
J Das inwendige Licht (Variationen über ein Thema von Leibniz)
"Das inwendige Licht, das Gott selbst in uns anzündet,
kann durch die sinnliche Erfahrung der Welt geweckt werden",
geweckt durch den Lampenladen an der Ladenstrasse der Vorstadt,
der mir schon von weitem entgegenbleckt auf den Weg durch die Gärten:
05 diese grellste Goldfüllung in der Reihe der vielen,
die ins Gebiss aus altmodischen Villen unten eingesetzt sind,
vermag das summende Bienenkorblicht der alten Gaslampe zu wecken.
Das hindert mich nicht, die Verkäuferin anzubrummen,
weil sie mir für meine Wandlampe keine hohen roten Schirme verkaufen
kann,
10 sondern nur niedrige aus gelbem Oelpapier mit grünen Zierstreifen
und Goldrand,
wiex sie nachgerade auch Hinz und Kunz haben.
wie sie
Ihre Entschuldigung erstickt unter der Donnerlawine der Hochbahn,
die mich, wäre es nicht schon sechs Uhr, ins Zentrum brächte,
wo man alle Arten von Schirmen findet,
15 sogar solche, aus denen das inwendige Licht durch wohlverteilte
Sternlöcher leuchtet.
Dafür zertrümmert mein Löffel,
wenn ich resigniert im Bahnhofbuffet die Milch umrühre,
zugleich mit der Haut aus Versehen das Glasdach des Bahnsteigs,
wo eben Tamino ↔↓von den Treppen und aus den Pissoirs↓
20 ↔ ↑die Katzen und die Hunde mit ihren blinden Greisen↑ anlockt
und mit den Funken der Flöte allen ihr inwendig dösendes Licht weckt.
1955