D Die Perle
I Ich kann doch das Mädchen,
das im grasgrünen Pijama am Haustor auf den Postboten wartet und gähnt,
nicht fragen ,–
ich kann doch den Pförtner,
05 der in seinem Verschlag Tischlampen lötet und mir die Zeitung herausreicht,
nicht fragen:
ob sie die Perle gesehen hätten,
die ich beim Erwachen heute früh in der Hand hielt.
II Ich kann sie nicht nach der Perle fragen,:
irgendwo fidie Perle
10 irgendwo fiel sie hinab,
zum Beispiel im Gespräch mit der Fürsorgerin
unter das Bild und die Karteikarte des Mathematikstudenten,
der Cello spielt und von der Strudlhofgasse in Wien kommt;
vielleicht fiel sie dort
vielleicht fiel sie dort in ein Kanalloch,
bis hinab
15 bis dort, wo ich allein, höchstens, sie finde,
wenn ich mein das Pflaster ganz aufkratze und tief
wenn ich mein das Pflaster ganz aufkratze und hinab in
wenn ich mein das Pflaster und die Abwasserkanäle tief
wenn ich mein das Pflaster und die Abwasserkanälehinabkrieche
wenn ich mein das Pflaster und die Abwasserkanäle klettere :
III Den Kopf würden das Mädchen und der Pförtner und die Fürsorgerin
schütteln,
wenn ich sie plötzlich nach einer Perle fragte,
die mir beim Erwachen heute früh in der Hand lag:
20 Sie war mir von der Muschel, die die Ebbe wegtrug, geblieben.
10.12.55