Die Fischhändlerin leert den Eimer auf die Strasse: Es fällt nicht ins Gewicht gegen den glühenden Asphalt
und ist schon, bevor es die Strasse begriff, nicht mehr da und verdunstet.
Seit ich einmal, herumfahrend in meinem
Wasser, durch meine Kiemen dies stille,
dies kühle, dies flüssige treibend und ziehend,
Betrachtung des namenlosen, darin ich
05 still lebe, das mich dahinträgt.
Seit ich einmal hinauf stiess, gelockt
von einer Stelle höheren Glanzes und grösserer Wärme:
von dort, hiess es, war
irgendwoher einmal der Meteor,
10 der Fremdstein, die fremde Koralle // 031
herabgekommen und hatte von den unsern viele getötet.
Nun liegt sie da, in den Augen Seesterne,
auf der Brust Polypen:
Bild eines Hochfischs. Wie verzehrt uns
15 Begier, ihm ähnlich zu werden. …
Seit ich einmal hinaufstiess in die Richtung,
wo höherer Glanz und grössere Wärme
mir den Ort des Eintritts verhiessen:
fürchte ich mich:
20 denn ich stiess in die Leere. Was
uns alle umgibt,
die kühle, die flüssige namenlose Betrachung // 032
war nicht mehr da:
Nichts war da und eine unerbittliche Hitze.
25 Mir stockte die Bewegung der Kiemen.
Die Flossen fanden nicht mehr das Allgemeine,
dagegen zu fächeln.
Es war das Ende der Welt.
Kam der Hochfisch herab von dort?
30 Gehn wir dahin und verlieren
Kiemen und Flossen?
Durch wieviele Tode?
Nun aber sinkt ein anderer Hochfisch herab,
weich und faulend, auf den weissen, harten: // 033
35 Sind wir nur noch letzte Söhne des Hochfischs,
eine Abart, die sich erhielt,
weil es dort, jenseits, im Leeren,
zu leben unmöglich?
Der Hochfisch war, vielleicht, nur eine Übertreibung.
40 Hier muss man bleiben in der blauen, kühlen Betrachtung
und die durch Wärme und Glanz verdächtigen Stellen vermeiden.
Aber ich wohne ab morgen in dem einen noch leeren
Ohr des harten, in der Welt nun schon heimischen Hochfischs: // 034
Dort ist die Erinnerung an das, was zu erforschen ich aufgab,
45 eben erträglich und rund
umfängt mich die Mahnung vor aller
Ausschweifung:
Und täglich sag ich mir zehnmal, am besten
nachmittags, vor:
50 Nichts gibt es, nichts gibt es ausser hier.
Dort draussen lebt niemand, dort ist nur die Leere.
Die Fischhändlerin leert
den Eimer aus auf die Strasse; das Wasser
kommt nicht auf gegen den heissen Asphalt
und ist schon, bevor er es nur
05 begriff, nicht mehr da und verdunstet. –
Der Fisch aber war heute früh,
als man ihn fing,
mit seinen Gedanken gerade so weit gekommen:
„Seit ich einmal hinaufstiess, gelockt
10 von höherem Glanz und grösserer Wärme
(von dort, hiess es, war
vor langem der Meteor, der Fremdstein,
herabgekommen und hatte viele getötet.
Seither liegt er, Seesterne // 01v
15 im Ohr, da, Polypen
auf der Brust; das Bild eines Hochfischs. Wie sehr
verzehrt uns Begier, ihm ähnlich zu werden …),
seit ich einmal hinaufstiess,
wo höherer Glanz und grössere Wärme
20 mir den Ort seines Eintritts verhiessen,
fürchte ich mich: Das Kühle
das Flüssige, was sich von selber versteht,
war nicht mehr da. Mir stockte
die Bewegung der Kiemen. Die Flossen
25 fanden nicht mehr den sanften
Wiederstand des Allgemeinen, des Alls
sich fächelnd voranzubewegen. …
Kam der Hochfisch von dort?
Gehn wir dahin und verlieren Kiemen und Flossen?
30 Durch wieviele Tode? // 02r
Kürzlich sank ein zweiter, ein kleiner, ein dunkler, ein weicher
Hochfisch herab auf den weissen und harten:
Eine Abart, schon geschwächt und verringert,
weil es dort, jenseits, im Leeren,
35 zu leben unmöglich?
Der Hochfisch war wohl nur eine Übertreibung.
Hier muss man bleiben und die durch Wärme und Glanz
verdächtigen Höhen vermeiden.
Aber wohnen will ich ab morgen
40 in dem einen noch leeren Ohr des grossen,
des schönen Hochfischs. Dort ist die
Erinnrung an das, was zu erforschen ich aufgab, noch eben
ein Ansporn, besser zu werden und zugleich
eine Warnung vor aller Ausschweifung. …“
45 Hier war der Fisch heute früh, gerade bevor man ihn fing.
Doch das Wasser, das die Händlerin ausgiesst,
kommt gegen den heissen
Asphalt der Strasse nicht auf // 02v
und ist schon, bevor er es nur
50 begriff, nicht mehr da und verdunstet.
Die Fischhändlerin leert
den Eimer aus auf die Strasse; das Wasser
kommt gegen den heissen
Asphalt der Strasse nicht auf
05 und ist schon, bevor er es nur
begriff, verdunstet und nicht mehr da.
Der Fisch aber war heute früh,
als man ihn fing,
(mit seinen Gedanken) gerade so weit gekommen:
10 „Seit ich einmal hinaufstiess, gelockt
von dem helleren Licht und der grösseren Wärme
(von dort, heisst es, war
vor langem der Riese, der Meteor
herabgekommen und hatte viele getötet. // 03v
15 Seither liegt er, Seesterne
im Ohr, da, Polypen
auf der Brust; das Bild eines Hochfischs. Wie sehr
quält mich, dass ich ihm nicht ähnlicher bin … .),
seit ich einmal hinaufstiess,
20 wo helleres Licht und grössere Wärme
den Ort seines Eintritts bezeichnen,
fürchte ich mich: Das Kühle,
das Flüssige, was sich von selber versteht,
war nicht mehr da. Mir erstarrten
25 die Kiemen. Die Flossen
fanden nicht wieder den sanften
Widerstand des Allgemeinen, des Alls
um sich fächelnd voranzubewegen … .
Kam der Hochfisch von dort?
30 Gehn wir dorthin und verlieren Kiemen und Flossen?
Durch wieviele Tode? // 04r
Vor kurzem sank ein kleiner, ein dunkler, ein weicher
Hochfisch herab auf den grossen weissen und harten:
vielleicht eine Abart,
35 schon geschwächt und verringert,
weil es dort, jenseits, im Leeren,
auf die Dauer zu leben unmöglich?
Der Hochfisch war eine Übertreibung.
Unten muss man bleiben und die durch Wärme und Licht
40 verdächtigen Höhen vermeiden.
Wohnen will ich von morgen
ab in dem einen noch leeren
Ohr des grossen Hochfischs. Dort ist
die Erinnerung an das, was zu erforschen
45 ich aufgab, noch eben ein Ansporn,
besser zu werden, und zugleich eine Warnung // 04v
vor allem Zuviel. …“
Hier war der Fisch heute früh,
gerade als man ihn fing.
50 Doch das Wasser, das die Händlerin ausgiesst,
kommt gegen den heissen
Asphalt der Strasse nicht auf
und ist schon, bevor er es nur
begriff, verdunstet und nicht mehr da.
Die Fischhändlerin leert
den Eimer aus auf die Strasse: das Wasser
kommt nicht auf gegen den heissen
Asphalt und ist, kaum
05 er es nur begriff, schon verdunstet.
Der Fisch aber war,
als man ihn fing heute früh,
gerade so weit gekommen:
„Seit ich einmal, von Licht und Wärme
10 gelockt, dorthin hinaufstiess,
von wo vor langem der Riese // 05v
viele der unsern erschlagend,
herabgestürzt war:
der Meteor, der seither, Seesterne
15 im Ohr, auf der Brust
Polypen, daliegt, das Bild eines Hochfischs …
Seit ich einmal hinaufstiess,
fürchte ich mich: Das Kühle
war nicht mehr da, mir erstarrten
20 die Kiemen. Die Flossen
fanden keinen Widerstand mehr,
sich fächelnd voran zu bewegen … .
Kam der Hochfisch von dort, gehn wir
alle dorthin und verlieren Kiemen und Flossen?
25 Durch wieviele Tode? // 06r
Vor kurzem sank ein kleiner und weicher
Hochfisch auf den grossen und harten:
eine Abart, schon geschwächt,
weil es jenseits im Leeren
30 auf die Dauer zu leben unmöglich?
Der Hochfisch war Übertreibung.
Unten muss man bleiben und die
durch Wärme und Licht
verdächtigen Höhen vermeiden.
35 Wohnen will ich von morgen
an in dem noch freien
Ohr des grossen Hochfischs. Dort ist
die Erinnerung Ansporn und Warnung zugleich. …“ // 06v
Hier war der Fisch heute früh,
40 gerade als man ihn fing.
Doch das Wasser, das die Händlerin ausgiesst,
kommt gegen den heissen
Asphalt der Strasse nicht auf
und ist, kaum er es nur
45 begriff, schon verdunstet.
Die Fischhändlerin leert
den Eimer aus auf die Strasse: das Wasser
kommt nicht auf gegen den heissen
Asphalt und ist, kaum
05 er es nur begriff, schon verdunstet.
Der Fisch aber war
gerade so weit
als man ihn fing heute früh:
„Seit ich einmal ins Licht
10 und in die Wärme hinaufstiess,
von wo vor langem der Hochfisch, der seither,
Seesterne im Ohr, auf der Brust
Polypen, im Grund liegt,
herabgestürzt war:
15 Seit ich einmal hinaufstiess,
fürchte ich mich: Das Kühle
war nicht mehr da. Mir erstarrten
die Kiemen. Die Flossen
fanden nicht Widerstand mehr,
20 sich voran zu bewegen…
Gehn wir alle dorthin und verlieren
wie der Hochfisch Kiemen und Flossen?:
Nach wievielen Toden? // 07v
Der Hochfisch war Uebertreibung.
25 Unten muss man bleiben und die
verdächtigen Höhen vermeiden.
Wohnen will ich von morgen
an in seinem noch freien
Ohr, wo die Erinnerung ist
30 Ansporn und Warnung zugleich …“
Gerade so weit war der Fisch,
als man ihn fing, heute früh.
Doch das Wasser, das die Händlerin ausgiesst,
kommt gegen den heissen
35 Asphalt der Strasse nicht auf
und ist, kaum er es nur
begriff, schon verdunstet.
Die Fischhändlerin leert
den Eimer aus auf die Strasse: das Wasser
kommt nicht auf gegen den heissen
Asphalt und ist, kaum
05 er es nur begriff, schon verdunstet.
Der Fisch aber war
gerade so weit,
als man ihn fing heute früh:
"Seit ich einmal ins Licht
10 und in die Wärme hinaufstiess,
von wo vor langem der Hochfisch, der seither,
Seesterne im Ohr, auf der Brust
Polypen, im Grund liegt,
herabgestürzt war:
15 Seit ich einmal hinaufstiess,
fürchte ich mich: Das Kühle
war nicht mehr da. Mir erstarrten
die Kiemen. Die Flossen
fanden nicht Widerstand mehr,
20 sich voran zu bewegen …
Gehn wir alle dorthin und verlieren
wie der Hochfisch Kiemen und Flossen?:
Nach wievielen Toden? // 01v
Der Hochfisch war Uebertreibung. Unten
25 muss man bleiben und die
verdächtigen Höhen vermeiden.
Wohnen will ich von morgen
an in seinem noch freien
Ohr, wo die Erinnerung
30 Ansporn und Warnung zugleich ist … "
Gerade so weit war der Fisch,
als man ihn fing heute früh.
Doch das Wasser, das die Händlerin ausgiesst,
kommt gegen den heissen
35 Asphalt der Strasse nicht auf
und ist, kaum er es nur
begriff, schon verdunstet.
Die Fischhändlerin leert
den Eimer aus auf die Straße: das Wasser
kommt nicht auf gegen den heißen
Asphalt und ist, kaum
05 er es nur begriff, schon verdunstet.
Der Fisch aber war
gerade so weit,
als man ihn fing heute früh:
»Seit ich einmal ins Licht
10 und in die Wärme hinaufstieß,
von wo vor langem der Hochfisch, der seither,
Seesterne im Ohr, auf der Brust
Polypen, im Grund liegt,
herabgestürzt war:
15 Seit ich einmal hinaufstieß,
fürchte ich mich: Das Kühle
war nicht mehr da. Mir erstarrten
die Kiemen. Die Flossen
fanden nicht Widerstand mehr,
20 sich voran zu bewegen …
Gehn wir alle dorthin und verlieren
wie der Hochfisch Kiemen und Flossen?:
Nach wievielen Toden?
Der Hochfisch war Übertreibung. Unten
25 muß man bleiben und die
verdächtigen Höhen vermeiden.
Wohnen will ich von morgen
an in seinem noch freien
Ohr, wo die Erinnerung
30 Ansporn und Warnung zugleich ist … «
Gerade so weit war der Fisch,
als man ihn fing heute früh.
Doch das Wasser, das die Händlerin ausgießt,
kommt gegen den heißen
35 Asphalt der Straße nicht auf
und ist, kaum er es nur
begriff, schon verdunstet.
Die Fischhändlerin leert
den Eimer aus auf die Straße: das Wasser
kommt nicht auf gegen den heißen
Asphalt und ist, kaum
05 er es nur begriff, schon verdunstet.
Der Fisch aber war
gerade so weit,
als man ihn fing heute früh:
»Seit ich einmal ins Licht
10 und in die Wärme hinaufstieß,
von wo vor langem der Hochfisch, der seither,
Seesterne im Ohr, auf der Brust
Polypen, im Grund liegt,
herabgestürzt war:
15 Seit ich einmal hinaufstieß,
fürchte ich mich: Das Kühle
war nicht mehr da. Mir erstarrten
die Kiemen. Die Flossen
fanden nicht Widerstand mehr,
20 sich voran zu bewegen …
Gehn wir alle dorthin und verlieren
wie der Hochfisch Kiemen und Flossen?
Der Hochfisch war Übertreibung. Unten
muß man bleiben und die
25 verdächtigen Höhen vermeiden.
Wohnen will ich von morgen
an in seinem noch freien
Ohr, wo die Erinnerung
Ansporn und Warnung zugleich ist … « // 013
30 Gerade so weit war der Fisch,
als man ihn fing heute früh.
Doch das Wasser, das die Händlerin ausgießt,
kommt gegen den heißen
Asphalt der Straße nicht auf
35 und ist, kaum er es nur
begriff, schon verdunstet.