter, stinkender Speise
den Frosch in das Laken.
Aber obwohl eine Prozession
aller Priesterschaften ihn jetzt in die Kammer // 06v
15 am Tor der äusseren Mauer geleitet,
werden die Römer am Abend des Tags,
wo sie den Kaiser aufgeschlitzt im Kot fanden,
nicht schlafen, die Ohren
brennend vom Singen der Hunde,
20 vom Lachen der steinernen Bilder,
und finster schweifen, ergreifen
den Frosch und auf einem Gebirge von Reisig verbrennen.
Heute geleitet zwar
die Prozession
aller Priester den Frosch,
den der Kaiser mit unverdauter
05 Speise ins Laken gekotzt,
in die Kammer am Tor der äusseren Mauer.
Doch am Abend des Tags,
wo sie den Kaiser aufgeschlitzt im Kot finden,
werden die Römer nicht schlafen, solang
10 sein Wort in den Ohren noch bohrt:
„Wenn meine Mutter sogar // 07v
es konnte, warum
soll ich nicht gebären den Sohn
und ihm den Stab übergeben?“
15 Finster werden sie schweifen, ergreifen
den Frosch und auf einem Gebirge von Reisig verbrennen.
Heute zwar geleitet die Prozession
aller Priester den Frosch, den
der Kaiser mit unverdauter
Speise ins Laken gekotzt,
05 in die Kammer am Tor der äusseren Mauer.
Doch am Abend des Tags, wo
sie den Kaiser aufgeschlitzt im Kot finden,
werden die Römer nicht schlafen, solang
sein Wort in den Ohren noch bohrt:
10 "Wenn meine Mutter sogar
es konnte, warum
soll ich nicht gebären den Sohn
und ihm den Stab übergeben?"
Finster werden sie schweifen, ergreifen
15 den Frosch und verbrennen auf einem Gebirge von Reisig.