Manuskripte 1955
Inhalt: 135 Manuskripte und 21 Typoskripte zu 24 Gedichten (keine Endfassung)
Datierung: 14.11.1954 – 21.11.1955
Textträger: 200 Einzelblätter (A4-Format); v.a. durchscheinende Makulatur von Dissertation und Gedichttyposkripten
Umfang: 25 Dossiers, 213 beschriebene Seiten
Publikation: Die verwandelten Schiffe (12 Gedichte), GEDICHTE (1 Gedicht), Verstreutes (2)
Signatur: A-5-c/11 (Schachtel 36)
Herkunft: Nr. 1-15: braune Mappe EG 55 I; Nr. 16-25: rote Mappe EG 55 II
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften
Unten tief im Brunnen sitzend,
habe ich dich gleich erkannt:
als du mir, der ängstlich schwitzte,
ob er nackt und hungrig sitzen
05 bleiben müsse, warfst herab ein Festgewand.
Unten tief im Brunnen sitzend,
habe ich dich gleich erkannt:
als du mir mit Seidenlitzen
und mit Steinen, die im Dunkel plötzlich blitzen,
10 warfst herab ein Festgewand.
Soll ich aus dem Schlamm und Sand
mit dem Festgewand dir steigen? –
Lass mich als mein Herr und Herrscher
hier im Brunnen unten bleiben:
15 Wenn ich aus dem Brunnen stiege,
wie dann bliebe, das du mir herabgesandt,
heil und ganz dein Festgewand?
Wirf mir lieber Brot und Schinken
in den Grund, wo still ich sitze
20 und mich freu am seltnen Blinken
deiner Seide, deiner Steine,
doch seit Stunden hungrig sitze. // 07
Unten tief im Brunnen sitzend,
habe ich dich gleich erkannt:
25 als du mir, der nackt vor Ängsten schwitzte,
warfst herab das Festgewand,
warfst herab dann auch die Speise
und zuletzt zur Kletterreise
warfst herab die leichte Leiter:
30 aber diesen Aufwärtsleiter
will ich nicht. Nach eigner Weise
will ich Brunnenherrscher sein.
Unten tief im Brunnen sitzend,
wink ich dir und lache dir:
35 Bleib allein im trocknen Land.
Schon am eitlen Festgewand
habe ich dich gleich erkannt.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1955
- Besonderes: Verso: Typoskripte (Exzerpt: Joachimsen / Sebastian Franck, S. 142)
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/11_008
- Seite / Blatt: 06, 07
unten tief im Brunnen sitzend,
habe ich dich gleich erkannt:
als du mir, der ängstlich schwitzte,
ob er nackt und hungrig sitzen
05 bleiben müsse, warfst herab ein Festgewand.
Unten tief im Brunnen sitzend,
habe ich dich gleich erkannt:
als du mir mit Seidenlitzen
und mit Steinen, die im Dunkel plötzlich blitzen,
10 warfst herab ein Festgewand.
Soll ich aus dem Schlamm und Sand
mit dem Festgewand dir steigen? –
Lass mich als mein Herr und Herrscher
hier im Brunnen unten bleiben:
15 Wenn ich aus dem Brunnen stiege,
wie dann bliebe, das du mir herabgesandt,
heil und ganz dein Festgewand?
Wirf mir lieber Brot und Schinken
in den Grund, wo gern ich sitze
20 und mich freu am seltnen Blinken
deiner Seide, deiner Steine –
doch seit Stunden hungrig sitze.
Unten tief im Brunnen sitzend,
habe ich dich gleich erkannt:
25 als du mir, der nackt vor Aengsten schwitzte,
warfst herab das Festgewand,
warfst herab dann auch die Speise
und zuletzt zur Kletterreise
warfst herab die leichte Leiter:
30 aber diesen Aufwärtsleiter
will ich nicht. Nach eigner Weise // 08v
will ich Brunnenherrscher sein.
Unten tief im Brunnen sitzend
wink ich dir und lache dir:
35 Bleib allein im trocknen Land.
Schon am eitlen Festgewand
habe ich dich gleich erkannt.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1955
- Besonderes: Typoskript mit Korrekturen; Blatt beidseitig beschrieben
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: nur Jahr
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Schreibmaschine
- Signatur: A-5-c/11_008
- Seite / Blatt: 08r/v
Wenn er die Orange zerschneidet,
achtet er drauf, dass ihm der Saft
nicht den weissen Kragen verspritzt,
den er zwar jeden Tag wechselt.
05 Aber er ist nervöser als sonst
wegen des Wechsels der Lebensumstände:
weil er die Stadt plötzlich verlassen musste
und herausziehn in dieses Kloster, wo es
nur Mönche gibt, die mit Blicken
10 sein Leben zu bessern versuchen.
Aber das ist doch noch besser,
als in dem feuchten Palast zu bleiben
und sich wie weisses Fleisch immer von neuem
von der Tunke des Jammers von fünfzig
15 Frauen übergiessen und ganz
durchdringen zu lassen.
Hier wenigstens ists trocken
und niemand verlangt von ihm Trauer
um ein ängstliches Mädchen, das er
20 nur wenig und förmlich gekannt hat
(im Bett braucht man, gottseidank, nicht zu sprechen)
Hier kann er zusehn, wie man, nachdem
die Sonne unterging hinter des erstarrten
Meeres kahler Woge, die fünf Beete
25 mit Rosen mitten im Gemüseplatz giesst, // 01v
und dann, damit man nicht sieht, wie er gähnt,
hineingehn und ganz drauf achten, dass er
beim Zerschneiden der Orange
den weissen Kragen nicht verspritzt mit dem Saft.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1955
- Details: V. 04: darunter nachträglich Strich zur Strophenabtrennung
- Besonderes: Verso: gestrichenes Lorca-Zitat: „Und wer in den Schlaf sich stürzen will …“
- Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/11_009
- Seite / Blatt: 01r/v
Wenn er die Orange zerschneidet,
achtet er drauf, dass ihm der Saft
nicht den weissen Kragen bespritzt,
den er zwar jeden Tag wechselt.
05 Aber er ist nervöser als sonst:
weil er die Stadt plötzlich verliess
und herauszog in dieses Kloster, wo es
nur Mönche gibt, die mit Blicken
sein Leben zu bessern versuchen.
10 Aber das ist doch noch besser,
als in dem feuchten
Palast zu bleiben und sich
wie Pastetenfleisch immer von neuem
von der Tunke des Jammers von fünfzig
15 Frauen übergiessen und ganz
durchdringen zu lassen.
Hier wenigstens ist es trocken,
und niemand verlangt von ihm Trauer
um ein Mädchen, das er
20 nur wenig und förmlich gekannt hat
(im Bett braucht man, Gott sei dank, nicht zu sprechen) // 02v
Hier kann er zusehn, wie man,
nachdem die Sonne unterging hinter den Wogen
des erstarrten Meers, das einzige Beet
25 mit Rosen mitten im Gemüseplatz giesst
und kann dann,
damit man sein Gähnen nicht sieht,
hineingehn und genau drauf
achten, dass er beim Zerschneiden
30 der Orange den weissen
Kragen, den er zwar jeden Tag wechselt,
nicht bespritzt mit dem Saft.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1955
- Besonderes: Verso: gestrichenes Lorca-Zitat: Und wer in den Schlaf sich stürzen will …
- Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/11_009
- Seite / Blatt: 02r/v
Wenn er die Orange zerschneidet,
achtet er drauf, dass ihm der Saft
nicht den weissen Kragen und die Manschetten,
die er zwar jeden Tag wechselt, bespritzt.
05 Denn er ist nervöser als sonst schon:
weil er die Stadt so plötzlich verlassen
musste und in dieses Kloster herausziehn,
wo es nur Mönche gibt, die mit Blicken
seine Seele zu retten versuchen.
10 Aber das ist doch besser,
als in dem feuchten
Palast zu bleiben und sich
wie Pastetenfleisch immer von neuem
von der Tunke des Jammers von fünfzig
15 Frauen übergiessen und ganz
durchtränken zu lassen.
Hier wenigstens ist es trocken,
und niemand verlangt von ihm Trauer
um das Mädchen, das er
20 nur wenig und förmlich gekannt hat
(im Bett braucht man, gottseidank, nicht zu sprechen). // 04
Hier kann er zusehen, wie man,
nachdem die Sonne hinter baumlos
starren Wogen unterging, das einzige
25 Rosenbeet mitten im Gemüseplatz
giesst und kann dann, damit man
sein Gähnen nicht sieht, hineingehn
und genau drauf achten, dass er beim Zerschneiden
der Orange nicht bespritzt den weissen
30 Kragen und die Manschetten, die er
zwar jeden Tag wechselt.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1955
- Besonderes: Verso: Typoskripte↑ (Sebastian Franck, S. 139)
- Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/11_009
- Seite / Blatt: 03, 04
Wenn er die Orange zerteilt,
achtet er drauf, dass ihm der Saft
nicht den weissen Kragen und die Manschetten,
die er ohnehin jeden Tag wechselt, bespritzt.
05 Denn er ist nervöser als sonst schon:
weil er die Stadt so plötzlich verlassen
musste und in dieses Kloster herausziehn,
wo es nur Mönche gibt, die mit Blicken
seine Seele zu retten versuchen.
10 Aber das ist doch besser,
als in dem feuchten
Palast zu bleiben und sich
wie Pastetenfleisch immer von neuem
von der Jammertunke von fünfzig
15 Frauen übergiessen und ganz
durchtränken zu lassen.
Hier ist es wenigstens trocken,
und niemand verlangt von ihm Trauer
um das Mädchen, das er nur förmlich gekannt hat
20 (im Bett braucht man, gottseidank, nicht zu sprechen)
Hier kann er, nachdem die
Sonne hinter den baumlos erstarrten
Wogen unterging, zusehn, // 05v
wie man das einzige Rosenbeet mitten im Kohlplatz
25 wässert und kann dann, damit man sein Gähnen nicht sieht,
hineingehn und genau darauf achten,
dass ihm die Orange
beim Zerteilen den Kragen und die Manschetten
nicht bespritzt,
30 die er ohnehin jeden Tag wechselt.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1955
- Besonderes: Blatt beidseitig beschrieben; verso: Typoskript (Titelblatt "Anmerkungen" Sebastian Franck)
- Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/11_009
- Seite / Blatt: 05r/v
Wenn er die Orange zerteilt, achtet er drauf,
dass ihm der Saft nicht den weissen Kragen und die Manschetten, die
er ohnehin jeden Tag wechselt, bespritzt.
Denn er ist nervöser als sonst schon:
weil er die Stadt so plötzlich verlassen musste und in dieses Kloster
herausziehn,
05 wo es nur Mönche gibt, die mit Blicken seine Seele zu retten versuchen.
Aber das ist doch besser, als in dem feuchten Palast zu bleiben
und sich wie Pastetenfleisch von der Jammertunke von fünfzig Frauen
immer neu übergiessen und ganz durchtränken zu lassen.
Hier ist es wenigstens trocken, und niemand verlangt von ihm Trauer
um das Mädchen, das er nur förmlich gekannt hat.
10 (Im Bett braucht man, gottseidank, nicht zu sprechen.)
Hier kann er, nachdem die Sonne hinter den baumlos erstarrten Wogen
unterging, zusehn,
wie man das einzige Rosenbeet mitten im Kohlplatz wässert,
und kann dann, damit man sein Gähnen nicht sieht, hineingehn und
genau darauf achten,
dass ihm beim Zerteilen der Orange der Saft nicht den Kragen und die
Manschetten bespritzt,
15 die er ohnehin jeden Tag wechselt.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1955
- Details: Nachträgliche Strophenmarkierungen und -numerierung (1-5) alR
- Besonderes: Verso: Typoskript (Sebastian Franck, S. 118)
- Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/11_009
- Seite / Blatt: 06
- Werke / Chronos: Dieses enorme Gedicht, 95
Wenn er die Orange zerteilt, achtet er darauf,
dass ihm der Saft nicht den weissen Kragen und die Manschetten, die
er ohnehin jeden Tag wechselt, bespritzt.
Denn er ist nervöser als sonst schon,
weil er die Stadt so plötzlich verlassen und in dieses Kloster
herausziehen musste,
05 wo es nur Mönche gibt, die mit Blicken seine Seele zu retten versuchen.
Aber das ist doch besser, als in dem feuchten Palast zu bleiben
und sich wie Pastetenfleisch von der Jammertunke von fünfzig Frauen
immer neu übergiessen und ganz durchtränken zu lassen.
Hier ist es wenigstens trocken,
10 und niemand verlangt von ihm Trauer um das Mädchen, das er nur förmlich
gekannt hat.
(Im Bett braucht man gottseidank nicht zu sprechen.)
Hier kann er, wenn die Sonne hinter den baumlos erstarrten
Wogen unterging, zuschaun
wie man das einzige Rosenbeet mitten im Kohlplatz wässert,
und kann dann, damit man sein Gähnen nicht sieht, hineingehen und genau
darauf achten,
15 dass ihm beim Zerteilen der Orange der Saft nicht den Kragen und die
Manschetten bespritzt,
die er ohnehin jeden Tag wechselt.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1955
- Besonderes: Typoskript mit Direktkorrekturen; datiert: 1955
- Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Schreibmaschine
- Signatur: A-5-c/11_009
- Seite / Blatt: 07
Der Leuchtturm sucht zu lösen,
vergeblich, den Griff der duftlosen Felsen
um die Bucht, wo die Mutter im fahlen
Festkleid schwer atmend im Sand liegt
05 und nicht einmal abwehrt die
lose Geschichte, die der junge, ergebene
Geck ihr diensteifrig vorliest.
Noch das Surren im Ohr vom Flug
übers Meer, gehn sie befremdet,
10 bis sie erkennen die Insel, am perlenen
Knirschen des Sands.
Und die alte Frau liegt schwer atmend
und es gelingt ihr nicht einmal den jungen,
ergebenen Geck abzudrehn, der ihr
diensteifrig vorliest eine lose Geschichte.
15 Abzudrehn die matte
Leuchte des Leuchtturms,
der unbeweglich steht und nicht wagt
zu lösen die Kette
der duftlosen Felsen,
20 die fahlgrau die Bucht würgt.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1955
- Besonderes:
Der Text wird ab 13.5.1955 kombiniert mit Unbesonnen
Verso: Typoskript (Die Jahreszeiten (Der tote Vogel)), durchgestrichen - Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Letzte Fassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/11_011
- Seite / Blatt: 01
Heftig wirft die Rothaarige die Haustür
zu und ruft: „Warum lässt du sie immer offen,
Du weisst doch, ich hasse den Durchzug?<“> dem Mann nach,
der aber schon um die Ecke davonfuhr.
05 Dafür erschreckt sie den Greis, der
hinten im Garten den ganzen
Morgen ganz ruhig dasass und nicht einmal
wandte den Kopf.
Jetzt schiesst er auf, und der
10 Sturm steigt und treibt
auf den Wogen vom Meer her Gewölk
der Heuschrecken: die Glut der
Beete erstickt, eh noch
wieder beruhigt im Schloss
15 die Tür liegt, die die Rothaarige zuschlug.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1955
- Besonderes: Strophenunterteilung unsicher
- Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/11_010
- Seite / Blatt: 01
Heftig wirft die Rothaarige die Haustür
zu und ruft: „Warum lässt du sie immer offen,
Du weisst doch, ich hasse den Durchzug?“ dem Mann nach,
der aber schon um die Ecke davonfuhr.
05 Dafür erschreckt sie die Mutter, die im
Festkleid schwer atmend im Sand liegt
den ganzen Morgen schon und nicht einmal
abwehrt die lose Geschichte, die der junge,
ergebene Geck ihr diensteifrig vorliest.
10 Wie vermöchte da der Leuchtturm zu lösen
den Griff der duftlosen Felsen
um die Bucht, die wir immer –
im Ohr noch das Surren vom Flug – erst
erkennen am perlenen Knirschen des Sands.
15 Abzudrehn die matte
Leuchte des Leuchtturms
und zu lösen die Kette der duftlosen Felsen,
die fahlgrau die Bucht würgt:
Jetzt erst gelingts, wie die Mutter
20 aufschiesst. Doch nun
steigt auch der Sturm und treibt // 03
mit den Wogen vom Meer her Heuschrecken-
gewölk: die Glut der Beete
erstickt, eh noch wieder
25 beruhigt im Schloss
die Tür liegt, die die Rothaarige zuschlug.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1955
- Details: Strophen z.T. nachträglich mit Strichen abgegrenzt
- Besonderes:
Ab hier werden die Motive von Der Leuchtturm und Unbesonnen in einem Text kombiniert
Verso: Abgebrochene Typoskripte (Die Jahreszeiten (Der tote Vogel)), durchgestrichen - Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/11_010
- Seite / Blatt: 02, 03
Heftig wirft die Rothaarige
die Haustür zu und ruft: „Warum lässt du sie immer offen,
Du weisst doch, ich hasse den Durchzug?“ dem Mann nach,
der aber schon um die Ecke davonfuhr –
05 Dafür erschreckt sie die Greisin, die im
Festkleid schwer atmend im Sand sitzt,
den ganzen Tag schon und nicht einmal
aufsah
Wie vermöchte da der Leuchtturm zu lösen
10 den Griff der duftlosen Felsen
um die entlegene Bucht, die man immer
erst wieder erkennt am perlenen
Knirschen des Sands, wenn es – beharrliches Würmlein –
das Surren des Anflugs im Ohr endlich durchdringt.
15 Die schlaflos ermüdete
Leuchte des Leuchtturms
abzudrehn und zu lösen die Kette
der duftlosen Felsen:
die gräulich die Bucht würgt:
20 Jetzt erst gelingts,
wie die Greisin aufschreckt und der Sturm
steigt und mit der Woge
vom Meer her Heuschreckengewölk treibt: // 05
die Glut der Beete, im Garten
25 verborgen geduldet, ist schon erstickt,
bevor der Flügel, den die Rothaarige zuwarf,
im Nest nicht mehr zittert.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1955
- Besonderes: Verso: Typoskripte (Die Jahreszeiten (Der tote Vogel)), durchgestrichen
- Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/11_010
- Seite / Blatt: 04, 05